Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kroatien feiert seinen „Hexer“
Torhüter Livakovic wird im Elfmeterschießen gegen Japan zum Helden
AL-WAKRAH (SID) - Luka Modric zitterte, er raufte sich die Haare – doch dann riss er die Fäuste hoch und stürmte wie alle seine Mitspieler auf Torhüter Dominik Livakovic zu. Der „Hexer“zwischen den Pfosten hatte im ersten Elfmeter-Thriller der WM den Deutschland-Schreck Japan entzaubert und den kroatischen Veteranen den steinigen Weg ins Viertelfinale geebnet. Von Modric gab es ein Küsschen auf den Kopf, von Ivan Perisic eines auf die linke Wange.
Livakovic parierte drei Elfmeter, das Duell vom Punkt endete mit 3:1. „Es ist mehr der Instinkt und eine Analyse der Schützen“, berichtete der 27-Jährige von Dinamo Zagreb: „Das ist alles. Ein Elfmeterschießen ist immer eine unsichere Sache und riskant.“Die japanischen Versuche? „Sie waren nicht schwer zu halten, sie waren aber hart geschossen.“
Von den untröstlichen Japanern scheiterte unter anderem Kapitän Maya Yoshida von Schalke 04 am Keeper von Dinamo Zagreb. Zuvor war Vize-Weltmeister Kroatien mit einem Kraftakt gegen die spielstarken Japaner zurückgekommen – nach 90 und 120 Minuten hatte es 1:1 gestanden. Zum dritten Mal stehen die Kroaten in Katar in der K.o.-Runde einer Weltmeisterschaft: 1998 wurden sie Dritter, 2018 Zweiter – und 2022? Zwar sind ihre Auftritte noch nicht weltmeisterlich, doch Trainer Zlatko Dalic und sein routinierter Spielmacher Modric leiten ein erfahrenes, kampfstarkes und zähes Team, das sehr schwierig aus der Bahn zu werfen ist.
Das bewies im Al-Janoub-Stadion auch die Reaktion auf das Gegentor durch Daizen Maeda, der die Japaner erstmals im Turnier mit 1:0 in Führung brachte (44.). Es war zugleich der erste japanische Treffer bei dieser WM vor der Halbzeitpause.
Kroatien schien das lange nicht hochklassige Spiel vor 42.523 Fans in Al-Wakrah danach zu entgleiten, weitere Offensivkräfte liefen sich warm, als Dejan Lovren einen wunderbaren Ball in den Strafraum schlug. Der umtriebige Perisic, einst bei Bayern München, köpfte mustergültig ins lange Eck (55.). Im Elfmeterschießen parierte Livakovic gegen Takumi Minamino, Kaoru Mitoma und Yoshida. Japans Nationaltrainer Hajime Moriyasu war aber auch nach dem Achtelfinal-Aus seines Teams bei der WM in Katar stolz. „Das Resultat ist unglücklich für uns. Aber die Spieler können zuversichtlich sein, weil sie auf der größten Bühne mitgehalten haben. Ich hoffe, sie machen so weiter. Der japanische Fußball kann weiter wachsen“, sagte Moriyasu.
„Wir haben das Viertelfinale nicht erreicht und konnten diesen Meilenstein nicht setzen. Aber wir haben gegen Spanien und Deutschland gewonnen, das sind ehemalige Weltmeister. Japan kann große Siege auf der Weltbühne einfahren“, sagte der 54 Jahre alte Moriyasu. Die Spieler um Europa-League-Sieger Daichi Kamada hätten „eine neue Ära begründet“, führte der Coach weiter aus. In der Vorrunde haben die Blue Samurai jeweils mit 2:1 gegen Deutschland und Spanien gewonnen. Das DFB-Team schied deshalb in der WM-Vorrunde aus.