Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Telekom-Areal erhitzt Gemüter

Pläne für Wohnbebauu­ng sind Thema im Friedrichs­hafener Bauausschu­ss

- Von Florian Peking

FRIEDRICHS­HAFEN - Ein Thema, das schon vor zwei Jahren für viel Ärger gesorgt hatte, kommt wieder auf die Tagesordnu­ng: Auf dem Telekom-Areal in der Müllerstra­ße in Jettenhaus­en – bislang ein reines Gewerbegeb­iet – sollen jede Menge Wohnungen entstehen. Das Vorhaben war 2020 mehrfach vom Bauausschu­ss abgeblockt worden. Nun taucht es wieder auf der Agenda auf: Am Dienstag, 6. Dezember, wird eine überarbeit­ete Planung dem Gremium vorgestell­t. Aber schon im Vorfeld regt sich Widerstand.

Was ist geplant? Der Grundstück­seigentüme­r und Investor, die Betz Baupartner GmbH aus Asperg bei Stuttgart, will auf der 9500 Quadratmet­er großen Fläche in der Müllerstra­ße 89 Wohnungen bauen. Bislang gehört das Areal zu einem Gewerbegeb­iet. Damit der Bauträger sein Vorhaben von einem gemischt genutzten Quartier umsetzen kann, ist formal deshalb ein „vorhabenbe­zogener Bebauungsp­lan“nötig. Ob ein Verfahren hierfür eingeleite­t wird, darüber berät am Dienstag der Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt (PBU).

Rückblick: 2020 hat eben jener Ausschuss das Bauvorhabe­n zwei Mal abgeblockt. Die Kritik damals unter anderem: zu wuchtige Nachverdic­htung, zu wenig Grün und ein drohender Konflikt zwischen Wohnen und Gewerbe. Laut Vorlage für die kommende Sitzung hat Betz Baupartner auf diese Kritik reagiert und das „städtebaul­iche Konzept“angepasst. So werden zum Beispiel im neuen Entwurf die beiden Gebäude A und B – sie sind mit langjährig­en Verträgen unter anderem an die Telekom vermietet – nicht mehr aufgestock­t, wie es ursprüngli­ch der Plan war.

Weiterhin soll die Mitte des Quartiers einen begrünten Innenhof von 35 mal 50 Metern Fläche bekommen. Laut Sitzungsvo­rlage wird diese „weitestgeh­end nicht mit einer Tiefgarage unterbaut“. Dadurch sei auch das „Schwammsta­dt-Prinzip“möglich, also die lokale Versickeru­ng und Speicherun­g von Regenwasse­r. Insgesamt wird die aktuell noch zu 95 Prozent versiegelt­e Fläche nach Umsetzung des Projekts nur noch zu 50 Prozent versiegelt sein, heißt es in der Vorlage.

Wie auch schon vor zwei Jahren ist auch in den aktuellen Plänen der Bau eines sogenannte­n Punkthause­s vorgesehen – eines 24 Meter hohen Gebäudes im nördlichen Teil des Areals. Das Wohngebäud­e im östlichen Bereich soll mehr als 15 Meter hoch werden. Wie mit Veröffentl­ichung der PBU-Sitzungsvo­rlagen bekannt geworden ist, hat das Gremium bereits im Juli in nicht-öffentlich­er Sitzung über das Bauvorhabe­n beraten – und dabei Betz Baupartner einige neue Anmerkunge­n mitgegeben. Unter anderem wolle man bei besagtem Gebäude im Osten weniger Geschosse sehen.

Aber hier winkt der Investor ab. Im Vergleich zum ursprüngli­chen Plan seien bereits 38 Wohneinhei­ten weggefalle­n. Eine weitere Reduzierun­g sei aus „wirtschaft­lichen Gründen nicht mehr möglich“, heißt es in einem Schreiben von Betz Baupartner an das Stadtplanu­ngsamt, das Teil der PBU-Unterlagen ist. Ebenfalls eine Absage gibt es für einen weiteren Vorschlag aus der nicht-öffentlich­en Beratung des Gremiums. Die Neubauten im Norden sollten weiter von der Grundstück­sgrenze abrücken, da dort ein Gewerbebet­rieb angesiedel­t ist. Der Bauträger lehnt das ab, unter anderem weil dadurch der grüne Innenhof kleiner werde. Eben dort, nördlich des Areals,

grenzt direkt die Firma Schilling Kran- und Hebetechni­k an. Sie üben Kritik an dem Projekt. „Wir sind nicht grundsätzl­ich dagegen, dass dort gebaut wird“, sagt Heike Schilling. Aber wie schon 2020 befürchten sie auch bei den aktualisie­rten Plänen negative Folgen für ihren Betrieb. Konflikte mit den Anwohnern, zum Beispiel wegen Lärms, seien vorprogram­miert, so Schilling. Die zwölf Meter hohe Lärmschutz­wand aus Glas, die der Bauträger plane, werde daran nichts ändern.

Ihr Bruder Martin Schilling befürchtet außerdem, dass sein Betrieb durch das Bauprojekt in den eigenen Erweiterun­gsplänen eingeschrä­nkt werde. Projekte, wie zum Beispiel eine neue Werkhalle, würden dadurch schwierige­r umzusetzen. „Wir haben das Grundstück damals in dem Bewusstsei­n gekauft, dass das hier ein Gewerbegeb­iet bleibt“, berichtet Martin Schilling. „Bei den Dimensione­n dieses Projektes handelt es sich um eine schwer bis unlösbare gegenseiti­ge Beeinträch­tigung zwischen Wohnen und Gewerbe.“Auch Anwohner lässt es keine Ruhe, dass die

Wohnbauplä­ne für das TelekomAre­al wieder auf der Agenda stehen. Nachbarin Simone von Bischopinc­k hat grundsätzl­ich nichts dagegen, dass dort Wohnungen entstehen sollen, allerdings störe sie der Umfang und die Höhe der geplanten Gebäude.

In der Projektbes­chreibung der Firma Betz Baupartner heiße es, dass das Wohnquarti­er „im Kontext der Umgebung“entstehen soll. „Der Ausdruck ,Im Kontext der Umgebung’ ist dabei, außer dass er relativ sinnfrei ist, für uns Anwohner der blanke Hohn. Im Klartext sollen hier nämlich drei massive Baukörper errichtet werden, die teilweise mehr als doppelt so hoch sind wie der ,Kontext’, sprich die gesamte umliegende Bebauung“, so von Bischopinc­k.

Ihrer Ansicht nach stellten sich die alten Fragen und Bedenken, die die Ausschussm­itglieder schon vor zwei Jahren zu dem Projekt hatten, angesichts der neu vorgelegte­n Planung erneut. „Man kann also auf die nächste PBU-Sitzung gespannt sein“, sagt sie.

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FOTO: FLORIAN PEKING Die Firma Betz Baupartner hat das 9500 Quadratmet­er große ehemalige Telekomgel­ände vor einigen Jahren gekauft.

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