Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Friedrichshafener Weinstube Glückler ist Geschichte
Das neue Gebäude mit Wohnungen und Gewerbefläche soll in zwei Jahren fertig sein
FRIEDRICHSHAFEN - Die Weinstube Glückler ist endgültig Geschichte. Nach der Entrümpelung rückte ein Bagger an, der sich Stück für Stück durch den einst traditionsreichen Gasthof in der Olgastraße gefressen hat – bis Mitte November nichts mehr davon übrig war. Der Plan ist, an der Stelle ein Wohn- und Geschäftshaus zu errichten. Die Vorbereitungsarbeiten laufen bereits.
Hinter dem Projekt steht die Kapitalpartner Holding GmbH aus Markdorf als Eigentümerin. Auf dem Grundstück soll ein Gebäude mit sechs Wohnungen entstehen, die durchschnittlich 93 Quadratmeter groß sind. Im Erdgeschoss ist eine Gewerbefläche mit 85 Quadratmetern vorgesehen. „Insgesamt rechnen wir konservativ mit einer Bauzeit von knapp zwei Jahren“, berichtete Kai Schafheutle, der sich zusammen mit Heiko Schafheutle die Geschäftsführung teilt, zu Beginn der Abrissarbeiten.
Viele Häfler haben es sich in dem Lokal gegenüber des Graf-ZeppelinHauses in den vergangenen Jahrzehnten schmecken lassen – nach einem Konzert, während einer Vereinsversammlung, in der Fasnet oder einfach nur so. Entsprechend laut war der Aufschrei, als die Stadt Anfang 2022 die Genehmigung für einen Neubau erteilte. Davor war die
Weinstube, die es seit 1899 gab, allerdings schon monatelang geschlossen. Eine Überprüfung des Landesamtes für Denkmalpflege hatte bereits Ende 2019 festgestellt, dass im Bezug auf das Gebäude „die strengen Kriterien des baden-württembergischen Denkmalschutzgesetzes zum Schutz als Kulturdenkmal nicht erfüllt“seien.
In der Begründung hieß es unter anderem, dass die Architektur und Ausstattung in ihrer Qualität nicht ausreichen würden. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört und danach wieder aufgebaut. Das Ende des Gasthauses war besiegelt, als die Kapitalpartner Holding GmbH wegen „der schlechten Bausubstanz“eine Sanierung ausschloss. Da half auch eine Demonstration gegen den Abriss nicht mehr, die das Netzwerk für Friedrichshafen initiiert hatte.
Vorübergehend kam noch einmal Leben in die Bude, als die Kapitalpartner Holding GmbH das Gebäude der Stadt für die Unterbringung von ukrainischen Geflüchteten zur Verfügung stellte. Doch schon bald nachdem die Ukrainerinnen und Ukrainer ebenso wie das Begegnungscafé umgezogen waren, standen Baucontainer vor dem und Bauzäune um das Haus herum. Inzwischen ist die Weinstube Glückler verschwunden, Bagger und Ramme bereiten – weithin zu hören – den Neubau vor.