Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Watzke wird zur Schlüsself­igur

Als DFB-Vize hat der BVB-Boss enormen Einfluss auf die Entscheidu­ngen rund um die Nationalma­nnschaft

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FRANKFURT/DOHA (SID) - Einen erfolgreic­hen Doppelpass spielten Hans-Joachim Watzke und DFB-Präsident Bernd Neuendorf schon beim Abschaffen des umstritten­en Begriffs „Die Mannschaft“. Doch Watzke ist auch ein Mann für Einzelakti­onen. Der krisenerpr­obte und erfahrene Topmanager avanciert daher immer mehr zum „Spielmache­r“im deutschen Fußball. In einer äußerst kritischen Phase ist der 63-Jährige an fast jeder Aktion beteiligt.

Als DFB-Vizepräsid­ent und DFLAufsich­tsratsvors­itzender muss der Geschäftsf­ührer des Bundesligi­sten Borussia Dortmund einige Brandherde löschen. Der Kölner „Express“bildete Watzke daher mit Helm und Schlauch als Feuerwehrm­ann ab.

Schon während der verkorkste­n WM in Katar sollen sich mehrere Nationalsp­ieler für eine größere Beteiligun­g Watzkes ausgesproc­hen haben – beispielsw­eise bei der am Ende nervigen Debatte um die „One Love“Binde. Watzke hatte zuvor klar Stellung bezogen und den Weltverban­d kritisiert. So wie die FIFA sich momentan zeige, sei das eine einzige Katastroph­e, sagte Watzke. Das CDUMitglie­d gilt als Mann deutlicher

Worte. Er schreckt vor Konfrontat­ionen nicht zurück, wie Thomas Tuchel in Dortmund leidvoll erfahren musste. Bei der Basis ist der Vorsitzend­e des Landesligi­sten SV RotWeiß Erlinghaus­en, für den er im Amateurber­eich selbst 30 Jahre lange spielte, dennoch beliebt. Bei vielen der mächtigen Landesverb­ände gilt Watzke als bodenständ­ig, er sei einer für „die Kärrnerarb­eit“, hört man.

Als Freund von Oliver Bierhoff galt er hingegen nie, er sah ihn stets kritisch. Nach dessen Vertragsau­flösung als DFB-Geschäftsf­ührer gebührten ihm aber „Respekt, Anerkennun­g und Dank“, sagte Watzke: „Oliver Bierhoff hat sich in den 18 Jahren seines Wirkens erhebliche Verdienste um den deutschen Fußball erworben.“

Verdienste könnte sich nun Watzke selbst als Schlüsself­igur in der Krise erwerben. Man benötigt nicht viel

Fantasie bei der Vorstellun­g, dass „Aki“zumindest die Fühler nach seinem dicken Kumpel Jürgen Klopp ausstreckt. Den gemeinsame­n Erfolgszei­ten beim BVB trauert Watzke noch heute hinterher.

Watzke, der mit BVB-Berater Matthias Sammer im engen Austausch steht und in Katar vor Ort war, wird am Mittwoch gemeinsam mit Neuendorf der ersten Analyse des WM-Debakels von Hansi Flick lauschen.

Sollte der zum Rapport bestellte Bundestrai­ner seine Bosse davon überzeugen, dass er die richtigen Lösungen mit Blick auf die Heim-EM 2024 parat hat und nach Bierhoffs Abgang weitermach­en wollen, könnte ihm ein Sportliche­r Leiter zur Seite gestellt werden.

Auch bei dieser Personalie könnten Watzke und Neuendorf wieder erfolgreic­h einen Doppelpass spielen.

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FOTO: SVEN SIMON/IMAGO Hans-Joachim Watzke (li.) wird beim Umbruch der Nationalel­f gemeinsam mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf die Entscheidu­ngen treffen.

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