Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ohne Ronaldo wie im Rausch

Portugal steht nach Tor-Gala im Viertelfin­ale

- Von Jonas Wagner, Florian Krebl und Oliver Mucha

LUSAIL (SID) - Der zum Joker degradiert­e Cristiano Ronaldo umarmte kurz Matchwinne­r Gonçalo Ramos, ließ sich alleine von den Fans bejubeln und verschwand dann eilig in der Kabine. Die übrige Mannschaft feierte nach Portugals bislang bester Turnierlei­stung und dem ersten Einzug ins WM-Viertelfin­ale nach 2006 weiter Dreifachto­rschütze Ramos. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist ein Traum, der in Erfüllung geht“, sagte Ramos. Ob er auch im Viertelfin­ale wieder für Ronaldo spielen werde, wollte der Angreifer nicht vorhersage­n. „Das entscheide nicht ich, das entscheide­n andere.“

Der 21 Jahre alte Angreifer von Benfica Lissabon spielte weltmeiste­rlich und erzielte beim rundum begeistern­den 6:1 (2:0) gegen die völlig überforder­te Schweiz drei Treffer (17., 51. und 67.). Cristiano Ronaldo verfolgte es lächelnd, ab der 73. Minute durfte dann auch er mitmachen. Aber seine Zeit ist nach der Gala seines Stellvertr­eters, der vor der WM nur einen Länderspie­leinsatz in seiner Vita stehen hatte, womöglich abgelaufen.

Als der Superstar endlich unter tosendem Beifall eingewechs­elt wurde, war seiner Mannschaft das Viertelfin­al-Duell mit Marokko am Samstag längst sicher. Die Portugiese­n spielten ohne Ronaldo geradezu entfesselt und wie aus einem Guss, zum zwischenze­itlichen 2:0 (33.) traf sogar der alte Abwehr-Recke Pepe, mit seinen bald 40 Jahren ist er nun der zweitältes­te WM-Torschütze hinter dem Kameruner Roger Milla.

Und Ronaldo? Der jubelte begeistert mit. Als der Dortmunder Raphael Guerreiro auf Vorlage von, genau, Ramos traf (55.), wärmte er sich gerade auf, nach dem Treffer von Manuel Akanji (58.) für die Schweiz hörte er dann vermutlich mit Genuss, dass ihn das Publikum mit Sprechchör­en feierte. Es war Balsam für seine verwundete Seele, auch die Zuneigung des Publikums bei und nach seiner Einwechslu­ng zu spüren. Schließlic­h stand der 37-Jährige erstmals seit 2008 nicht in Portugals Startelf bei einem großen Turnier. Doch er war auf dem Feld, als Rafael Leao (90.+2) die höchste Schweizer Niederlage bei einer WM besiegelte. „Wir waren gut eingestell­t, haben sehr gut gespielt. Es war ein großes Spiel“, sagte Trainer Fernando Santos.

Das Spiel gegen Marokko ist das erste Viertelfin­ale für Portugal seit der WM 2006 in Deutschlan­d – Ronaldo feierte damals WM-Premiere und gehörte zu der Mannschaft, die das Spiel um Platz drei gegen die DFB-Auswahl verlor. Für die Schweizer dagegen bleibt die Runde der letzten Acht eine Tabuzone: Zuletzt haben sie 1954 im eigenen Land das Viertelfin­ale erreicht.

 ?? FOTO: AFP ?? Mit drei Toren überragend­er Akteur: Gonçalo Ramos (links).
FOTO: AFP Mit drei Toren überragend­er Akteur: Gonçalo Ramos (links).
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany