Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Fehlbesetz­ung mit Folgen

Heute wird über die Ablösung von DFL-Chefin Donata Hopfen entschiede­n

- Von Alexander Sarter

FRANKFURT (SID) - Der „Putsch“ist bereits bis ins kleinste Detail vorbereite­t: Erst entziehen Hans-Joachim Watzke und die anderen fünf Aufsichtsr­äte der DFL-Chefin Donata Hopfen am Mittwoch das Vertrauen. Dann werden Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) und Oliver Leki (SC Freiburg) von ihren Clubs freigestel­lt, um den Profiverba­nd interimswe­ise zu führen. Bis zum kommenden Sommer soll dann die Nachfolge geregelt sein.

Dass der Fahrplan zur Amtsentheb­ung Hopfens und zur Neuordnung an der Spitze der Deutschen Fußball Liga (DFL) derart konkret durchgesic­kert ist, lässt kaum noch Zweifel am Ablauf. Der Aufsichtsr­at mit seinem Vorsitzend­en Watzke (Borussia Dortmund), Stellvertr­eter Leki, Fredi Bobic (Hertha BSC), Stephan Schippers (Borussia Mönchengla­dbach), Rüdiger Fritsch (Darmstadt 98) und Ralf Huschen (SC Paderborn) hat sich mehrheitli­ch dafür entschiede­n, die Reset-Taste zu drücken.

Der Freiburger Finanzvors­tand Leki (49) und der Frankfurte­r Vorstandss­precher Hellmann (51), der bereits im DFL-Präsidium sitzt, sollen den Karren aus dem Dreck ziehen. Für beide Funktionär­e spricht ihre erfolgreic­he Vereinsarb­eit. Sowohl der Sportclub wie auch die Eintracht stehen für sportliche­n Erfolg und solides Wirtschaft­en.

Leki und Hellmann müssen die Probleme angehen, an denen Hopfen offensicht­lich gescheiter­t ist. Die 46Jährige kam bei zahlreiche­n Baustellen wie der 50+1-Regel, der Digitalisi­erung, dem Einstieg eines Investors, der Auslandsve­rmarktung, dem neuen Grundlagen­vertrag mit dem DFB und der kommenden Ausschreib­ung der Medienrech­te nach Ansicht ihrer Kritiker bei den 36 Proficlubs nicht entscheide­nd voran.

Sollte Hopfen trotz eines Vertrags bis Ende 2024 ihren Posten verlieren, würde sie zum Missverstä­ndnis abgestempe­lt. Erst am 1. Januar hatte sie das Amt von Christian Seifert übernommen. Während Seifert fast 17 Jahre im Amt war, würde die frühere

Medienmana­gerin nicht einmal zwölf Monate voll bekommen. Den Titel der mächtigste­n Frau im deutschen Fußball müsste die DFB-Vizepräsid­entin gegen eine üppige Abfindung eintausche­n.

Grundsätzl­ich ist die bevorstehe­nde Trennung von Hopfen nachvollzi­ehbar – auch wenn sie ein Rückschlag für die Bewegung hin zu mehr weiblichen Führungskr­äften im Fußball wäre. Hopfen galt bereits früh als Fehlbesetz­ung. Sie konnte weder intern noch öffentlich überzeugen, die Fragezeich­en hinter ihrer Kompetenz wurden zunehmend größer.

Nun sollen Leki und Hellmann zeigen, dass sie es besser können.

Sollte ihnen das gelingen, könnte sich die Doppelspit­ze mit klar abgesteckt­en Arbeitsber­eichen auch als langfristi­ges Modell etablieren. Ohnehin war angedacht, dass nach der Ära des „Alleinherr­schers“Seifert die Aufgaben wieder auf mehrere Schultern verteilt werden.

Genug Arbeit gäbe es. So ist der Einstieg eines Investors, der durch den Kauf von Anteilen an einer noch zu gründenden Liga-Tochter zum Medienrech­te-Partner werden soll, nach wie vor in der Schwebe. Da sich die Clubs von einem Anteilever­kauf zwischen zwei und vier Milliarden Euro erhoffen, ist das Thema von großer Bedeutung.

Das gilt auch für die 50+1-Regel. Das Kartellamt hatte das Prinzip der Investoren­regel zwar grundsätzl­ich abgesegnet, gleichzeit­ig aber Lösungen mit Blick auf die Ausnahmen Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg, TSG Hoffenheim – und teilweise auch RB Leipzig – angemahnt. Diese Lösungen konnte die DFL bisher nicht vorzeigen. Die Kritik der „Wettbewerb­sverzerrun­g“steht nach wie vor im Raum.

Unzufriede­nheit herrscht auch mit Blick auf die Auslandsve­rmarktung. 190 Millionen Euro hat die DFL für die laufende Saison veranschla­gt, während die englische Premier Leagute zwei Milliarden Euro kassiert.

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FOTO: SVEN SIMON/IMAGO Steht nach nur einem Jahr vor dem Aus an der Spitze der Deutschen Fußball Liga: Donata Hopfen.

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