Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Der Prediger schlägt den Football-Star

Demokrat Raphael Warnock gewinnt Wahl in Georgia und wird erster schwarzer Senator des Bundesstaa­ts

- Von Thomas J. Spang

ATLANTA - Eigentlich sollte ein Sieg Herschel Walkers bei den Stichwahle­n im Senatsrenn­en von Georgia als Kulisse für dessen Förderer Donald Trump herhalten, der gerade erst einen erneuten Anlauf auf das Weiße Haus angekündig­t hatte. Doch es kam anders als erhofft. Die schwarze Football-Legende unterlag dem Prediger der „Ebenezer Baptist Church“Raphael Warnock am Dienstag mit 51 zu 48 Prozent oder knapp 100.000 Stimmen Unterschie­d.

US-Präsident Joe Biden rief Warnock noch in der Wahlnacht an, um ihm zu seinem Erfolg zu gratuliere­n. Dies sei auch ein Sieg über den Extremismu­s und Trumps „Make-America-Great-Again“-Ideologie.

Walkers Schlappe wird nicht nur von unabhängig­en Experten, sondern zunehmend auch von Kritikern in der eigenen Partei im Kontext einer Phalanx schwacher Kandidaten gesehen, die Trump gegen traditione­lle Bewerber durchgeset­zt hatte.

Statt bei den „Midterms“deutliche Mehrheiten im Kongress zu erringen, erreichten die Republikan­er nur eine hauchdünne Mehrheit im Repräsenta­ntenhaus und büßten im Senat sogar einen Sitz ein. Dort können die Demokraten mit 51 zu 49 Stimmen künftig alle Ausschüsse mehrheitli­ch besetzen, die Tagesordnu­ng bestimmen, Untersuchu­ngKomitees einsetzen und Richter sowie Mitglieder der Regierung bestätigen, ohne auf die Stimme von Vizepräsid­entin Kamala Harris in Patt-Situatione­n angewiesen zu sein.

„Das war das sechste Mal in Folge, dass ein Demokrat Trump oder einen von Trump unterstütz­ten Kandidaten in Georgia geschlagen hat“, beschwerte sich der republikan­ischen Kongressab­geordnete Will Hurd über die Negativbil­anz des Ex-Präsidente­n. Es werde Zeit, „diesen verrückten Bullshit hinter uns zu lassen“und eine Zukunft auf konservati­ven Prinzipien zu bauen. Der unterlegen­e Senatskand­idat Walkers erkannte seine Niederlage gegen Warnock noch in der Wahlnacht an. Von dem eigentlich­en Verlierer war dagegen nichts zu vernehmen.

Herr Kiesewette­r, die Republikan­er waren mal so etwas wie die amerikanis­che Schwesterp­artei der CDU. Was ist davon nach vier Jahren Trump übrig geblieben? Wir haben natürlich weiterhin gute Verbindung­en zu einigen Republikan­ern. Man kann nicht alle über einen Kamm scheren. Es gibt Rechtskons­ervative, es gibt Zentristen. Wir halten Kontakt zu den Gemäßigten. Ich persönlich tendiere in vielen Fragen aber eher zu den Demokraten. Die Republikan­er müssen sich noch deutlich erneuern.

Von den gemäßigten Republikan­ern wurden viele nicht wiedergewä­hlt. Zumindest im Repräsenta­ntenhaus, in dem die Republikan­er jetzt die Mehrheit stellen, kommen viele Abgeordnet­e neu hinzu, die Trumps Lüge von der gestohlene­n

In Georgia haben die Republikan­er im Rennen um einen heiß umkämpften Senatssitz eine Niederlage eingesteck­t. Was bedeutet das für die Partei?

Der unterlegen­e republikan­ische Kandidat, Herschel Walker, kann getrost als Trumpist bezeichnet werden, was deutlich zeigt, daß die Macht von Donald Trump innerhalb der Partei weiter zurückgeht. Durch den Wahlsieg von Raphael Warnock verfügen die Demokraten nun über eine Mehrheit von 51 zu 49 Sitzen im Senat, was für Präsident Biden das Regieren in einigen Bereichen, beispielsw­eise bei der Ernennung von Richtern, deutlich einfacher machen wird. Ich hoffe, daß die Republikan­er

Sind die Republikan­er denn noch eine Partei der transatlan­tischen Zusammenar­beit?

Es gibt diese isolationi­stischen Tendenzen. Aber im Grunde eint uns mit den Republikan­ern wie auch den Demokraten ein ganz starkes transatlan­tisches Band. Die Amerikaner haben erkannt, dass sie weltweit Verbündete

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FOTO: IMAGO Raphael Warnock gewinnt die Wahl in Georgia und wird Senator.

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