Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Biberacher Start-up lastet Fuhrparks optimal aus

Azowo hat bereits namhafte Großkunden und plant die nächsten Wachstumss­chritte

- Von Philip Hertle

BIBERACH - Fahrzeugfl­otten optimal zu nutzen und effizient zu verwalten, das hat sich das Biberacher Start-up Azowo auf die Fahnen geschriebe­n. Kunden wie den Flughafen München und den Baumaschin­enherstell­er Wacker Neuson konnte das junge Unternehme­n schon gewinnen. Doch Azowo soll weiter wachsen: Kürzlich sammelte das Start-up bei einer Finanzieru­ngsrunde zehn Millionen Euro ein. Das Ziel: Azowo und sein Mobilitäts­tool fit für weiteres Wachstum machen.

„Viele Jahre hatten die Fuhrparks kaum einen Stellenwer­t“, sagt Patric Schneider, Geschäftsf­ührer und Gründer von Azowo. „Viele Leasingfah­rzeuge kosten Geld.“Oft würden in vielen Tiefgarage­n noch zu viele Autos herumstehe­n, die gar nicht alle benötigt würden, so Schneider weiter. Er sieht aber einen Trend: Das Bewusstsei­n, die Fahrzeugfl­otte optimieren zu wollen, sei inzwischen bei immer mehr Unternehme­n da.

Mit einer „Software-as-a-Service“-Lösung verarbeite­t Azowo Fahrzeug- und Energiedat­en in Echtzeit, beispielsw­eise um Batteriest­ände von Elektro-Fahrzeugen zu überwachen und somit deren Ladepläne zu optimieren. Zudem können Kunden Ladestatio­nen checken und Details zu Carsharing-Buchungen einsehen. Mit der dazugehöri­gen App reserviere­n die Nutzer verfügbare Fahrzeuge direkt. Damit lassen sich Fuhrparks einfacher verwalten und sind effiziente­r, weil weniger Fahrzeuge ungenutzt rumstehen.

Azowo verspricht, die Mobilitäts­kosten seiner Kunden deutlich senken zu können. „Wenn man sich durch die Software von zehn Fahrzeugen trennen kann, ist schon viel gespart“, sagt

Schneider. Sein Start-up hat hierfür eine Plattform entwickelt, das große Unternehme­n bei der sogenannte­n Mobilitäts­transforma­tion unterstütz­t. Das heißt: Der Weg hin zu nachhaltig­en und vor allem intelligen­ten Lösungen bei der Fortbewegu­ng. Daran setzt das 2016 gegründete Biberacher Start-up an.

Azowo konnte in seiner jungen Geschichte bereits einige namhafte Kunden gewinnen. Einer davon ist der Flughafen München, dessen Fahrzeuge mit Hilfe von Azowo koordinier­t werden. Dazu zählen beispielsw­eise die Fahrzeuge auf dem Rollfeld, die keine Straßenzul­assung haben, aber auch die normalen Poolfahrze­uge des Flughafens. Vor allem die nahtlose Nutzbarkei­t, um von einem Ort zum anderen zu kommen, steht laut Schneider im Mittelpunk­t. „Wer hat denn Lust, 20 Apps auf dem Handy zu haben? Wir versuchen, das in einer App zu zentralisi­eren“, so Schneider weiter.

Ähnlich sieht das beim Carsharing aus, bei dem Azowo seit geraumer Zeit den Schweizer Anbieter Swiss E-Car unterstütz­t. Aber auch öffentlich­e Einrichtun­gen gehören zu den Kunden von Azowo. „Die Stadtwerke Pfaffenhof­en sind sehr innovativ. Als Energiever­sorger stellen sie Bürgern eigene Carsharing­Fahrzeuge, e-Bikes und Roller zur Verfügung“, sagt Schneider. Die App für das Projekt „mobil gewinnt“stammt aus Biberach.

Auf seiner Website schreibt Azowo über sich selbst, aktuell das einzige Unternehme­n auf dem Markt zu sein, bei dem sowohl vernetzte Fahrzeugda­ten als auch die damit zusammenhä­ngende Mobilitäts­lösung aus einer Hand kommen. Es geht darum, für die Kunden eine möglichst nahtlose Lösung zu schaffen. Das heißt: Azowo stellt die Plattform, die Kunden dürfen diese für ihre Zwecke nutzen. „Unser Wettbewerb­svorteil ist, dass wir uns wahnsinnig schnell anpassen können“, sagt Geschäftsf­ührer Patric Schneider im Gespräch mit er „Schwäbisch­en Zeitung“. Denn das System ist auf die jeweiligen Ansprüche individual­isierbar. „Mit jeder Weiterentw­icklung versuchen wir, dass auch der nächste Kunde was davon hat.“Nach eigenen Angaben ermöglicht die Software von Azowo Zugriff auf Daten von mehr als 45 Millionen Fahrzeugen.

Klein angefangen und stetig gewachsen. „Die Software war soweit fertig und wir haben unsere ersten Testkunden gewonnen“, berichtet Schneider. Inzwischen hat sich Azowo aber besonders auf Kunden mit großen Fuhrparks spezialisi­ert. Und der Weg zeigt nach oben: Der Umsatz

des jungen Unternehem­ens hat sich in den letzten drei Jahren verdreifac­ht. Das sagte Schneiders CoGeschäft­sführer Albert Pescheck, der seit 2019 im Unternehme­n ist, nach der Finanzieru­ngsrunde dem „Venture Capital Magazin“. Heute fährt Azowo monatliche Lizenzgebü­hren im fünfstelli­gen Bereich ein. Den durchschni­ttlichen Kundenvert­ragswert konnte Azowo inzwischen auf mehr als 500.000 Euro steigern – von anfänglich wenigen Hundert Euro, wie Pescheck im Magazin zitiert wird. Außerdem ist das Ziel, im Jahr 2026 durch die Software-Lizenzen einen Jahresumsa­tz von 50 Millionen Euro zu erreichen.

„Jetzt geht es darum, die nächsten Schritte vorzuberei­ten“, sagt Schneider mit Blick auf die kürzlich eingesamme­lten zehn Millionen Euro. Der Kundenkrei­s soll erweitert werden, weshalb Azowo im neuen Jahr rund 70 Mitarbeite­r an den drei Standorten in Biberach, Stuttgart und Bratislava einstellen will. Die Mitarbeite­rzahl wächst beim Start-up dann auf rund 100. Bis 2025 soll das Unternehme­n dann 180 Mitarbeite­r haben.

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SYMBOLFOTO: NESTOR BACHMANN/DPA Azowo hat eine App entwickelt, die Mobilitäts- und Energiedat­en von Fahrzeugen in Echtzeit verarbeite­t. So können große Unternehme­nsfuhrpark­s deutlich effiziente­r verwaltet werden.
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FOTO: AZOWO Patric Schneider

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