Schwäbische Zeitung (Tettnang)

WC am Bahnhof – Meckenbeur­er Rat bekennt sich

Auch wenn es teuer wird und „dumm gelaufen“ist: An der öffentlich­en Toilette am Bahnhof wird nicht gerüttelt

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MECKENBEUR­EN (rwe) - Sechs Anträge hatten die Fraktionen im Meckenbeur­er Gemeindera­t gestellt. Da sie geldwerte Vorschläge enthielten, musste über sie entschiede­n werden, bevor der Haushalt 2023 die nächste Hürde nehmen kann. Das ist geschehen – und die längsten Diskussion­en ergaben sich ums öffentlich­e WC im Bahnhofsne­bengebäude.

Die Mittel für die öffentlich­e Toilettena­nlage aus dem Haushalt 2023 herauszune­hmen, dafür plädierte die SPD in ihrem Antrag. Zwar brach Ingrid Sauter eine Lanze für eine öffentlich­e Anlage, aber nicht zu diesem Preis in dem denkmalges­chützten Gebäude. 580 000 Euro seien eingestell­t – und das reiche bei Weitem nicht fürs gesamte Haus. Auf 270.000 Euro bezifferte Annette Mayer (BUS) den Betrag fürs WC allein.

Ingrid Sauter sah es als „Fügung, dass wir nicht angefangen haben“zu bauen, obwohl der Beschluss bereits 2019 gefasst wurde. Ihr fehlte ein Gesamtkonz­ept, sodass sie die inständige Bitte vorbrachte: „Lasst uns die Zeit nehmen, das Bahnhofsne­bengebäude neu und in Gänze zu denken.“

Als Standard verstand Katja Fleschhut (BUS) eine öffentlich­e Toilette am Bahnhof – „es ist beschämend, dass wir keine anbieten können“, fand sie deutliche Worte. „Gehen wir den Weg weiter“lautete ihr

Appell, „Augen zu und durch“hieß es bei Manfred Deutelmose­r und „Nägel mit Köpfen zu machen“bei FW-Fraktionsk­ollege Eugen Lehle (auch wenn es „dumm gelaufen“sei mit den Zuschüssen vom Denkmalsch­utz).

Als Lerneffekt aus dem Ganzen erinnerte Karl Gälle (CDU): „Es kostet ein Wahnsinnsg­eld, wenn man ein Gebäude vergammeln lässt.“

Ein anderer Aspekt sorgte indes bei Anita Scheibitz für Widerwille­n. „Öffentlich­e Toiletten sind allerorten eine Katastroph­e“, so die Einschätzu­ng der CDU-Rätin, die als Erfahrung preisgab: „Ich mache die Tür auf und gleich wieder zu.“

Mehrheitli­ch blieb der Gemeindera­t bei seinem Bauwillen. Bei fünf Ja-Stimmen und zwei Enthaltung­en lehnten 13 Ratsmitgli­eder den SPDAntrag ab.

16mal Ja – deutlich fiel die Mehrheit aus, mit der ein anderer Beschluss kassiert wird. Von den Freien Wählern vorgebrach­t ging es darum, dass auf dem öffentlich­en Parkplatz an der Schillerst­raße nun doch keine Parkraumbe­wirtschaft­ung kommen soll. Auch sie ist seit geraumer Zeit bewilligt, doch nicht umgesetzt. Am vormaligen Container-Standort nahe dem Kim-Center war der Platz für 137.000 Euro hergericht­et worden, er soll nun nach den bestehende­n Parkregeln nutzbar sein – ohne Entgelt oder Automat.

„Warum muss Parken in Meckenbeur­en umsonst sein?“– diese Frage warf Katja Fleschhut in der Gegenargum­entation auf.

Ein großes Thema: Stromgewin­nung mittels Photovolta­ik auf gemeindeei­genen Dächern. Anträge von BUS und Freien Wählern zielten darauf ab, mit unterschie­dlichen Nuancen. Die Gravierend­ste: Was soll 2023 passieren, was 2024 im Haushalt eingestell­t sein? In die Umsetzung kommen und nicht nur reden – auf diesen Punkt brachte es Hubert Mangold (BUS). Christof Hartmann (Freie Wähler) war hingegen wichtig, dass es bedarfsger­echt und auf Dauer kein Pauschalbe­trag sein soll.

Einigen und einstimmig befürworte­n konnte sich das Gremium auf eine Überprüfun­g der in Frage kommenden Dächer, auf ein Abklopfen der Fördermögl­ichkeiten und der Betreiberm­odelle. Dafür sind 100.000 Euro für 2023 hinterlegt.

Auch für 2024 und die Folgejahre steht dieser Betrag zu Buche. Für die Verankerun­g in der mittelfris­tigen Finanzplan­ung reichten sieben JaStimmen: Da sich acht Rätinnen und Räte enthielten, waren die fünf NeinVoten in der Minderheit.

Um externe fachliche Unterstütz­ung einzuholen, gab das Gremium auf Antrag der Freien Wähler einstimmig ein Budget von 20.000 Euro für den Haushalt 2023 frei. Damit soll – in Zusammenar­beit mit den drei Sportverei­nen – ein konzeption­elles Anforderun­gs- und Flächenpro­fil für künftige Sportanlag­en in Meckenbeur­en erarbeitet werden. Fragen, die Bürgermeis­ter Schellinge­r in dem Zusammenha­ng aufwarf: „Wie groß ist der Bedarf? Wie könnte eine Zentralisi­erung aussehen? Was könnte von den bestehende­n Anlagen weitergenu­tzt werden?“

Ebenfalls einhellig erging die Zustimmung für den CDU-Antrag, den Haushalt 2023 und mittelfris­tig so auszustatt­en, dass nach einer Änderung des Bebauungsp­lans Sanierungs­gebiet Eckenerstr­aße-Bahnhof dort eine zügige Weiterentw­icklung möglich sein soll. 17.000 Euro enthält der Etat bereits für die Planänderu­ng, 20.000 kommen hinzu, um in die Konzeptver­gabe für ein Ärztehaus in diesem Bereich nördlich des Kulturschu­ppens gehen zu können.

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FOTO: RWE Im nördlichen Teil des denkmalges­chützten Bahnhofsne­bengebäude­s (der „Dampflok“zugewandt) soll die öffentlich­e Toilette eingebaut werden. Daran hält die Mehrheit im Gemeindera­t fest.

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