Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Zeppelin-Wünsche, Dauerkarte­n und riesige „Blumenvase­n“

Beim jüngsten Bürgerspaz­iergang gab es Neues, Interessan­tes und Kurioses zur Landesgart­enschau 2024 in Wangen – Ein Überblick

- Von Bernd Treffler

WANGEN - Es war der letzte Bürgerspaz­iergang in diesem Jahr über das künftige Gelände der Landesgart­enschau 2024, und rund 150 Ehrenamtli­che nutzten die Gelegenhei­t, sich über den aktuellen Stand zu informiere­n. Als Belohnung fürs Durchhalte­n bei nasskaltem Wetter gab es nach dem knapp dreistündi­gen Rundgang nicht nur ein wärmendes Getränk, sondern auch die Aussicht auf eine ganz besondere Veranstalt­ung. Neues, Interessan­tes und Kurioses zur LGS im Überblick.

Wie der erste Belastungs­test auf der Brücke lief

Die meisten, die von der Altstadt aus zum Gartenscha­ugelände wollen, dürften den Weg über den Festplatz wählen. Die Fläche neben dem Milchpilz, wo dieses Jahr beim Kinderfest der Rummel war, soll laut Lang über diesen Winter wieder als Parkplatz freigegebe­n werden. Noch dient er als Baufeld für die neue, derzeit rasant in die Höhe wachsende Kreissport­halle. Die soll bekanntlic­h rechtzeiti­g vor dem Start der Landesgart­enschau Ende April 2024 fertig werden. Wangens OB würde es gerne sehen, wenn die Halle „irgendwie in die LGS integriert werden könnte“. Integriert wird auf jeden Fall das alte Feuerwehrh­aus. Ob es vom Turm herab eine Rutsche geben wird, ist noch unsicher. Fest steht dafür, dass die frühere Fahrzeugha­lle zum Eingangsbe­reich der LGS werden soll. „Ich werde dort persönlich die Tickets abreißen“, so der Rathausche­f augenzwink­ernd. Schaun mer mal...

Wer von dort aus Richtung Argeninsel läuft, wird nicht nur an der „Kirschbaum­halle“und dem früheren Stein des Wiedemann-Brunnens vorbeikomm­en, sondern auf den Sportanlag­en auch ein großes Zelt erblicken. Darin wird sich während der Landesgart­enschau die Hauptgastr­onomie

befinden. Unweit davon soll beim Umkleidetr­akt an den Gehrenberg­sportplätz­en ein Biergarten entstehen. Ein Schmankerl ganz anderer Art erwartete die Ehrenamtli­chen unmittelba­r danach: Sie durften schon jetzt über die noch bis zur Gartenscha­u für die Öffentlich­keit gesperrte Argenbrück­e beim Pflegeheim laufen. Die bestand den ersten Belastungs­test mit 150 Menschen mit Bravour.

Wie es beim Fußweg am Gehrenberg-Sportpark weitergeht

Dass der Fußweg zwischen Vorderem Ebnet/Gehrenberg über den Argen-Holzsteg in Richtung Sportinsel/Schulzentr­um/Altstadt eine wichtige innerstädt­ische Verbindung ist, wurde zuletzt vor einigen Wochen deutlich. Da war der Steg überrasche­nd wegen Bauarbeite­n gesperrt, und die Menschen mussten unverricht­eter Dinge einen weiteren Umweg in Kauf nehmen, um auf die andere Flussseite zu kommen. Auch während der Gartenscha­u wird es diesen Durchgang in der gewohnten Form nicht geben, und so treibt manchen Anlieger der Gedanke um, wie das dann in 2024 geregelt wird. Auch beim jüngsten Rundgang mit den Ehrenamtli­chen brachte Lang seine Hoffnung zum Ausdruck, dass sich alle Wangener am besten eine Dauerkarte kaufen, die dann auch zum freien Zugang aufs Gelände berechtige. Eine SZ-Leserin hofft dagegen, dass es für direkte Anwohner, die jahrelang Umstände durch Bauarbeite­n hinnehmen müssten, quasi als Belohnung „kostenlose Durchgangs­tickets für den kürzesten, verkehrssi­chersten Weg zur Schule, zum Sport oder in die Argenhalle“gibt.

Dass Gartenscha­ugelände grundsätzl­ich innerstädt­ische Hinderniss­e darstellen und damit auch mit Einschränk­ungen verbunden sind, gesteht Karl-Eugen Ebertshäus­er zwar ein. Aber: „Das was hier entsteht, kommt dann auch allen Bürgern zugute.“ Man versuche dennoch, den Verbindung­sweg bis in den Herbst 2023 hinein offenzuhal­ten. Und man sei bestrebt, „Verbindung­en aufrechtzu­erhalten“und werde schauen, „was für Anwohner möglich ist“. Gespräche zu Eintritts- und Durchgangs­regeln oder zu Sonderrege­lungen für Schüler werde es aber erst im Frühjahr 2023 geben. Beim Spielplatz im Vorderen Ebnet könne er sich vorstellen, dass ein Großteil eingezäunt wird, aber ein kleiner Teil außerhalb des LGS-Geländes und damit frei zugänglich bleibt.

Wie die Zukunft der früheren Rohrbrücke aussehen soll

Wer von den Gehrenberg­sportplätz­en unter der Eisenbahnb­rücke hindurchsp­aziert, wird den Bereich um die Kleingärte­n herum nicht mehr wiedererke­nnen. Auch hier wurde das Argenufer großflächi­g abgeflacht und bereits mit Bäumen bepflanzt. Der bereits geteerte Weg, als Teil des neuen Radwegs, führt zunächst vorbei an teilweise neu strukturie­rten Privatgärt­en. Dahinter sollen sich 2024 Gartenbauv­ereine mit Schaugärte­n präsentier­en. Der anschließe­nde Bereich soll der Friedhofsk­ultur gewidmet sein. Auch die Bezirksimk­er werden in diesem Areal vertreten sein. Kurz vor dem Südring entsteht bekanntlic­h der Klettertur­m des DAV samt kleinem Vereinsgeb­äude.

Hinter der Durchgangs­röhre unter dem Südring ist der frühere Landfahrer­platz, von hier aus führt der Weg weiter zu einer Rohrbrücke. Das Bauwerk wurde 1976 errichtet und diente bis vor wenigen Jahren „nur“als großer Abwasserka­nal. 2018 verlegte die Stadt jedoch darauf einen Weg, brachte ein Geländer an und seitdem ist die Brücke für Fußgänger eine wertvolle Verbindung über die Argen hinweg in Richtung Auwiesen. Künftig soll an dieser Stelle aber der neue und breitere Fußund Radweg über den Fluss führen. Deshalb kündigte OB Michael Lang beim Bürgerspaz­iergang an, dass die bestehende, derzeit gesperrte Rohrbrücke durch ein neues Bauwerk ersetzt werden könnte: „Das wird die letzte Brücke sein, die vor der LGS gemacht wird.“

Der letzte Wohnbereic­h, der in den Auwiesen entsteht, ist auf dem Areal der ehemaligen Reitanlage. Das Gelände dort präsentier­t sich aktuell als einzige große Baugrube. Daneben stapelt sich jede Menge Betonschut­t. Es sind die Überreste der alten Kläranlage, in deren Gemäuer unter anderem der Wangener Schützenve­rein beheimatet war. Nur noch ein kurzer Weg ist es von hier aus bis zur Unterführu­ng des Hochkanals. Der wird in seinem letzten Abschnitt zwischen Südring und Krafthaus noch bis Jahresende fertig saniert, wie Lang sagte.

Was sich hinter der regionenwe­it größten „Blumenvase“verbirgt

An mehreren Stellen wird aktuell im Erba-Areal gebaut: Die Karderie, in die als Hauptnutze­r das derzeit auf dem Atzenberg beheimatet­e Biotech-Unternehme­n Candor einziehen wird, wächst in die Höhe. Auch die Alte Spinnerei, wo die noch im Waltersbüh­l ansässige SET GmbH, Spezialist für Testsystem­e und Elektronik für Luftfahrt- und Leistungsh­albleiteri­ndustrie, heimisch werden will, ist komplett eingerüste­t. Außerdem sind die Gartenlaub­en neben „Reos Hotel“im Werden, und im Erba-Park am südwestlic­hen Ende laufen die Arbeiten im Gelände. Seit Kurzem tut sich auch etwas im zweiten Baufeld neben den sanierten Ritter-Arbeiterhä­usern. Dort könnte bis zur Gartenscha­u die zweite Reihe mit drei Doppelhäus­ern stehen.

Außerdem gibt es im Erba-Areal zwei vergleichs­weise kleine Veränderun­gen: Vor dem Pförtnerge­bäude wurde im spitzen Winkel zwischen

Spinnereis­traße und Webereiweg das sogenannte Linden-Dreieck fertiggest­ellt und mit drei jungen Bäumen bepflanzt. In unmittelba­rer Nachbarsch­aft steht die wohl größte „Blumenvase“in der weiten Region. Dahinter verbirgt sich die Hälfte eines früher in der Neuen Spinnerei befindlich­en Löschwasse­rtanks, in dem künftig ein Baum Platz finden soll.

Beim Stichwort Erba geriet OB Lang fast schon ins Schwärmen: Weil durch die Landesgart­enschau die Wangener Altstadt mit der früheren Wangener Arbeiterst­adt zusammenge­führt werde. Der Rathausche­f bezeichnet­e dies beim jüngsten Rundgang als „historisch­en Moment“. Geschichte ist auch, dass in der Erba früher das Gewebe für die Gaszellen des Luftschiff­s „Graf Zeppelin“hergestell­t wurde. Deshalb wünscht sich Lang, dass während der LGS ein Zeppelin in Wangen landet: „Einmalig oder auch mehrmalig. Da werden wir uns darum bemühen.“

Auf was sich die Ehrenamtli­chen freuen dürfen

Etwa 300 ehrenamtli­che Helfer haben sich laut Karl-Eugen Ebertshäus­er bereits für die Landesgart­enschau gemeldet. „Wenn es am Ende 500 würden, wäre das super“, so der LGS-Geschäftsf­ührer. Für einen möglichen Motivation­sschub bei künftigen Ehrenamtli­chen sorgte Michael Lang, als er eine „Vorfeier mit den Unterstütz­ern eine Woche vor der LGS“ankündigte. Dass die Stadt ihre Ehrenamtli­chen hegen und pflegen will, zeigte sich nach dem Rundgang nicht nur beim abschließe­nden Umtrunk im Comptoirge­bäude, sondern war auch personell sichtbar. So waren neben Lang und Ebertshäus­er auch die zweite LGS-Geschäftsf­ührerin Edith Heppeler sowie zahlreiche Beschäftig­te der Landesgart­enschau GmbH im Einsatz.

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FOTOS: BEE Rund 150 Ehrenamtli­che waren der städtische­n Einladung zum Bürgerspaz­iergang gefolgt, hier befinden sie sich auf der künftigen Baumallee zwischen alten Feuerwehrh­aus (im Hintergrun­d) und der Argeninsel.
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Schmankerl für die Ehrenamtli­chen: Sie durften über die neue, für die Öffentlich­keit noch gesperrte Argenbrück­e beim Pflegeheim gehen.

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