Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Drogendealer nutzt vom FBI programmierte Krypto-App
28-Jähriger aus Göppingen vor Gericht – Polizei fand bei ihm Dutzende Kilo Betäubungsmittel
GÖPPINGEN (sz) - Weil er eine nur vermeintlich sichere Krypto-App für seine Rauschgiftgeschäfte genutzt hat, erhebt die Staatsanwaltschaft Ulm dieser Tage Anklage gegen einen heute 28 Jahre alten Mann aus Göppingen. Laut Mitteilung der Staatsanwaltschaft legt man ihm das unerlaubte Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge in sieben Fällen zur Last. Außerdem soll er noch eine Schusswaffe unerlaubt geführt haben. Der entscheidende Hinweis auf die „Geschäfte“des Mannes kamen vom amerikanischen Federal Bureau of Investigation (FBI, deutsch etwa „Bundesamt der Ermittlung“).
Der Göppinger hatte eine Verschlüsselungsoder Krypto-App auf sein Mobiltelefon geladen. Über diese, so die Ulmer Staatsanwaltschaft, habe er mit seinen „Geschäftspartnern“kommuniziert. „Sie gingen davon aus, vor Abhör- und Überprüfungsmaßnahmen der Strafverfolgungsbehörden in besonderem Maße geschützt zu sein“, schreibt der Oberstaatsanwalt.
Schlecht für die Kriminellen: Das FBI hatte diese App selbst entwickelt, um Zugriff auf die Kommunikation von kriminellen Organisationen zu erhalten. Über die Endgeräte, auf welchen diese App installiert wurde, war jedem Nutzer nach Erhalt eine eindeutige Identifikation zugewiesen, die nicht geändert werden konnte. Außerdem konnten die Nutzer der App nach der Installierung nur noch mit den anderen Nutzer der App kommunizieren, während anderes Telefonieren oder Surfen im Internet mit diesem Endgerät nicht mehr möglich war. Das FBI stellt die so mitgeschnittenen Daten den Strafverfolgungsbehörden auch anderen Ländern zur Verfügung, in diesem Fall dem Bundeskriminalamt in Wiesbaden.
Über die Auswertung der KryptoChat-Nachrichten, welche die Betäubungsmittelgeschäfte
dokumentierten, kamen die Behörden auf die Spur des Göppingers. Der Oberstaatsanwalt erklärt: „Obergerichtlich ist geklärt, dass die Erkenntnisse aus der Auswertung der KryptoHandys vor deutschen Gerichten verwertet werden dürfen.“
Die Anklage wirft dem Mann vor, im Zeitraum zwischen Februar 2021 bis September 2021 in sieben Fällen Betäubungsmittel wie Kokain, Amphetamin und Marihuana jeweils im Kilobereich bezogen und anschließend gewinnbringend im Raum Göppingen veräußert zu haben. Insgesamt soll der 28-Jährige acht Kilogramm Kokain, 15 Kilogramm Amphetamin und 39 Kilogramm Marihuana für einen Gesamtpreis von über 400.000 Euro erworben haben. Der Marktwert des gehandelten Betäubungsmittels dürfte bei über einer halben Million Euro gelegen haben. Bei seiner Festnahme soll er zudem noch unter seinem Fahrersitz eine scharfe Schusswaffe mit sich geführt haben, ohne eine entsprechende waffenrechtliche Erlaubnis dafür besessen zu haben.
Der Tatverdächtige hat sich laut Staatsanwaltschaft zu den ihm zur Last gelegten Betäubungsmittelgeschäften nicht geäußert. Er befindet sich seit Mitte September 2022 in Untersuchungshaft.