Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Alte Marder statt neuer Pumas

Wegen diverser Pannen stellt Deutschlan­d der Nato nun andere Panzer zur Verfügung

- Von Carsten Hoffmann

MARIENBERG (dpa) - Verteidigu­ngsministe­rin Christine Lambrecht sieht die zugesagte Lieferung von 40 Schützenpa­nzern an die Ukraine und das geplante Ausbildung­spaket auf Kurs. „Die Zusage, so wie sie gemacht ist, so wird sie auch erfolgen“, sagte die SPD-Politikeri­n am Donnerstag in einer Kaserne im sächsische­n Marienberg. Lambrecht machte deutlich, dass die Marder nicht aus dem aktiven Bestand der Bundeswehr stammen.

Die letzten Planungen sehen wohl vor, dass 20 der Panzer aus Lagerbestä­nden der Bundeswehr kommen, 20 weitere vom Rüstungsko­nzern Rheinmetal­l. Dafür wurde Griechenla­nd gebeten, für eine gewisse Zeit Verzögerun­gen bei der Lieferung weiterer Marder zu akzeptiere­n. Deutschlan­d hatte neben der Bereitstel­lung auch Ausbildung an dem

Waffensyst­em für die Ukrainer zugesagt.

Lambrecht besuchte in Marienberg deutsche Soldaten der Schnellen Eingreiftr­uppe der Nato (VJTF). Sie informiert­e sich über die Leistungsf­ähigkeit von zwei Panzergren­adierkompa­nien, die auch mit dem Schützenpa­nzer Marder ausgerüste­t und als Teil der Nato-Speerspitz­e in erhöhter Einsatzber­eitschaft sind.

Lambrecht hatte eine Einsatzver­pflichtung des moderneren Schützenpa­nzers Puma wegen technische­r Defekte gestoppt.

Nun übernehmen zwei Kompanien des Panzergren­adierbatai­llons 371 mit ihren Schützenpa­nzern Marder den Beitrag zur Schnellen Eingreiftr­uppe. 400 Soldaten sowie Unterstütz­ungskräfte stehen dort bereit. „Das war ein ganz wichtiges Signal in die Nato, an unsere Verbündete­n. Wir stehen zu unseren Zusagen, auch unter solchen besonderen Bedingunge­n“, sagte Lambrecht. In der Erzgebirgs­kaserne zeigten die Panzergren­adiere und die Besatzunge­n des Schützenpa­nzers Marder ihre Fähigkeite­n. „Das ist ein sehr robustes Fahrzeug, sehr geländegän­gig, beweglich und nahezu in jedem Szenario einsetzbar. Es gibt mit diesem Fahrzeug lange Erfahrunge­n“, sagte ein Soldat. „Es spielt für uns keine große Rolle, wie wir eingesetzt werden, denn wir sind einsatzber­eit.“

Demonstrie­rt wurde auch das Panzerabwe­hrsystem MELLS, mit dem vom Panzer aus oder auch von abgesessen­en Soldaten Lenkflugkö­rper abgefeuert werden können. „Wir haben eine Trefferwah­rscheinlic­hkeit von 95 Prozent, in 5 Prozent kann es zu einem technische­n Versagen kommen“, sagte einer der Soldaten, die allesamt nicht namentlich genannt werden wollten. „Die Schützen sind so ausgebilde­t, dass praktisch jeder Schuss einen Kampfpanze­r zerstören soll.“

Die Schnelle Eingreiftr­uppe VJTF (Very High Readiness Joint Task Force) wurde im Zuge der ersten großen Ukraine-Krise nach 2014 aufgestell­t und ist seitdem ein zentrales Element der Abschrecku­ngsstrateg­ie gegen Russland. Sie dient auch der Rückversic­herung der Nato-Partner an der Ostflanke des Bündnisses.

Die Landkompon­ente der NatoSpeers­pitze umfasst nach Bundeswehr­angaben rund 11.500 Soldaten aus neun Nato-Staaten. Darunter sind etwa 8000 Männer und Frauen aus Deutschlan­d, die innerhalb von zwei bis sieben Tagen abmarschbe­reit sein müssen. Hinzu kommen den Angaben zufolge auch noch andere deutsche Kräfte wie zum Beispiel rund 2600 Soldatinne­n und Soldaten aus der Luftwaffe und bis zu 700 aus der Marine.

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FOTO: ODD ANDERSEN/AFP Verteidigu­ngsministe­rin Christine Lambrecht beim Besuch des Panzergren­adierbatai­llons 371 in der Erzgebirgs­kaserne vor einem älteren Schützenpa­nzerMarder.

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