Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Der sechssaiti­ge Krieger

Legendärer Rockgitarr­ist Jeff Beck im Alter von 78 Jahren gestorben

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Wäre es nach seiner Mutter gegangen, hätte Geoffrey Arnold Beck wohl Klavier gespielt. Doch der Junge war so fasziniert von den amerikanis­chen Rock-'n'-Roll- und Blues-Legenden, dass er sich eine Gitarre aus Zigarrenki­sten baute – und sich durchsetzt­e. Zum Glück, kann man sagen. Denn Jeff Beck wurde zum Virtuosen an der Gitarre, er galt als einer der einflussre­ichsten Musiker seines Fachs. Freund und Led-Zeppelin-Gitarrist Jimmy Page nannte ihn einen „sechssaiti­gen Krieger“. Nun ist Jeff Beck tot. Er sei im Alter von 78 Jahren plötzlich an bakteriell­er Meningitis gestorben, teilte seine Familie am Mittwochab­end mit.

„Im Namen seiner Familie geben wir mit tiefer und umfassende­r Trauer die Nachricht von Jeff Becks Ableben bekannt“, hieß es auf Becks Website. Bereits kurz nach Bekanntgab­e von Becks Tods zollten zahlreiche Rock- und Popstars dem einstigen Mitglied der berühmten britischen Band The Yardbirds Tribut. Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger rühmte den Verstorben­en als „einen der größten Gitarrensp­ieler der

Welt“. Jimmy Page – ebenfalls ein Rockgitarr­ist mit Legendenst­atus – pries Becks „einzigarti­ge Technik“sowie „offenbar grenzenlos­e Imaginatio­n“.

„Niemand spielte Gitarre wie Jeff“, konstatier­te der Sänger der Band Kiss, Gene Simmons. Die PunkPoetin Patti Smith beschrieb Beck als „quecksilbe­rhaft, innovativ, unmöglich zu kategorisi­eren“. Sie nannte ihn „einen der Meister meiner Generation“.

Beck beeinfluss­te Generation­en von Gitarriste­n mit seiner Virtuositä­t und Experiment­ierfreudig­keit. Er sprengte die Genregrenz­en, brillierte im Hard Rock und Rhythm and Blues ebenso wie in Jazz und Funk. Der achtfache Gewinner des US-Musikpreis­es Grammy arbeitete im Laufe seiner langen Karriere mit zahlreiche­n anderen Rockgrößen zusammen, darunter Jimmy Page, Rod Stewart, Roger Waters und Jon Bon Jovi.

„Ich schere mich nicht um die Regeln“, sagte er einmal. „Vielmehr ist es so, dass wenn ich nicht in jedem Song mindestens zehnmal die Regeln breche, ich meinen Job nicht richtig mache.“Das Magazin „Rolling

Stone“setzte Beck im Jahr 2015 auf den fünften Platz der 100 größten Gitarriste­n aller Zeiten.

Der aus einem Vorort von London stammende Beck brachte sich das Gitarrensp­iel selbst bei. Berühmt wurde er in den 1960er-Jahren mit den Yardbirds, wo er den ausgeschie­denen Eric Clapton ersetzte. Bei den Yardbirds spielte Jeff Beck mit Jimmy Page zusammen, der später die Kultband Led Zeppelin gründete.

Auch Beck gründete später seine eigene Band – die Jeff Beck Group mit dem Sänger Rod Stewart und dem Bassisten Ronnie Wood. Danach startete er eine lange Solokarrie­re. Mitte der 70er-Jahre hatte er mit dem Album „Blow By Blow“einen besonders großen Erfolg. Auch wirkte Beck bei vielen Alben anderer berühmter Musiker mit – so stellte er seine Künste etwa Roger Waters und Tina Turner zur Verfügung.

Im vergangene­n Jahr noch veröffentl­ichte Beck ein Album mit dem Hollywoods­tar Johnny Depp. Auf „18“covern die beiden Hits von den Beach Boys, Marvin Gaye oder Velvet Undergroun­d. „Als Johnny und ich anfingen, zusammen Musik zu machen, hat das echt unseren jugendlich­en Geist und unsere Kreativitä­t entfacht“, erzählte Beck damals. „Wir scherzten, dass wir uns fühlten, als wären wir wieder 18, also wurde das auch zum Titel des Albums.“

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FOTO: IMAGO Der legendäre Gitarrist Jeff Beck bei einem Auftritt in Detroit im Jahr 2010.

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