Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Erste Tasche war aus ihrer Lieblingsjeans
Upcycling-Manufaktur von Monika Merk erhält „Echt nachhaltig Bodensee“-Urkunde
TETTNANG - Hopfensäcke, Feuerwehrschläuche oder alte Schlauchboote – Monika Merk macht aus fast allem Taschen. Die „MKA Upcycling Taschen“-Manufaktur der Tettnangerin wurde in den Räumen der Tourist-Information Tettnang am Mittwoch mit der „Echt nachhaltig“-Urkunde der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH ausgezeichnet.
Im Keller des Hauses in Fünfehrlen liegen alte Feuerwehrschläuche, ausgediente Schlauchboote, tarngrüne Bundeswehrzelte, die Hüllen von Turnmatten oder Luftmatratzen und jede Menge ausrangierte Jeanshosen. Aus all dem fertigt Monika Merk Taschen, Holster, Rucksäcke, Hüllen für Handys oder Computer, Badetaschen oder Einkaufs- und Dekokörbe. Nur rund 35 Quadratmeter groß ist ihre Kellerwerkstatt. Fünf Nähmaschinen stehen darin. Das teilweise dicke und schwere Material verarbeitet sie mit einer alten Pfaff-Industrienähmaschine. „Da ist noch alles aus Metall. Das ist robust und man kann es ölen“, beschreibt sie die Maschine,
die inzwischen schon 80 Jahre durch fast jeden Stoff rattert.
„Die erste Tasche habe ich aus meiner Lieblingsjeans genäht, weil ich die einfach nicht wegwerfen wollte“, erzählt Merk, wie die Idee entstand. Seit 2009 hat sie ihre Taschenmanufaktur. An Material, das sie zu Taschen upcyceln kann, fehlt es ihr nicht. Und auch Ideen, was sich daraus machen lässt, hat die Tettnangerin reichlich. „Mein Materiallager platzt aus allen Nähten“, gibt sie lachend zu.
Individuelle Unikate entstehen auch aus den Lieblingsstücken ihrer Kunden. Ein Modell nähte sie aus der Lederhose, die schon der Vater einer Kundin getragen hatte. Aus einem alten Koffer und lange getragenen Handschuhen wünschte sich ein Kunde seinen ganz persönlichen Rucksack. Immerhin 20 Prozent ihrer Kunden sind Männer. Gekauft werden die Taschen mit dem roten MKA-Logo von allen Altersgruppen. Neuerdings hat sie auch Einkaufsund Dekokörbe im Sortiment.
Inzwischen hat die Tettnangerin aber auch Großaufträge. Für die
Schaffner, die in Bayern auf den „GoAhead“-Linien unterwegs sind, fertigte sie 200 Holster mit Fächern für Lesegerät, Handy und Lochzange. Hopfensäcke aus Tettnang sind Material für Taschen mit ganz besonderem Lokalcolorit, denn auf den Säcken ist in riesigen Lettern „Tettnanger Aromahopfen“aufgestempelt. Das taucht dann auch auf den Taschen auf.
Zur Verleihung der Nachhaltigkeitsurkunde bringt Merk eine Tasche mit, bei der sie eine Landkarte von der Bodenseeregion verarbeitet hat. „Rund vier Stunden Näharbeit stecken in einer Tasche“, erklärt sie. Die Tragegurte sind oft aus Sicherheitsgurten von alten Autos. Bevor zugeschnitten und genäht werden kann, muss Monika Merk alles erst einmal gründlich waschen und reinigen.
„Ich lebe schon lange nach dem Prinzip, Sachen wiederzuverwerten“, sagt Merk. „1996 hat uns der Metzger noch aus dem Laden geschmissen, wenn wir die Ware in die mitgebrachte Dose verpackt haben wollten. Heute kommt jeder mit seinem Topf in den Laden“, freut sich Merk, dass sich Nachhaltigkeit durchsetzt.
Dass die Tettnangerin Monika Merk die „Echt nachhaltig“Urkunde verdient, war für Nikola Nielsen, Projektmanagerin Nachhaltigkeit, bei der Deutschen Bodensee-Tourismus GmbH (DBT) ganz schnell klar. Liane Huber von der Tourist-Information freut sich, dass inzwischen zwei Projekte aus Tettnang bei „Echt nachhaltig“mit dabei sind. Im vergangenen Jahr war bereits die Saatgutinitiative „Tatgut“von Patrick Kaiser aus Laimnau ausgezeichnet worden.
Insgesamt gehören inzwischen 42 regionale Ideen zum Label. Die DBT etablierte 2021 die Dachmarke „Echt nachhaltig Bodensee“, „um die Region als Lebensraum, Urlaubsdestination und Existenzgrundlage langfristig zu schützen und zu bewahren“, heißt es seitens der DBT.
Infos
Weitere unter
www.echt-bodensee.de
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