Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Sorge bei Handwerksbetrieben
Knapp zwei von drei Handwerksbetrieben rechnen mit Umsatzausfällen
BODENSEEKREIS (sz) - Kaufzurückhaltung, Auftragsstornierungen und hohe Energiekosten machen den Betrieben im Gebiet der Handwerkskammer Ulm zu schaffen: Die Betriebe zwischen Ostalb und Bodensee blicken deshalb zunehmend besorgt in die Zukunft. Das belegt eine Umfrage der Handwerkskammer Ulm unter ihren Mitgliedsbetrieben, die Ende 2022 erstellt worden ist.
Demnach berichten drei von fünf Handwerksbetrieben derzeit von Umsatzausfällen. Am häufigsten betroffen seien Handwerker im Lebensmittelbereich, gefolgt von KfzBetrieben und privaten Dienstleistungsund Gesundheitshandwerken. Jeder zweite Betrieb nennt die Kaufzurückhaltung der Kundinnen und Kunden als Hauptursache für ausbleibende Umsätze. Etwa jeder vierte Betrieb beobachtet Auftragsstornierungen aufgrund gestiegener Beschaffungsund Energiekosten. Davon betroffen sind vor allem die Bauhauptgewerke sowie Kfz-Werk- stätten. Die gestiegenen Beschaffungsund Energiepreise führten bei etwa jedem sechsten Betrieb zu einer eingeschränkten Produktion oder Auftragsabwicklung.
Die Umsatzerwartung für das erste Quartal 2023 sei in den Betrieben des Ulmer Kammergebiets gedämpft: In den ersten Monaten des neuen Jahres erwarten knapp zwei von drei Betrieben einen Rückgang. Zum Vergleich: Ende 2021 hat knapp jeder vierte Betrieb in einer vergleichbaren Umfrage zur konjunkturellen Lage mit einem Rückgang gerechnet. Problematisch seien für 80 Prozent der befragten Betriebe nach wie vor gestörte Lieferketten und gestiegene Einkaufspreise. Betroffen sind laut Kammer vor allem Bauhauptund Lebensmittelhandwerke. Bei fast 70 Prozent der Betriebe sorgen fehlende Materialien und hohe Bezugspreise für Verzögerungen bei der Ausführung von Aufträgen oder gar Auftragsstornierungen.
Auch die nach wie vor hohen Energiepreise wirken sich laut Umfrageergebnissen spürbar auf die Handwerksbetriebe in der Region aus: Jeder vierte Befragte gibt an, dass er die gestiegenen Kosten nicht an die Kunden weitergeben kann. Ursache dafür sind die zurückgehende Zahlungsbereitschaft der Kunden, fest vereinbarte Preise bei bestehenden Verträgen und eine hohe Wettbewerbsintensität. Knapp jeder fünfte Betrieb berichtete Ende vergangenen Jahres von Liquiditätsengpässen im Zuge der gestiegenen Energiepreise. „Unsere Betriebe und damit unsere Beschäftigten sind derzeit aus unterschiedlichen Richtungen getrieben und belastet“, sagt Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm. Herausforderungen gebe es im Betriebsalltag viele: Angefangen vom Fachkräftebedarf und coronabedingten personellen Ausfällen, über Bürokratieaufbau bis hin zu explodierenden Energie- und Materialpreisen oder versechsfachten Parkgebühren. „Jede weitere Einengung und Belastung kann für einzelne Betriebe jetzt zu viel sein. Deshalb sollte ihnen die Politik auf allen Ebenen – auch der kommunalen – eine ausgedehnte Pause ohne weitere Belastungen gönnen“, so Mehlich.
„Jede weitere Einengung und Belastung kann für einzelne Betriebe jetzt zu viel sein.“
Tobis Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm