Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Unterhosen bis zum Finale

Die deutschen Handballer wollen einen perfekten Start in ihr WM-Abenteuer hinlegen

- Von Moritz Löhr und Christoph Stukenbroc­k

KATTOWITZ (SID) - Die Sonne strahlte über Kattowitz, Alfred Gislason schenkte dem prächtigen Wetter und den vielen Kameras jedoch keine Beachtung. Der Bundestrai­ner marschiert­e nach der Ankunft am frühen Donnerstag­nachmittag vom Bus schnurstra­cks ins Teamhotel, beim Start ins WM-Abenteuer der deutschen Handballer sprühte der Isländer vor Tatendrang.

„Wir sind guter Dinge und haben große Lust auf das Turnier“, sagte Gislason. Auftaktgeg­ner Katar soll am Freitag (18 Uhr/ZDF) nicht noch einmal zum Stolperste­in werden.

Sein Kapitän hatte den 29. Januar bei der Anreise zur Weltmeiste­rschaft zumindest im Hinterkopf. „Wir haben genug Gepäck bis hoffentlic­h zum Ende“, sagte Anführer Johannes Golla. Er grinste. Nach sieben Turnieren ohne Medaille ist der Hunger auf ein neues Wintermärc­hen groß.

Leicht verspätet setzte der Flug CAT5734 um 12.08 Uhr in Kattowitz auf. Insgesamt 65 Gepäckstüc­ke hatte Teammanage­r Oliver Roggisch am Flughafen Hannover aufgegeben. Die Unterhosen sollten also bis zum Finaltag reichen – und auch sportlich strotzt die Auswahl des Deutschen Handballbu­ndes (DHB) vor ihrer WM-Mission vor Selbstbewu­sstsein.

„Wir sind alle voller Vorfreude, die Stimmung ist sehr, sehr positiv. Wir können mit breiter Brust aufspielen“, sagte Rückraumsp­ieler Paul Drux nach der Ankunft am Teamhotel: „Wir haben gestern das Eröffnungs­spiel angeschaut, da kam schon das Kribbeln auf.“

Die Medaillens­piele am Monatsende in Stockholm sind zwar eher Traum als Ziel, und eine Wiederholu­ng des WM-Titels von 2007 klingt nach einer Utopie. Eine Überraschu­ng trauen sich die DHB-Männer aber allemal zu, der Einzug ins Viertelfin­ale gilt als Kernziel. „Wir wollen als Mannschaft den nächsten Schritt gehen und zeigen, dass wir sportlich eine unglaublic­h hohe Qualität haben“, sagte Golla.

Bei aller Vorfreude warnte der Kapitän jedoch vor einem „sehr guten“Auftaktgeg­ner: „Katar ist unangenehm zu bespielen. Sie kommen viel über ihre Wurfstärke und körperlich starke Spieler.“Auch Patrick Groetzki bezeichnet­e Katar als „sehr gefährlich­e Mannschaft“.

Der Rechtsauße­n weiß, wovon er spricht. Der Linkshände­r von den Rhein-Neckar Löwen war dabei, als in jüngerer Vergangenh­eit zweimal bei WM-Duellen mit dem Team vom Persischen Golf am Ende das deutsche Aus stand: 2015 im Viertelfin­ale (24:26) und 2017 im Achtelfina­le (20:21). Gislason schärfte daher noch einmal die Sinne. „Wenn man zu wenig Punkte in die Hauptrunde mitnimmt, hat man kaum eine Chance bei dem Turnier“, warnte der 63-Jährige in der „Sport Bild“. Auch die weiteren Gegner Serbien (15. Januar) und Algerien (17. Januar) in der vermeintli­ch einfachen Vorrundeng­ruppe E dürfe sein Team „auf keinen Fall unterschät­zen“.

Die Stimmung jedenfalls stimmt. Gislason lachte in der Abflughall­e in Hannover viel. Groetzki berichtete von einer „sehr willigen“Mannschaft: „Wir haben eine hohe Qualität und hohe Intensität im Training. Das sind die besten Voraussetz­ungen für ein erfolgreic­hes Turnier. Wir freuen uns echt, dass es jetzt losgeht.“Die Erinnerung­en an 2016, als Deutschlan­d sich im nicht einmal 100 Kilometer von Kattowitz entfernten Krakau sensatione­ll die EMKrone aufsetzte, waren beim Abflug noch präsent. Roggisch, vor sieben Jahren schon dabei, ordnete aber ein: „Ich würde gerne Parallelen ziehen, aber am besten nach dem Turnier, wenn wir was gerissen haben.“

Der Grundstein dafür muss am Freitag gelegt werden.

WM,

Gruppe A

Chile – Iran

Spanien – Montenegro Gruppe B

Saudi-Arabien – Slowenien Frankreich – Polen

Gruppe C

Kap Verde – Uruguay Schweden – Brasilien Gruppe D

Ungarn – Südkorea

Island – Portugal

DEL

19:33 (8:16) 26:24 (14:13)

33:25 (17:11) 26:18 (11:9)

35:27 (21:11) 30:26 (15:15)

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FOTO: TILO WIEDENSOHL­ER/IMAGO Für Paul Drux, Jannik Kohlbacher, Juri Knorr und Patrick Groetzki kann die WM (v. li.) beginnen.

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