Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Der Völler-Countdown läuft

Ex-Teamchef soll wohl die Nachfolge von Bierhoff beim DFB antreten – Viel Arbeit wartet

- Von Alexander Sarter

FRANKFURT (SID) - Der Blick in den vollen Terminkale­nder könnte Rudi Völler einen Vorgeschma­ck auf den künftigen Stress geben. Am Dienstag der Neujahrsem­pfang der Deutschen Fußball Liga (DFL), zwei Tage später das Treffen der Taskforce, am 27. Januar die Präsidiums­sitzung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Danach könnte feststehen, dass „Rudi Nationale“das „Rentnerdas­ein“aufgibt und als Wohlfühl-Manager den krisengepl­agten Verband inklusive der Nationalma­nnschaft bis zur Heim-EM 2024 aus dem Stimmungst­ief befreien soll.

Offenbar liegt es nur noch an Völler selbst, ob er die Nachfolge von Ex-Geschäftsf­ührer Oliver Bierhoff antreten will. Der „kicker“berichtet von einer Bedenkzeit, in der sich der 62-Jährige befinde. Demnach wünsche sich die DFB-Spitze um Präsident Bernd Neuendorf ein Engagement des Weltmeiste­rs von 1990 für die nächsten eineinhalb Jahre. Danach könnte Hertha-Geschäftsf­ührer Fredi Bobic übernehmen, der dann – anders als derzeit – ablösefrei zu haben wäre. Vorher steht der frühere Nationalst­ürmer wohl nicht zur Verfügung, laut Sky bleibt Bobic zumindest vorerst in Berlin.

Dass es offenbar auf Völler hinausläuf­t, machen die Aussagen von Hans-Joachim Watzke klar – auch wenn der DFB-Vize die Berichte über die Personalie noch als „hochspekul­ativ“bezeichnet. Er selbst habe von Völler „eine sehr, sehr gute Meinung“, sagte Watzke bei Sky: „Rudi Völler ist wichtig für den DFB, weil er mit dem DFB schon Weltmeiste­r geworden ist, schon Nationaltr­ainer war und Vizeweltme­ister geworden ist.“

Obwohl eine Berufung Völlers sicher auch Kritik an der ausbleiben­den personelle­n Erneuerung auslösen dürfte, könnte sich der frühere Torjäger als gute Wahl erweisen.

Schließlic­h kennt sich Völler mit Krisen nur zu gut aus – und hat diese in diversen Rollen durchlebt.

Im Jahr 2000 übernahm der gebürtige Hesse eine ebenfalls am Boden liegende Nationalma­nnschaft und führte sie zwei Jahre später als Teamchef ins WM-Finale. Später musste Völler als SportGesch­äftsführer von Bayer Leverkusen über viele Jahre hinweg sportliche Rückschläg­e managen, bevor er den Job am Ende der vergangene­n Saison aufgegeben hat.

Da der DFB wahrschein­lich seine

Strukturen ändern wird, könnte sich Völler als eine Art Sportchef nur um die Nationalma­nnschaft kümmern. Dem früheren Publikumsl­iebling ist es zuzutrauen, in dieser exponierte­n Stellung mit seiner nahbaren Art in den rund 500 Tagen bis zur EM-Endrunde die bitter nötige Aufbruchst­immung zu erzeugen.

Völler könnte die Entfremdun­g zwischen Fans und Nationalel­f, für die Bierhoff verantwort­lich gemacht wird, überwinden. Als Gesicht der DFB-Auswahl würde der Routinier zudem große Aufmerksam­keit auf

Hans-Joachim Watzke sich ziehen und damit den angeschlag­enen Bundestrai­ner Hansi Flick sowie die nach dem erneuten WM-Vorrundena­us heftig kritisiert­en Profis aus der Schusslini­e nehmen.

All diese Gründe könnten dazu führen, dass Völler trotz seiner „grundsätzl­ich anderen Lebensplan­ung“beim nächsten Treffen des externen DFB-Expertenra­ts – in dem er neben Karl-Heinz Rummenigge, Matthias Sammer, Oliver Mintzlaff und Oliver Kahn sitzt – nichts anderes übrig bleibt, als für sich selbst zu stimmen. „Die Entscheidu­ng trifft nicht die Taskforce, sondern am Ende das DFB-Präsidium“, sagte Watzke zum möglichen Ablauf: „Die Taskforce macht maximal einen Vorschlag.“Wie der lautet, scheint mittlerwei­le aber klar zu sein.

„Rudi Völler ist wichtig für den DFB, weil er mit dem DFB schon Weltmeiste­r geworden ist, schon Nationaltr­ainer war.“

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FOTO: BERND FEIL/IMAGO „Rentner“Rudi Völler soll es wohl wieder beim DFB richten.

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