Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Dominator Johannes Thingnes Bö – „Vielleicht gibt er uns mal die Chance“
RUHPOLDING (SID) - Der Dominator gönnte sich am Donnerstag etwas Ruhe. „Schlafen, essen, Spaß haben“, stand bei Johannes Thingnes Bö nach seinem 60. Weltcupsieg auf dem Programm – bevor für den 29-Jährigen am Freitag (14.25 Uhr/ARD und Eurosport) beim Biathlon-Weltcup in Ruhpolding mit der norwegischen Staffel die Jagd nach Siegen und Rekorden weitergeht. Dreieinhalb Wochen vor dem Start der WM in Oberhof (8. bis 19. Februar) lautet längst die Frage: Wer kann den überragenden Bö nur schlagen? Wohl nur er selbst, wenn er sich am Schießstand extreme Patzer leistet. „Vielleicht“, sagte DSV-Topathlet Benedikt Doll, „gibt er uns ja mal die Chance.“Aber nur vielleicht! Beim Einzelsieg in Ruhpolding am Mittwoch konnten Bö selbst zwei Strafminuten nicht aufhalten. Die Konkurrenten würden nur noch daran denken, „wie sie Zweiter werden können. Ich habe das Gefühl, dass sie Johannes fast für unschlagbar halten“, sagte Bruder Tarjei Bö: „Das ist ein Zug, der schwer zu bremsen ist.“In der Tat: In elf Einzelrennen in diesem Winter hieß der Sieger achtmal (!) „JTB“, dazu kamen zwei Staffelerfolge. Diese Bilanz sei „beeindruckend“, sagte Doll: „Wir werden uns bemühen, ihn da einmal runterzuholen.“Nur wie? „Jemand, der so schnell laufen kann und dann so eine Quote hat, ist kaum zu schlagen. Auf diesem Niveau ist aktuell keiner“, betonte ARD-Experte Arnd Peiffer. Bö sei ein „Biathlon-Naturtalent“, lobte Sturla Holm Lägreid seinen dominanten Teamkollegen. Längst bewegt sich Bö, der fünfmal Olympia-Gold und zwölf WM-Titel feiern konnte, in den Spuren seines großen Landsmannes Ole Einar Björndalen oder des Franzosen Martin Fourcade. Siege sind für einen wie Bö Gewohnheit. Die Emotionen seien „nicht mehr so groß“, sagte er in Ruhpolding und fügte mit einem Lachen an: „Man bekommt nicht mehr so viele Nachrichten, die man beantworten muss. Wenn man nicht so in Form ist, braucht man mehr Energie.“
Aber Bö ist in toller Form.