Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Towerstars entlassen Kehler – Russell zurück
Geschäftsführer des Eishockey-Zweitligisten sieht langfristige Erfolge gefährdet
RAVENSBURG - Als Tabellenvierter der Deutschen Eishockey-Liga 2 stehen die Ravensburg Towerstars vermeintlich gut da – ein Platz unter den besten sechs Mannschaften nach der Hauptrunde hat sich der letztjährige Vizemeister als Minimalziel gesetzt. Die Towerstars liegen trotz mancher Schwächephasen auf Kurs, am Donnerstag trennten sich die Ravensburger aber überraschend von Trainer Tim Kehler und Co-Trainer Casey Fratkin. Stattdessen steht ab Sonntag (18.30 Uhr/CHG-Arena) gegen die Bayreuth Tigers wieder Peter Russell an der Bande der Towerstars.
Unter Russell waren die Towerstars in der vergangenen DEL2-Saison ins Play-off-Finale gegen die Löwen Frankfurt eingezogen. Nach der Saison zog der Schotte eine Ausstiegsklausel und wechselte in die DEL zu den Augsburger Panthern. Dort hatte der 48-Jährige allerdings nicht den gewünschten Erfolg und wurde einen Tag vor Heiligabend freigestellt. Jetzt kehrt Russell zu den Towerstars zurück – und soll dort wie in der vergangenen Saison und zuvor beim EHC Freiburg wieder ein erfolgreiches Doppel mit Geschäftsführer Sport Daniel Heinrizi spielen. Sein Vertrag läuft vorerst bis 2025. „Die Rückkehr von Peter kann einen Push auslösen für die Spieler, die letzte Saison schon unter ihm gespielt haben“, sagt Heinrizi.
Denn trotz Platz vier und tollen Siegen wie etwa dem 9:1 zu Hause gegen die Dresdner Eislöwen sind weder Heinrizi noch der Aufsichtsrat um Frank Kottmann mit der laufenden Saison komplett zufrieden. „Spielerisch sind seit Saisonbeginn leider nur wenige Fortschritte zu erkennen“, meint Heinrizi. „Es gab gute Wochen, aber dann sind wir immer wieder in alte Muster verfallen.“Man habe als Tabellenvierter nach 35 von 52 Hauptrundenspielen zwar „noch kein Problem“, wie der Geschäftsführer sagt. „Aber die Liga ist noch ausgeglichener als in der Vergangenheit, und es sind nur zwölf Punkte nach unten.“Nach unten bedeutet in diesem Fall Platz elf. Das wären dann Play-downs um den Klassenerhalt statt Play-offs um die Meisterschaft.
Das wollen die Towerstars um jeden Preis vermeiden. Die Ziele in Ravensburg sind schließlich ganz andere. „Wenn wir 2025 um den Aufstieg mitspielen wollen, mussten wir handeln“, sagt Heinrizi.
Im Laufe dieser Saison hat Heinrizi immer wieder betont, dass man der Mannschaft – die stark verjüngt wurde – etwas Geduld entgegenbringen müsse. „Wir sind im Soll“, meinte Heinrizi mehrfach. Doch Auftritte wie im letzten Spiel des vergangenen Jahres in Crimmitschau (3:5) sowie in den ersten beiden Spielen des neuen Jahres gegen Kassel (2:7) sowie in Freiburg (3:6) haben dem Geschäftsführer überhaupt nicht gefallen. „Ich habe allen klar gesagt, dass sie eine Schippe drauflegen müssen. Ich erwarte leidenschaftlichere Auftritte.“
Am besten direkt am Freitag (19.30 Uhr/SpradeTV) beim EV Landshut – dort steht einmalig Heinrizi als Interimstrainer an der Bande. Am Samstag wird Russell in Ravensburg erwartet, am Sonntag (18.30 Uhr/CHG-Arena) hat er gegen die Bayreuth Tigers erstmals wieder die Verantwortung bei den Towerstars. „Für das Angebot, die Towerstars erneut trainieren zu dürfen, brauchte ich nicht allzu viel Bedenkzeit“, wird der Schotte in einer
Mitteilung zitiert. „Ravensburg war immer die erste Adresse für den Fall, dass ich in die DEL2 zurückkehre.“
Bis die ersten Maßnahmen greifen, braucht es Zeit. Doch Heinrizi möchte schon in Landshut sehen, dass die Mannschaft „so leidenschaftlich spielt wie Peter coacht“.