Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Wir sind sehr früh dran“: Obstbauer wünscht sich kalten Winter
Klaus Strodel hofft, dass die Temperaturen endlich sinken. Damit die Entwicklung der Pflanzen, die schon sehr weit sei, gestoppt wird. Sonst könnten die Obstbauern bei einem späteren Frosteinfall Probleme bekommen.
Der Obstbauer aus Rothkreuz wünscht sich einen richtigen Winter. Doch Frost „von November bis März“werde immer seltener, sagt Strodel. Dabei wäre der wichtig. Um das Ungeziefer zu reduzieren. Aber auch, um zu vermeiden, dass Bäume, die schon im Saft stehen, erfrieren, wenn es doch nochmal richtig kalt wird.
Der Wandel komme schleichend. Seit etwa 20 Jahren zeichneten sich Klimaveränderungen ab. „Die Blüte ist immer früher dran“, sagt Strodel. Während früher die Bäume um den ersten Mai in Vollblüte standen, sei das jetzt schon am 20. April der Fall. Wenn es danach warm bleibe, sei das kein Problem. Doch die Eisheiligen bringen meist Minustemperaturen – und Schäden für die Blüte. Wenn es im Winter nur hin und wieder Föhneinbrüche gebe, mache das nichts aus. „Aber wir haben von November bis jetzt noch keinen richtigen Frost gehabt“, sagt Klaus Strodel. „Minusgrade wären gut für uns, damit die Vegetation stehenbleibt.“Es müssten ja nicht gleich minus 15 Grad sein, sagt er lachend.
Strodel spricht von „Südtiroler Verhältnissen“, die nun auch hier gelten. Während die Obstbauern am bayerischen Bodensee früher nie große Problem mit Frost gehabt hätten, sei dies nun fast jedes Jahr der Fall.
Erdbeer-Blüten ungeschützt zu lassen, sei inzwischen undenkbar, Abdeckung und Frostberegnung seien nötig.
Wie sich das Klima gewandelt habe, zeige sich laut Strodel am besten in dem Anbau der Apfelsorte Braeburn. Als der Apfel damals aus Neuseeland nach Deutschland kam, war man davon überzeugt, dass er nur in ganz bestimmten südlichen Lagen gedeihen kann. „Heute pflanzen wir schon Sorten an, die zwei Wochen später reifen als Braeburn– und überall wachsen.“(roi)