Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Der Ailinger Hof schließt

Betreiber Peter Deliga und Diana Frei hören nach 15 Jahren auf – Neustart in Laimnau

- Von Florian Peking

FRIEDRICHS­HAFEN - Eine Ära endet: 15 Jahre lang haben Peter Deliga und Diana Frei den Ailinger Hof in der Keplerstra­ße betrieben, aber jetzt ist Schluss. Ende Januar endet der Vertrag, doch schon am Wochenende öffnet die Gaststätte zum letzten Mal. Seine stadtbekan­nten Schnitzel und Steaks bietet Peter Deliga bald an anderer Stelle an. Er übernimmt einen Gasthof im Tettnanger Ortsteil Laimnau.

„Den Laden gibt es schon ewig“, sagt Peter Deliga. Er selbst hat den Ailinger Hof seit 15 Jahren gepachtet. Aber schon davor arbeitete er in der Gaststätte als Koch. „Als mein damaliger Chef in Rente ging, habe ich weitergema­cht.“Gemeinsam mit seiner Partnerin Diana Frei führt er seitdem den Ailinger Hof, zu dem auch Fremdenzim­mer gehören. Die 50-Jährige ist ebenfalls eng mit der Gaststätte verbunden – auf eine ganz besondere Weise, quasi von Geburt an: „1956 hat meine Mutter im Ailinger Hof bedient und meinen Vater hier kennengele­rnt“, erzählt sie.

Seither hat sich viel getan. Als Peter Deliga vor 15 Jahren die Gaststätte übernahm, strukturie­rte er die Küche um. Es blieb gutbürgerl­ich, aber der neue Pächter machte den Ailinger Hof zum „Häfler Schnitzelh­aus“. Die gigantisch­en Schnitzel sind inzwischen berüchtigt. Ebenfalls stadtbekan­nt: Peter Deligas Steaks.

Zu Beginn sei der Betrieb alles andere als einfach gewesen, erinnert sich der 58-Jährige. „Anfangs hatten wir alle 14 Tage Live-Musiker im Haus, damit wir Leute hier reinkriege­n“, berichtet er. Zuvor habe der Ailinger Hof keinen besonders guten Ruf gehabt. Aber das sollte sich schnell ändern. Über die Jahre seien viele treue Stammgäste hinzugekom­men. „Auch bei der Messe haben wir uns einen Namen gemacht“, sagt Peter Deliga. So mancher, der für eine Messe nach Friedrichs­hafen käme, nehme sich stets im Ailinger Hof ein Zimmer oder reserviere schon ein halbes Jahr vorher einen Tisch in der Gaststätte.

„Wir bieten hier eine besondere Mischung aus Gaststätte und Kneipe, die man so nicht mehr häufig sieht“, erklärt der Wirt. Das Essen sei preisgünst­ig, aber trotzdem qualitativ hochwertig. Deshalb habe der Ailinger Hof auch stets ein breites Publikum angezogen. „Zu uns kommt alles – vom Arbeiter bis zum Finanzbeam­ten“, sagt Peter Deliga. Aufgrund der treuen Kundschaft habe man sogar die Corona-Krise einigermaß­en gut überstande­n. Mit Essen-To-Go hielt sich das Team des Ailinger Hofs über Wasser, als Restaurant­s geschlosse­n bleiben mussten – was dank vieler Bestellung­en der Stammgäste funktionie­rt habe, sagt Diana Frei.

Warum also gibt das BetreiberP­aar all das nun auf ? „Eigentlich hätte ich den Vertrag gern um fünf Jahre verlängert“, sagt Peter Deliga. Dann würde er in einem Alter sein, in dem er sich langsam zur Ruhe setzen wolle. Allerdings habe er sich mit dem Vermieter in Sachen Pacht nicht einigen können. Hinzu kämen steigende Kosten in anderen Bereichen, allen voran explodiere­nde Energiepre­ise. „Wenn man das durchrechn­et, erkennt man, dass es wirtschaft­lich keinen Sinn mehr macht“, so der Wirt.

Endgültig kehren Peter Deliga und Diana Frei – die übrigens auch die Kneipe Zapfhahn in der Eugenstraß­e betreiben – der Gastronomi­e aber nicht den Rücken. Sie übernehmen den Gutsgastho­f Badhütten im Tettnanger Ortsteil Laimnau. Die Besitzer seien ihnen mit der Pacht so entgegenge­kommen, dass die „Entscheidu­ng relativ leicht gefallen“sei, sagt Peter Deliga. Ein Vorteil sei dort zudem der angrenzend­e Campingpla­tz, der in der warmen Jahreszeit laufend für viele Gäste sorgen dürfte.

Das gastronomi­sche Angebot, für das er bekannt ist, will Peter Deliga auch in seiner neuen Wirkungsst­ätte auffahren. Sprich: Schnitzel, Steaks und Co. wird es auch in Laimnau geben. Aber Peter Deliga plant auch Neuerungen. Anders als im Ailinger Hof soll es eine Vesper- und Brotzeitka­rte geben. „Was außerdem ganz toll ist: Im Nebenraum gibt es einen gemauerten Holzofen. Da will ich Dinette machen und vielleicht auch selbst Brot backen“, freut sich der 58Jährige.

Ebenfalls neu: Der große Biergarten, den der Gutsgastho­f bietet. 90 bis 120 Sitzplätze gibt es allein dort. „Der Innenraum ist urig. Es gibt einen Kachelofen mit offenem Feuer“, schwärmt Diana Frei. Das BetreiberP­aar ist froh, dass fast das komplette, schon über viele Jahre treue Personal mit nach Laimnau wechselt. Und auch viele Stammgäste hätten bereits angekündig­t, sie in der neuen Gaststätte zu besuchen. Los gehen soll es dort bereits im März.

„Trotzdem sind viele unserer treuen Gäste natürlich traurig, dass wir hier aufhören“, sagt Diana Frei. Viele kämen schon seit Jahrzehnte­n. „Ich war vor 60 Jahren das erste Mal hier. Da hat mir mein Vater an diesem Tisch ein paar Wienerle bestellt“, erzählt einer der Gäste und zeigt auf den großen Stammtisch neben dem Eingang.

Für ihn und die zahlreiche­n anderen Freunde des Ailinger Hofs veranstalt­en Diana Frei und Peter Deliga am Wochenende eine Abschiedsp­arty. Genauer gesagt: zwei Abschiedsp­artys. Denn weil die Gaststätte so viele treue Gäste habe, teile man die Feier auf zwei Tage auf. Mit Spanferkel­essen und Musik der Band „Dashboard Angels“aus Aachen, die dem Ailinger Hof ebenfalls eng verbunden ist, nehmen die – ausschließ­lich geladenen – Gäste Abschied. Und ab Montag hat die Gaststätte dann bereits geschlosse­n. Denn bis zum 31. Januar müssen Peter Deliga, Diana Frei und ihr Team die Lokalität noch ausräumen.

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 ?? FOTO: FLORIAN PEKING ?? Diana Frei und Peter Deliga sind froh, dass sie auch bei ihrem neuen Projekt, einem Gasthof im Tettnanger Ortsteil Laimnau, auf ihre treuen Mitarbeite­r zählen können.
FOTO: FLORIAN PEKING Diana Frei und Peter Deliga sind froh, dass sie auch bei ihrem neuen Projekt, einem Gasthof im Tettnanger Ortsteil Laimnau, auf ihre treuen Mitarbeite­r zählen können.

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