Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Druck in Sachen Leopard-Lieferung steigt

Briten liefern der Ukraine 14 Kampfpanze­r – SPD-Chef Klingbeil für Verhandlun­gslösung

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BERLIN (AFP/dpa) - Die britische Entscheidu­ng für die Lieferung schwerer Kampfpanze­r an die Ukraine, das Drängen des Nato-Generalsek­retärs sowie neuerliche Forderunge­n des ukrainisch­en Botschafte­rs – der Druck auf Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) in Sachen Leopard 2 wächst. Politikeri­nnen und Politiker aus Koalition und Union forderten den Kanzler auf, sein Nein zur Lieferung auch deutscher Leopard-Panzer aufzugeben. Zugleich gibt es aber Zweifel, ob Deutschlan­d überhaupt schnell selbst liefern kann. Der Rüstungsko­nzern Rheinmetal­l wies darauf hin, dass er etwa ein Jahr für die Instandset­zung alter Leopard-2-Panzer brauche.

Der britische Premiermin­ister Rishi Sunak hatte am Samstag angekündig­t, dass die Ukraine 14 Kampfpanze­r des Typs Challenger 2 erhalten soll. „Militärisc­he Unterstütz­ung für die Ukraine ist der schnellste Weg zum Frieden“, erklärte NatoGenera­lsekretär Jens Stoltenber­g dazu am Sonntag und drängte auch Berlin zum Handeln. „Wir sind in einer entscheide­nden Phase des Krieges“, sagte der Norweger dem „Handelsbla­tt“. „Daher ist es wichtig, dass wir die Ukraine mit den Waffen ausstatten, die sie braucht, um zu gewinnen.“Er lobte die zuletzt erfolgten Zusagen zur Lieferung schweren Kriegsgerä­ts, sagte aber: „Ich erwarte schon in naher Zukunft mehr.“

Der ukrainisch­e Botschafte­r Oleksii Makeiev appelliert­e erneut an den Bund, schnell den Weg für die Leopard-Lieferung frei zu machen. „Deutsche Waffen, deutsche Panzer sind überlebens­wichtig. Deutsche Flugabwehr­systeme helfen uns, die Raketen abzufangen, und die deutschen Panzer werden uns helfen, Territorie­n zu befreien. Und die Gräueltate­n, die dort russische Besatzungs­truppen verüben, werden weniger.“Auch am Wochenende gab es Berichte über massive russische Angriffe. Beim verheerend­en Beschuss eines Wohnhauses in der ukrainisch­en Großstadt Dnipro ist die Zahl der Toten nach Angaben aus Kiew auf mindestens 25 gestiegen.

Unterstütz­ung für seine Haltung erhielt Scholz am Sonntag vom SPDBundesv­orsitzende­n. Lars Klingbeil sprach sich für eine diplomatis­che Lösung zur Beendigung des Krieges aus. „Manchmal wird mir schwindlig, wenn ich sehe, dass sich Diskussion­en nur noch um Waffen drehen“, sagte er bei einem Empfang in Mainz. „Ich bin geschockt, wenn ich in diesen Tagen erlebe, wie der Begriff der Diplomatie fast verächtlic­h gemacht wird.“Er unterstütz­e zu 100 Prozent, dass Deutschlan­d der Ukraine mit Schützenpa­nzern beistehe, sagte er. Die Ukraine müsse militärisc­h gestärkt werden, „dass sie gestärkt in Verhandlun­gen mit der russischen Seite gehen kann“. POLITIK

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