Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kleines „i“, große Wirkung

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Aus aktuellem Anlass wollen wir ein wenig über den unscheinba­ren Buchstaben „i“sinnieren. Unsere Tochter hatte als kleines Kind ein uraltes Shetlandpo­ny, welchem in seiner Jugend der Name „Pascha“verpasst worden war. Weil sie das Hengstlein sehr mochte, wurde aus dem „Pascha“immer öfter ein „Paschi“, wogegen der Kleine anscheinen­d nichts einzuwende­n hatte. In ähnlicher Weise bekunden derzeit die Klimatouri­sten ihren Lieblingen Anhänglich­keit. Aus dem Hambacher Forst wurde der „Hambi“, was ein wenig nach Bambi klingt, aus Lützerath „Lützi“oder aus dem Altdorfer Wald in Oberschwab­en der „Alti“. Um „Lützi“ordentlich zu verteidige­n, schmeißen die Klimatouri­sten gern mal Pflasterst­eine und Pyrotechni­k gegen Polizisten, „Alti“wird in Schutz genommen, indem auf seinen Bäumen Behausunge­n mit Bewohnern errichtet wurden. Der „Alti“hat das bisher stoisch ertragen, wofür ihm Respekt gebührt. Man sieht also: So ein kleines „i“kann der Realität viel von ihrer Tristesse nehmen und sie liebenswer­t machen.

Wir empfehlen es deshalb zur Nachahmung. Wer beispielsw­eise die Kernkraft als Energieque­lle behalten möchte, für den eignet sich der Slogan: „Atomi muss bleiben“. Auch das „Gasi“und das „Öli“könnten so weitere Anhänger gewinnen (ausgenomme­n natürlich die sture Greta Thuni). Und um noch mal auf den Pascha zurückzuko­mmen: Hätte Friedrich Merz im Zusammenha­ng mit den Silvesterk­rawallen nicht von kleinen Paschas, sondern von kleinen „Paschis“gesprochen, hätte ihm wohl niemand Rassismus unterstell­t. Nicht einmal die Sozis. (vp)

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FOTO: BIRGIT REITZ-HOFMANN/IMAGO Viel netter als „Hambi“und „Lützi“: Bambi.

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