Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Über 20 Tote bei Raketenang­riff auf Hochhaus

Russische Geschosse richten in der ukrainisch­en Stadt Dnipro Verwüstung an – Landesweit­er Strom-Engpass

- Von Hannah Wagner und Ulf Mauder

DNIPRO (dpa) - Nach dem verheerend­en russischen Raketenang­riff auf ein Wohnhaus in der ukrainisch­en Großstadt Dnipro ist die Zahl der Toten nach Behördenan­gaben auf mindestens 25 gestiegen. Dutzende weitere Menschen wurden verletzt oder galten auch tags darauf am Sonntag noch immer als vermisst. Präsident Wolodymyr Selenskyj bekundete den Hinterblie­benen sein Beileid – und forderte Vergeltung.

Bis zum Sonntagmit­tag seien 25 Menschen tot aus den Trümmern des teils eingestürz­ten Hochhauses geborgen worden, teilte Selenskyj mit. Mehr als 40 Menschen würden nach der Explosion am Samstag weiterhin vermisst. Verletzt worden seien 73 Menschen – darunter 13 Kinder.

Der Angriff auf das im zentralukr­ainischen Gebiet Dnipropetr­owsk gelegene Dnipro war der folgenreic­hste von mehreren Angriffen am Samstag. Im ganzen Land galt zeitweise Luftalarm. Es war der erste russische Großangrif­f dieser Art seit dem Jahreswech­sel. Nach Angaben der ukrainisch­en Nachrichte­nagentur Ukrinform kamen landesweit mindestens 26 Zivilisten ums Leben, mehr als 80 wurden demnach verletzt. Die Führung in Kiew verurteilt­e die Angriffe scharf und sprach einmal mehr von „russischem Terror“.

Nach den massiven Angriffen stellte die Ukraine ihre Bürger zudem auf verstärkte Probleme bei der Stromverso­rgung ein. Landesweit müsse am Sonntag die vielerorts ohnehin schon deutlich reduzierte Strommenge pro Haushalt noch weiter gedrosselt werden, um größere Engpässe zu vermeiden, teilte der staatliche Stromnetzb­etreiber Ukrenerho auf Facebook mit. Auch Notabschal­tungen seien nicht ausgeschlo­ssen. Betroffen von dem russischen Beschuss waren neben Dnipropetr­owsk unter anderem auch die Region um die Hauptstadt Kiew sowie Charkiw im Osten des Landes.

Russlands Verteidigu­ngsministe­rium äußerte sich nicht zu den vielen zivilen Opfern. Stattdesse­n sagte Ministeriu­mssprecher Igor Konaschenk­ow am Sonntag mit Blick auf die jüngsten Angriffe lediglich: „Alle ausgewiese­nen Objekte wurden getroffen. Das Ziel des Schlags wurde erreicht.“Ukrainisch­e Medien warfen der russischen Seite angesichts dieser Äußerung Zynismus vor.

Als Reaktion auf die russischen Angriffe forderte Selenskyj noch am Samstagabe­nd mehr Waffen vom Westen. Der russische Terror lasse sich stoppen mit den westlichen Waffen, auf die die ukrainisch­e Armee warte, sagte der ukrainisch­e Präsident in seiner allabendli­chen Videobotsc­haft.

Zugleich dankte er Großbritan­nien, das als erstes Land Kampfpanze­r an die Ukraine liefern will. Selenskyj bekundete außerdem sein Mitgefühl mit den Angehörige­n der Opfer in Dnipro. „Leider wird die Liste der Toten stündlich länger. Mein Beileid geht an Verwandte und Freunde.“

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FOTO: SERGEI CHUZAVKOV/AFP Raketenein­schläge in einem Hochhaus in der ukrainisch­en Stadt Dnipro. Mindestens 25 Menschen sterben.

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