Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Carl Hahn machte VW zum Weltkonzern
Der frühere Volkswagen-Chef ist am Samstag im Alter von 96 Jahren gestorben
WOLFSBURG (dpa) - Der chinesische Markt? Uninteressant und alles andere als eine gute Idee, fanden viele. Doch Volkswagen trieb den Einstieg in China Anfang der 1980er-Jahre voran. Verantwortlich damals: der frühere Volkswagen-Konzernchef Carl H. Hahn. „Zu unserem Glück interessierte sich damals kaum ein Mensch dafür, dorthin zu gehen“, sagte Hahn mit 92 Jahren der VW-Mitarbeiterzeitung „Inside“. Kritiker der Entscheidung bis in die Politik gab es reichlich, doch die Entwicklung gab ihm recht: China entwickelte sich zum wichtigsten Einzelmarkt des Konzerns, und aus Volkswagen machte Hahn einen Weltkonzern. Am Samstag ist der frühere Volkswagenchef im Alter von 96 Jahren gestorben.
Seine Karriere bei dem Autokonzern begann der 1926 in Chemnitz geborene Hahn 1954 als Leiter der Exportförderung. Von 1959 bis 1964 leitete er die amerikanische Sparte von VW. Zurück in Wolfsburg wurde er 1965 Vorstandsmitglied und Verkaufschef für den Konzern. Nach Differenzen um die Unabhängigkeit von Audi mit dem damaligen VW-Chef Rudolf Leiding kam es zum Bruch: Hahn verließ den Autokonzern und übernahm 1973 die Führung der damaligen Continental-Gummi-Werke in Hannover.
Ebenso überraschend wie er Wolfsburg verließ, kehrte er 1982 als VW-Vorstandsvorsitzender zurück. Unter seiner Führung wurde VW zum größten Autokonzern Europas und die Globalisierung begann: Nach dem China-Einstieg 1982 folgte 1986 die Übernahme von Seat, 1989 nahm VW die Geschäfte in der ehemaligen DDR und in Osteuropa auf, und 1991 übernahm das Unternehmen den tschechischen Autobauer Skoda. 1992 übergab Hahn sein Amt an den später als „VW-Patriarch“bekannt gewordenen Ferdinand Piëch. Bis 1997 gehörte Hahn dem VW-Aufsichtsrat an.
Volkswagen-Betriebsratschefin Daniela Cavallo bezeichnete Hahn als „Ausnahmepersönlichkeit“. Der Konzern habe ihm viel zu verdanken. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Konzern war Hahn, der verheiratet war und vier Kinder hatte, als Buchautor und Redner gefragt. In Wolfsburg saß Hahn im Kuratorium des Kunstmuseums. Dort hatte er ein Büro, in dem seine zahlreichen Termine koordiniert wurden.