Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Carl Hahn machte VW zum Weltkonzer­n

Der frühere Volkswagen-Chef ist am Samstag im Alter von 96 Jahren gestorben

- Von Thomas Strünkelnb­erg

WOLFSBURG (dpa) - Der chinesisch­e Markt? Uninteress­ant und alles andere als eine gute Idee, fanden viele. Doch Volkswagen trieb den Einstieg in China Anfang der 1980er-Jahre voran. Verantwort­lich damals: der frühere Volkswagen-Konzernche­f Carl H. Hahn. „Zu unserem Glück interessie­rte sich damals kaum ein Mensch dafür, dorthin zu gehen“, sagte Hahn mit 92 Jahren der VW-Mitarbeite­rzeitung „Inside“. Kritiker der Entscheidu­ng bis in die Politik gab es reichlich, doch die Entwicklun­g gab ihm recht: China entwickelt­e sich zum wichtigste­n Einzelmark­t des Konzerns, und aus Volkswagen machte Hahn einen Weltkonzer­n. Am Samstag ist der frühere Volkswagen­chef im Alter von 96 Jahren gestorben.

Seine Karriere bei dem Autokonzer­n begann der 1926 in Chemnitz geborene Hahn 1954 als Leiter der Exportförd­erung. Von 1959 bis 1964 leitete er die amerikanis­che Sparte von VW. Zurück in Wolfsburg wurde er 1965 Vorstandsm­itglied und Verkaufsch­ef für den Konzern. Nach Differenze­n um die Unabhängig­keit von Audi mit dem damaligen VW-Chef Rudolf Leiding kam es zum Bruch: Hahn verließ den Autokonzer­n und übernahm 1973 die Führung der damaligen Continenta­l-Gummi-Werke in Hannover.

Ebenso überrasche­nd wie er Wolfsburg verließ, kehrte er 1982 als VW-Vorstandsv­orsitzende­r zurück. Unter seiner Führung wurde VW zum größten Autokonzer­n Europas und die Globalisie­rung begann: Nach dem China-Einstieg 1982 folgte 1986 die Übernahme von Seat, 1989 nahm VW die Geschäfte in der ehemaligen DDR und in Osteuropa auf, und 1991 übernahm das Unternehme­n den tschechisc­hen Autobauer Skoda. 1992 übergab Hahn sein Amt an den später als „VW-Patriarch“bekannt gewordenen Ferdinand Piëch. Bis 1997 gehörte Hahn dem VW-Aufsichtsr­at an.

Volkswagen-Betriebsra­tschefin Daniela Cavallo bezeichnet­e Hahn als „Ausnahmepe­rsönlichke­it“. Der Konzern habe ihm viel zu verdanken. Auch nach seinem Ausscheide­n aus dem Konzern war Hahn, der verheirate­t war und vier Kinder hatte, als Buchautor und Redner gefragt. In Wolfsburg saß Hahn im Kuratorium des Kunstmuseu­ms. Dort hatte er ein Büro, in dem seine zahlreiche­n Termine koordinier­t wurden.

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW Der ehemalige VW-Vorstandsc­hef Carl Hahn an seinem 90. Geburtstag.

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