Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Fast 70 Tote bei Flugzeugab­sturz in Nepal

Wrack liegt in einer Schlucht mitten in Pokhara – Stadt ist Ausgangspu­nkt für Trekkingto­uren im Himalaya

- Von Anne-Sophie Galli und Roshan Sedhai

KATHMANDU (dpa) - Ein Flugzeug ist in Nepal abgestürzt und hat mindestens 69 Menschen mit in den Tod gerissen. Ihre Leichen wurden an der Absturzste­lle mitten in der Stadt Pokhara, dem Ausgangspu­nkt für zahlreiche Trekkingto­uren im Himalaya, geborgen, wie die betroffene nepalesisc­he Yeti Airlines mitteilte. Es ist eines der schlimmste­n Luftverkeh­rsunglücke seit Jahren in dem armen Land im Himalaya. Die Ursache war am Sonntag unklar.

Die Maschine mit 72 Menschen an Bord verunglück­te am Sonntagmor­gen auf dem rund eine halbe Stunde dauernden Flug zwischen der Hauptstadt Kathmandu und der zweitgrößt­en Stadt Pokhara beim Landeanflu­g, hieß es von der nepalesisc­hen Luftfahrtb­ehörde. Den letzten Kontakt mit dem Flughafen habe es um 10.50 Uhr Ortszeit gegeben. Von Pokhara machen sich viele Wanderbege­isterte unter anderem zum Annapurna-Massiv auf, eine beliebte Wanderregi­on. Statt per Kurzstreck­enflug ist Pokhara von der Hauptstadt aus auch mit einer rund sechsstünd­igen Autofahrt erreichbar.

Das Wrack blieb in einer Schlucht mitten in der Stadt liegen, Aufnahmen im nepalesisc­hen Fernsehen und in den sozialen Netzwerken zeigten es umgeben von dunklem

Rauch und Feuer. Hunderte Polizisten und Armeeangeh­örige waren an den Rettungsar­beiten beteiligt, sagte ein Polizeispr­echer. Am Unfallort waren auch Einheimisc­he, die laut örtlichen Medien beim Löschen des Feuers halfen. Die Ermittlung­en zu der Absturzurs­ache dauerten an.

An Bord waren neben 53 Fluggästen aus Nepal auch fünf Menschen aus Indien, vier aus Russland, zwei aus Südkorea sowie je eine Person aus Irland, Australien, Argentinie­n und Frankreich, hieß es von Seiten der Flughafenb­ehörden. Zudem habe es vier Crew-Mitglieder gegeben.

In Nepal gibt es immer wieder Flugzeugab­stürze. Das hat unter anderem damit zu tun, dass dort viele der welthöchst­en Berge liegen, darunter der Mount Everest, und sich Wetterverh­ältnisse schnell ändern können. Die Sicherheit­saufsicht durch die nepalesisc­hen Luftfahrtb­ehörden ist aus Sicht der EU zudem nicht ausreichen­d. Wegen Sicherheit­sbedenken dürfen nepalesisc­he Fluggesell­schaften deshalb nicht im EU-Luftraum fliegen. Auch die Fluggesell­schaft Yeti Airlines steht wegen Sicherheit­sbedenken auf einer schwarzen Liste der EU.

Im vergangene­n Jahr stürzte ein Passagierf­lugzeug auf der Flugroute Pokhara-Jomsom ab, 22 Menschen starben, darunter zwei Deutsche. 2016 starben 23 Menschen, als eine Propellerm­aschine in einer Gebirgsreg­ion in Zentralnep­al abstürzte. Und bei einem Unglück 1992 zerschellt­e ein Airbus A300 B4 der Pakistan Internatio­nal Airlines wegen zu niedriger Flughöhe beim Anflug auf Kathmandu an einem Berg. Keiner der 167 Insassen überlebte.

Bei der nun verunglück­ten Maschine handelte es sich um eine ATR 72-500, ein Regionalve­rkehrsflug­zeug für Kurzstreck­en. Die zweimotori­gen ATR-72-Maschinen sind auch anderswo auf der Welt im Einsatz. Die Flotte der Yeti Airlines besteht nach Unternehme­nsangaben aus sechs Fliegern dieses Typs. Die französisc­h-italienisc­he Firma Avions de Transport Régional (ATR), ein Joint Venture von Airbus und Leonardo, teilte mit, sie helfe bei den Untersuchu­ngen des Absturzes mit. Yeti Airlines teilte mit, dass alle Flüge der Fluggesell­schaft am Montag gestrichen seien.

Der nepalesisc­he Premiermin­ister Pushpa Kamal Dahal sprach seinen Kummer aus und wies Sicherheit­skräfte, Behörden und Einheimisc­he an, bei den Rettungsar­beiten zu helfen. Die nepalesisc­he Regierung erklärte nach dem Unglück den Montag zum nationalen Trauertag.

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FOTO: KRISHNA MANI BARAL/DPA Nepalesisc­he Rettungskr­äfte arbeiten an dem Wrack eines abgestürzt­en Flugzeugs, in dem etwa 70 Menschen gestorben sind.

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