Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Jungs in Nairobi tragen Trikots des TSV

Tettnanger Sportkleid­ung findet in Kenias Hauptstadt dankbare Abnehmer

- Von Roland Weiß

TETTNANG - Statt in T-Shirt oder Jeans spielen Jugendlich­e in Kenias Hauptstadt Nairobi derzeit in Trikots des TSV Tettnang. Der Verein hat zwei Sätze an Sportbekle­idung aussortier­t und weitergere­icht – und ist damit einem Ansinnen nachgekomm­en, das Chiaro Galbusera gegenüber dem TSV-Abwehrreck­en Oliver Sprenger geäußert hat. Das Bindungsgl­ied und die Hauptperso­n stellt freilich Caroline Schmidt dar.

Die 25-jährige Freundin des Tettnanger­s Chiaro Galbusera kommt aus Köln, studiert Soziale Arbeit und verbringt ihr Praxisseme­ster seit August in Kenia. Vor Ort ist sie in der Hauptstadt Nairobi für Smiles African Experience – eine kenianisch­deutsche Organisati­on, die verschiede­ne Vorhaben betreut. Konkret arbeitet Caroline Schmidt mit im Projekt „Napenda Kuishi“, das im Slum Korogocho im Norden der 4,5 Millionen-Einwohner-Stadt im Haus „Kisumu Ndogo“beheimatet ist.

Der 27-jährige Chiaro Galbusera hat Caroline 2017 in Peru kennengele­rnt und sie im Sommer 2022 in Kenia

besucht. „Es war unglaublic­h zu sehen und zu erfahren, wie die Leute in Nairobi leben“, sagt er. Die Jungs aus Carolines Einrichtun­g spielen gerne Fußball, hätten freilich keine einheitlic­he Kleidung gehabt – „und da kam mir die Idee, meine Kumpels vom TSV zu fragen, ob sie welche übrig haben“. Dank Oli Sprenger habe das Ganze schnell und reibungslo­s funktionie­rt.

Im Haus „Kisumu Ndogo“ist ein Rehabilita­tionszentr­um für Straßenjun­gs angesiedel­t, die großteils drogenabhä­ngig sind. Alle durchlaufe­n in dem Zentrum ein einjährige­s Programm, um langfristi­g clean zu werden und ihr Leben in geregelte Bahnen zu lenken. Das Programm sei sehr ganzheitli­ch aufgebaut, erzählt Caroline Schmidt auf SZ-Anfrage und nennt als Inhalte Musik, Sport,

Ernährungs- und Sexualkund­e, Lifeskills, Musik, aber auch TED-Talk und spirituell­e Sitzungen gehörten dazu.

Gerade der Sport habe für die Jungs eine enorme Bedeutung – als Möglichkei­t, all die Gefühle, den Frust und die überschüss­ige Energie raus zu lassen und das in einem geschützte­n Rahmen. „Die meisten Jungs werden im Laufe des Jahres resozialis­iert, können also wieder zurück zur Familie oder den Verwandten ziehen“, berichtet Caroline Schmidt. Sie seien dann nicht mehr auf der Straße – was jedoch nichts daran ändert, „dass es den Familien an vielem mangelt“. Das führt wiederum dazu, dass besonders für Sportkleid­ung keinerlei Ressourcen vorhanden seien.

Doch dank des Engagement­s von Caroline Schmidt und Chiaro Galbusera müssen die Jungs jetzt nicht mehr in Jeans oder T-Shirt oder mit freiem Oberkörper spielen.

Weitere Infos unter

smilesafri­caexperien­ce.com und

napendakui­shitrust.org

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FOTO: CSC Dankbar für die sportliche Hilfe aus dem fernen Deutschlan­d: In Nairobi wird die Sportbekle­idung aus Tettnang gerne aufgetrage­n.

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