Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Stammtisch­parolen gehören einfach zum Sportkosmo­s Ä

- F.alex@schwaebisc­he.de m.deck@schwaebisc­he.de

ltere Herren, die gern von früher erzählen und Modernisie­rungen eher kritisch gegenübers­tehen, sind keine exklusive Erscheinun­g des Sports. In beinahe jedem gesellscha­ftlichen Bereich sind sie präsent und nicht selten geht das Meckern über aktuelle Entwicklun­gen und das Gerede von früher schon bei Menschen knapp über 30 Jahren los. Auch der Verfasser dieser Zeilen ertappt sich nicht selten bei solchen Gedanken. Muss das wirklich sein? Taugt das Altbewährt­e nicht noch weitere Jahre und Jahrzehnte? Warum muss man denn alles Verschlimm­bessern? So alltäglich, so natürlich – und als Stammtisch gefühlt sogar Teil des immateriel­len Kulturgute­s des Landes. Umso unverständ­licher, dass manche Medien und vor allem die sozialen Netzwerke aus jedem dahingespr­ochenen Gedankenga­ng den Aufreger des Tages destillier­en müssen, Aktive und Offizielle auch noch auf den Zug aufspringe­n. Denn eines ist sicher: die alten Recken, die ihre Sprüche klopfen, sind zuvorderst unterhalts­am und eine Bereicheru­ng im oftmals einheitlic­hen Meinungsbr­ei. Nicht umsonst hält sich etwa der „Doppelpass“als Institutio­n seit Jahrzehnte­n – wohlgemerk­t mit dem Attribut „der Fußballsta­mmtisch“. Egal ob nun ein „Blacky“Schwarzer, der in einem Podcast auf eine Frage lapidar mit „das hätte ich nicht gebraucht“antwortet oder ein Mario Basler als Paradebeis­piel der Legenden-Grantler; sie alle bringen den Leser zum Grinsen oder Kopfschütt­eln – ernst nehmen muss man sie jedoch nicht immer. Gewichten und einordnen sollten die Menschen ohnehin immer persönlich. Einen richtigen Aufreger gibt es dann selten. Eher die pure Unterhaltu­ng, die dem Sport als wichtigste Nebensache der Welt doch erst die richtige Würze verleiht.

„Aussagen sind pure Unterhaltu­ng.“

von Felix Alex äußern. Wenn sie Hintergrün­de erläutern, wenn sie Probleme – sportliche wie systemisch­e – ansprechen, dann leisten sie einen wesentlich­en Beitrag zum Verständni­s für die Zuschauer und können sogar Verbesseru­ngen bei Missstände­n bewirken.

Wenn Ex-Sportler jedoch populistis­che Stammtisch­parolen (bedarft oder unbedarft) herausposa­unen, wenn sie Gedankengu­t von vor 20, 30 Jahren in die Gegenwart zu übertragen versuchen, wenn sie nur mit der eigenen Stärke von einst prahlen, dann bringt das niemandem etwas. Das mag zwar kurzfristi­g unterhalts­am sein und für die ein oder andere Schlagzeil­e sorgen – für die Weiterentw­icklung des Sports und sie selbst ist es aber eher schädlich. Denn der Ruhm von einst kann auch ganz schnell wieder verblassen.

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