Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Stammtischparolen gehören einfach zum Sportkosmos Ä
ltere Herren, die gern von früher erzählen und Modernisierungen eher kritisch gegenüberstehen, sind keine exklusive Erscheinung des Sports. In beinahe jedem gesellschaftlichen Bereich sind sie präsent und nicht selten geht das Meckern über aktuelle Entwicklungen und das Gerede von früher schon bei Menschen knapp über 30 Jahren los. Auch der Verfasser dieser Zeilen ertappt sich nicht selten bei solchen Gedanken. Muss das wirklich sein? Taugt das Altbewährte nicht noch weitere Jahre und Jahrzehnte? Warum muss man denn alles Verschlimmbessern? So alltäglich, so natürlich – und als Stammtisch gefühlt sogar Teil des immateriellen Kulturgutes des Landes. Umso unverständlicher, dass manche Medien und vor allem die sozialen Netzwerke aus jedem dahingesprochenen Gedankengang den Aufreger des Tages destillieren müssen, Aktive und Offizielle auch noch auf den Zug aufspringen. Denn eines ist sicher: die alten Recken, die ihre Sprüche klopfen, sind zuvorderst unterhaltsam und eine Bereicherung im oftmals einheitlichen Meinungsbrei. Nicht umsonst hält sich etwa der „Doppelpass“als Institution seit Jahrzehnten – wohlgemerkt mit dem Attribut „der Fußballstammtisch“. Egal ob nun ein „Blacky“Schwarzer, der in einem Podcast auf eine Frage lapidar mit „das hätte ich nicht gebraucht“antwortet oder ein Mario Basler als Paradebeispiel der Legenden-Grantler; sie alle bringen den Leser zum Grinsen oder Kopfschütteln – ernst nehmen muss man sie jedoch nicht immer. Gewichten und einordnen sollten die Menschen ohnehin immer persönlich. Einen richtigen Aufreger gibt es dann selten. Eher die pure Unterhaltung, die dem Sport als wichtigste Nebensache der Welt doch erst die richtige Würze verleiht.
„Aussagen sind pure Unterhaltung.“
von Felix Alex äußern. Wenn sie Hintergründe erläutern, wenn sie Probleme – sportliche wie systemische – ansprechen, dann leisten sie einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis für die Zuschauer und können sogar Verbesserungen bei Missständen bewirken.
Wenn Ex-Sportler jedoch populistische Stammtischparolen (bedarft oder unbedarft) herausposaunen, wenn sie Gedankengut von vor 20, 30 Jahren in die Gegenwart zu übertragen versuchen, wenn sie nur mit der eigenen Stärke von einst prahlen, dann bringt das niemandem etwas. Das mag zwar kurzfristig unterhaltsam sein und für die ein oder andere Schlagzeile sorgen – für die Weiterentwicklung des Sports und sie selbst ist es aber eher schädlich. Denn der Ruhm von einst kann auch ganz schnell wieder verblassen.