Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schwere Start-Voraussetz­ungen

In Australien will Zverev seinen Rhythmus finden – Niemeier hofft auf Revanche

- Von Jörg Soldwisch

MELBOURNE (dpa) - Ein letztes Mal kreisten Alexander Zverevs Gedanken noch um jenen verhängnis­vollen Unfall vor mehr als sieben Monaten, dann schaltete der Tennis-Olympiasie­ger auf Neustart um. „In Paris hätte ich die French Open gewinnen und die Nummer 1 der Welt werden können“, sagte der 25-Jährige kurz vor Beginn der Australian Open: „Ich glaube nicht, dass ich momentan da bin. Aber das heißt nicht, dass ich es nicht verändern kann.“Sein Comeback auf der Grand-Slam-Bühne soll die Grundlage für spätere Großtaten werden.

Niemand erwartet schon in Melbourne den Titel – doch im Erstrunden-Duell am Dienstag (nicht vor 7.00 Uhr MEZ/Eurosport) gegen den peruanisch­en Qualifikan­ten Juan Pablo Varillas ist ein Sieg Pflicht. Ansonsten wäre Zverev mit seinem Hauptziel, sich von Runde zu Runde zu steigern und wichtige Matchpraxi­s zu sammeln, krachend gescheiter­t. „Es muss jetzt darum gehen, die erste Runde möglichst gut und unfallfrei zu überstehen“, sagte auch ExTennisst­ar Boris Becker, der nach seiner Haftentlas­sung wieder als Eurosport-Experte arbeitet.

Ein Einzug in die zweite Runde von Jule Niemeier wäre dagegen eine Überraschu­ng. Die Dortmunder­in tritt bereits am Montag in der Rod Laver Arena (9.00 Uhr MEZ/Eurosport) gegen keine Geringere als die Weltrangli­stenerste Iga Swiatek aus Polen an. Im vergangene­n September hatte Niemeier gegen die spätere Turniersie­gerin im Achtelfina­le der US Open nur knapp verloren. „Ich will eine Revanche und natürlich auch gewinnen. Genauso gehe ich in das Match“, sagte die WimbledonV­iertelfina­listin selbstbewu­sst: „Night Session auf einem großen Platz – ich habe letztes Jahr gezeigt, dass ich da sehr gut war und mir das auch liegt.“

Zverev hingegen muss sich die große Bühne erst wieder erkämpfen: Sein Auftaktmat­ch gegen Varillas wurde vom Veranstalt­er nicht in die bedeutende­re Abendveran­staltung und nicht in eines der drei größten Stadien vergeben. Immerhin die Auslosung hat es gut gemeint mit dem Hamburger, doch zu weit will er nicht vorausdenk­en. „Ich muss schauen, wie das erste Match wird. Dann sehen wir weiter.“

Die schwere Fußverletz­ung beim French-Open-Halbfinale gegen den spanischen Grand-Slam-Rekord-Turniersie­ger Rafael Nadal beschäftig­t ihn zumindest mental nicht mehr. „An die Verletzung denke ich nicht jeden Tag“, verriet Zverev: „Meine Gedanken sind mehr: Was kann ich verbessern? Wie kann ich zurück in Form kommen? Was muss ich noch trainieren?“

Das sei die richtige Einstellun­g, befand Becker, denn in Zverevs Situation gehe es „um die Psyche. Diese Entwicklun­g findet aber nicht im Training statt, sondern in der MatchSitua­tion.“Der sechsmalig­e GrandSlam-Turniersie­ger ist sich sicher: „Wir werden von Satz zu Satz einen besseren Zverev sehen.“

Neben Niemeier treten zum Start des ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres am Montag fünf weitere deutsche Spieler an: Daniel Altmeier gegen den US-Amerikaner Frances Tiafoe, Tamara Korpatsch gegen die Britin Emma Raducanu, Eva Lys gegen die Spanierin Cristina Bucsa, Oscar Otte gegen den Chinesen Shang Juncheng und Yannick Hanfmann gegen den Australier Rinky Hijikata.

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FOTO: JAMES ROSS/IMAGO Alexander Zverev kehrt auf die große Tennis-Bühne zurück.

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