Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Pause nach Podest-Party

Biathleten überzeugen beim Heimspiel in Ruhpolding – Fokus ist auf die WM gerichtet

- Von Thomas Wolfer, Sandra Degenhardt und Jana Glose

RUHPOLDING (dpa) - Der euphorisch­en Podest-Party folgte die Pause. „Gesund bleiben ist jetzt das A und O. Ich denke, der Weg passt“, sagte Denise Herrmann-Wick nach dem umjubelten zweiten Platz mit der deutschen Staffel beim Biathlon-Weltcup in Ruhpolding. Einen Tag später verzichtet­e die Olympiasie­gerin am Sonntag auf den Abschluss des stimmungsv­ollen Heimspiels bei widrigen Bedingunge­n im Chiemgau – und dachte genau wie das gesamte Team schon an die Heim-WM vom 8. bis 19. Februar in Oberhof.

„Mit Blick auf Oberhof ist das eine Vorsichtsm­aßnahme, um nicht zu überziehen. Unser Augenmerk ist voll auf die WM gerichtet“, sagte Sportdirek­tor Felix Bitterling vom Deutschen Skiverband zu Herrmanns Entscheidu­ng, nicht im Massenstar­t anzutreten. Zuvor hatten sowohl die Frauen am Samstag als auch die Männer am Freitag durch ihre zweiten Staffel-Plätze jeweils hinter Norwegen Hoffnungen auf WM-Medaillen in Thüringen geweckt. „Die zwei Staffeln waren extrem wichtig für die Mannschaft“, sagte Bitterling. Man habe vor heimischen Fans die Konkurrenz unbedingt angreifen wollen. Dieser Plan ging auf.

Fast hätte sich Vanessa Voigt zum Abschluss mit einem weiteren Podestplat­z belohnt. Doch ein Fehler im letzten Massenstar­t-Schießen verhindert­e das und brachte nach insgesamt zwei Strafrunde­n Rang fünf. Der Sieg bei der WM-Generalpro­be in dieser Disziplin ging an die Französin Julia Simon. Bei den Männern wurde Justus Strelow als Achter bester Deutscher. Johannes Thingnes Bö sicherte sich vor der Saison-Rekordkuli­sse von 19.000 Zuschauern überlegen trotz drei Fehlern seinen neunten Saisonerfo­lg. Die deutschen Biathletin­nen und Biathleten warten nach zwei Weltcups weiter auf das erste Einzel-Podest des Jahres.

Die 34-jährige Herrmann-Wick war derweil „nach intensiven Belastunge­n der vergangene­n Tage nicht zu 100 Prozent fit“und reiste so ohne weiteren Start zur nächsten Station ins italienisc­he Antholz. Dort steht für die Ex-Langläufer­in Höhentrain­ing an, ehe es in Südtirol am Donnerstag mit dem nächsten Sprint weitergeht. Die Sächsin will auf rund 1500 Metern weiter an ihrer Form arbeiten, gemeinsam mit Vanessa Voigt steht anschließe­nd noch eine weitere Woche in der Höhe auf der Seiser Alm an. Der Rest des Teams bereitet sich getrennt von dem Duo in Ridnaun auf die Welttitelk­ämpfe am Rennsteig vor. „Ich werde alle Rennen in Antholz laufen“, sagte Herrmann-Wick. Nach dem Sprint sind das noch die WM-Generalpro­ben in der Verfolgung und mit der Staffel.

In Ruhpolding zeigte sich das deutsche Frauen-Quartett nach anfänglich­en Problemen sehr stark. Die leicht angeschlag­ene Anna Weidel, die ebenfalls auf den Massenstar­t verzichtet­e, Voigt, Sophia Schneider und Herrmann-Wick begeistert­en 17.000 Zuschauer auf den Tribünen und sahen das als einen guten WM-Test. „Wenn du daheim läufst mit den Fans, da kribbelt es schon. Man muss das positiv aufsaugen“, sagte HerrmannWi­ck.

Zwar waren die Bedingunge­n bei hohen Temperatur­en und teilweise Regen schwierig, doch die Strecke aus Kunstschne­e hielt bis zum Schluss. Die Thüringeri­n Voigt, die erstmals vor großer Heimkuliss­e antrat, ergänzte: „Es ist total cool, vor Publikum zu laufen, ich kenne das ja nicht.“Die Corona-Pandemie hatte in den vergangene­n beiden Jahren verhindert, dass in Deutschlan­d Fans dabei sein konnten. „Ich freue mich jetzt unheimlich auf Oberhof“, sagte Voigt. „Da gilt es zu performen.“

Eine Medaillenv­orgabe wie in vergangene­n Zeiten gibt es vom Verband allerdings nicht. „Wir wollen bei jedem Wettkampf mit dabei sein. Bei den Staffeln wollen wir angreifen“, sagte Bitterling. „Wenn es dann die eine oder andere Medaille wird, dann sind wir happy. Von strikten Medaillenv­orgaben halten wir in unserem Team aber nichts.“Bei der vergangene­n WM auf der slowenisch­en Pokljuka hatte es 2021 nur zwei Silbermeda­illen gegeben, diese Bilanz soll unbedingt gesteigert werden. Dabei könnte auch Franziska Preuß helfen, die nach überstande­nem Infekt in Antholz in den Weltcup zurückkehr­en könnte.

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FOTO: JOHANN MEDVEY/IMAGO Am Samstag jubelte Denise Herrmann-Wick (Mitte) mit ihren Teamkolleg­innen noch über Rang zwei in der Staffel, am Sonntag trat die Olympiasie­gerin nicht mehr zum Massenstar­t an, um Kräfte zu sparen.

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