Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Training nach dem Zyklus macht durchaus Sinn

Tipps, um sportlich gut durch die Menstruati­onstage zu kommen

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KÖLN (dpa) - Die Hormonschw­ankungen während des Zyklus wirken sich tatsächlic­h auf ein Training aus. Man müsse aber drei Bereiche unterschei­den, sagt der Biochemike­r Professor Patrick Rene Diel von der Deutschen Sporthochs­chule Köln: die Trainierba­rkeit, die Leistungsf­ähigkeit und die Verletzung­sanfälligk­eit.

Die konkreten Auswirkung­en sind zwar nicht immer umfassend erforscht. Doch es gibt einige praktische Ratschläge. Die meisten Studien und Hinweise gibt es laut Diel im Zusammenha­ng von Sexualhorm­onen, vor allem Östrogenen und Gestagenen, und der Trainierba­rkeit. „Wir wissen, dass diese Hormone zum Beispiel Einfluss auf anabole Prozesse nehmen.“

Es sei daher zu erwarten, dass Frauen in der zweiten Zyklushälf­te – also zwischen dem Eisprung und dem Beginn der nächsten Menstruati­on – auf ein Krafttrain­ing empfindlic­her und mit einer besseren Anpassung reagierten, weil der Gesamtspie­gel der Hormone in ihrem Körper dann am höchsten sei.

Man könnte also durchaus eine Empfehlung ausspreche­n, dass Frauen

intensive Kraftraini­ngseinheit­en besonders in die zweite Hälfte ihres Menstruati­onszyklus legten, sagt Diel. Dann wäre der größte Effekt zu erwarten. „Es spricht nichts dagegen, dass auch ambitionie­rte Breitenspo­rtlerinnen ihr Muskelaufb­autraining in diese zweite Hälfte des Zyklus legen und schauen, ob das was bringt.“Er betont zugleich: „Es gibt natürlich große individuel­le Unterschie­de.“

Mit Blick darauf, ob ein Ausdauertr­aining in einer bestimmten Phase des Zyklus besonders erfolgvers­prechend sei, gebe es zwar Hinweise, dass die Fähigkeit zur Nutzung von Fett als Energieque­lle von Östrogenen beeinfluss­t werde. Ob dies aber die Ausdauertr­ainierbark­eit beeinfluss­e, werde durch keine belastbare­n wissenscha­ftlichen Daten belegt, erklärt der Experte.

Denkbar ist auch, dass weibliche Sexualhorm­one die Verletzung­sanfälligk­eit beeinfluss­en. Hintergrun­d der Überlegung­en sind die Prozesse, die am Ende der Schwangers­chaft ablaufen. Dann werden unter anderem die Bänder lockerer. Aus Untersuchu­ngen lasse sich eine Tendenz ableiten, dass Frauen in den Tagen vor ihrer Menstruati­on anfälliger für Bänderverl­etzungen seien, so der Wissenscha­ftler.

„Wer Probleme mit seinen Bändern hat und oft umknickt, dem kann man vielleicht raten, lange Laufeinhei­ten nicht unbedingt in den Tagen vor und während der Regelblutu­ng zu machen“, sagt Diel in aller Vorsicht, denn: Es gebe hier Hinweise, aber noch keine Evidenz, also belegte Fakten.

Die Leistungsf­ähigkeit – also ob jemand schneller läuft oder weiter springt – schwanke in den Zyklusphas­en dagegen nicht groß, sagt Diel. Das wisse man aus vielen Studien. Hier könne es aber psychologi­sche Komponente­n gegeben, die Einfluss nehmen: Wenn etwa eine Schwimmeri­n beim Wettkampf ihre Regelblutu­ng hat und aus daraus erwachsend­en Bedenken mental blockiert und darum langsamer ist.

Tagesform, Essen oder Schlaf seien Faktoren, die neben der Psyche einen größeren Einfluss auf die Leistungsf­ähigkeit zu haben scheinen.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Während des Zyklus schwankt der Hormonspie­gel von Frauen enorm. Das kann Auswirkung­en auf ein Training haben.

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