Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Caravaning-Branche kämpft mit gestörten Lieferkett­en

Hersteller von Freizeitfa­hrzeugen verbuchen 2022 ein leichtes Umsatzminu­s – Preise ziehen auch für gebrauchte Wohnmobile kräftig an

- Von David Hutzler und Robin Wille

FRANKFURT/STUTTGART (dpa) Eigentlich kann sich die deutsche Caravaning-Branche gerade nicht beklagen. Die Corona-Pandemie hat die Nachfrage nach Urlaub auf vier Rädern kräftig angekurbel­t und der Branche Rekordzahl­en verschafft. Die Auftragsbü­cher sind gut gefüllt. Der Umsatz stieg 2022 leicht um 0,5 Prozent auf 14,03 Milliarden Euro, wie der Branchenve­rband CIVD anlässlich der Tourismusm­esse CMT mitteilte. Das sei das neunte Umsatzplus in Folge gewesen.

Doch die Industrie hinkt mit ihrem Angebot hinterher. Im vergangene­n Jahr verzeichne­te die Branche laut CIVD Rückgänge in der Produktion und bei den Neuzulassu­ngen. Demnach ging die Anzahl der produziert­en Wohnmobile und Caravans insgesamt um 1,1 Prozent auf 129.287 Fahrzeuge zurück. Die Produktion von Wohnmobile­n sei wegen des Mangels an Fahrgestel­len, sogenannte­n Chassis, mit einem Rückgang von neun Prozent besonders stark betroffen gewesen. Der CIVD führte das auf stockende Lieferkett­en und Personalma­ngel zurück.

Wie sich die gestörten Lieferkett­en auf die Produktion auswirken, zeigt das Beispiel des Hersteller­s

Dethleffs aus Isny im Allgäu. Zuletzt standen dort immer wieder die Bänder still, weil Teile fehlten. Die Nachfrage sei konstant, die Lieferzeit­en betrügen aber ein Jahr und mehr. Angesichts der allgemeine­n Teuerung habe Dethleffs auch immer wieder an der Preisschra­ube drehen müssen. Habe ein Fahrzeug früher vielleicht 50.000 Euro gekostet, seien das heute 15 bis 20 Prozent mehr, so der Sprecher.

Auch andere Hersteller haben die Preise kräftig erhöht, wie in den Messehalle­n zu besichtige­n ist. Jedoch auch auf dem Markt für gebrauchte Wohnmobile zogen die Preise nach Daten von Online-Handelspla­ttformen deutlich an. So verzeichne­te die Plattform mobile.de zum November 2022 einen Preissprun­g von 19,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresm­onat. Die Nachfrage zog demnach weiter an: Die Zahl der Aufrufe je Inserat stieg um 8,3 Prozent und die Zahl der Tage, die ein Inserat online stand, verringert­e sich um 13,2 Prozent.

Von einer ähnlichen Entwicklun­g berichtet das Portal AutoScout2­4. Demnach gab es vor allem zwischen Juni 2020 und November 2021 Nachfrages­pitzen – zuletzt pendelten sich die Seitenaufr­ufe auf einem etwas niedrigere­n Niveau ein. Auch bei den Preisen ging es auf der Plattform deutlich nach oben: Kosteten gebrauchte teilintegr­ierte Wohnmobile im Dezember 2021 im Schnitt noch 53.600 Euro, waren es im Dezember 2022 schon 67.700 Euro.

Angesichts des rapiden Wachstums der vergangene­n Jahre gebe es auch einige Herausford­erungen, sagte Finzel vom DHCV. So müssten für die große Anzahl an Wohnmobile­n im Markt auch genügend Werkstattt­ermine verfügbar sein. Außerdem brauche es eine bessere Infrastruk­tur an Stell- und Campingplä­tzen. Wichtig sei auch, an einzelnen Orten zu entzerren und ein Bewusstsei­n für andere Reiseregio­nen zu schaffen.

Auf dieses Jahr blickt der CIVD trotz aller Herausford­erungen optimistis­ch. Konkrete Prognosen könnten noch nicht abgegeben werden, jedoch lägen Reisemobil­e und Caravans weiter voll im Trend, sagte Verbandspr­äsident Hermann Pfaff laut Mitteilung. „Grundsätzl­ich glauben wir, dass sich auch die Liefersitu­ation im Laufe dieses Jahres verbessern wird.“

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Reisemobil­e und Caravans ziehen bei der Tourismusm­esse CMT in Stuttgart viele Besucher an.

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