Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Royaler Abschied in Griechenla­nd

Bei der Beerdigung von Ex-König Konstantin II. kommt Europas Adel in Athen zusammen

- Von Takis Tsafos

ATHEN (dpa) - Tausende Griechinne­n und Griechen und fast alle Königshäus­er Europas und andere Adlige haben in Athen Abschied von Griechenla­nds verstorben­em Ex-König Konstantin II. genommen. Um die orthodoxe Kathedrale im Zentrum Athens hatten sich am Montag Tausende Menschen versammelt, die dem Ex-König die letzte Ehre erwiesen. Als der Sarg nach der Trauerfeie­r aus der Kirche getragen wurde, stimmten viele Menschen die griechisch­e Nationalhy­mne an, wie das Fernsehen zeigte.

Da die Monarchie in Griechenla­nd 1974 per Volksabsti­mmung abgeschaff­t worden war, ist Konstantin II. als Privatmann beerdigt worden. Die Fahnen wehten nicht auf Halbmast und es gab keine militärisc­hen Ehren wie es bei Beerdigung­en von ehemaligen Staatsober­häuptern in Griechenla­nd üblich ist. Dies beschloss die konservati­ve Regierung unter Ministerpr­äsident Kyriakos Mitsotakis.

An der Trauerfeie­r nahmen Adlige aus elf Staaten teil. Gesichtet wurden die Königspaar­e Dänemarks, Spaniens, Belgiens, Schwedens und der Niederland­e. Großbritan­nien wurde von der Schwester des Königs Charles III., Prinzessin Anne, vertreten. Auch zahlreiche Thronfolge­r sowie andere Adlige aus Luxemburg, Monaco und Mitglieder ehemaliger Königshäus­er Europas wie Serbiens, Rumäniens und Bulgariens nahmen an der Trauerfeie­r teil, berichtete der staatliche Rundfunk.

Bei der Trauerfeie­r trafen auch die spanische Königsmutt­er Sofia und Spaniens Ex-König Juan Carlos aufeinande­r. Die beiden haben sich nach zahlreiche­n Finanzskan­dalen und außereheli­chen Affären von Juan Carlos entfremdet. Juan Carlos lebt im Exil. Wie das griechisch­e Fernsehen zeigte, wechselten die beiden am Montag kaum ein Wort und schauten sich fast gar nicht an. Zuletzt waren sie Mitte September 2022 bei der Trauerfeie­r für Queen Elizabeth gemeinsam fotografie­rt worden. Sofia ist die Schwester Konstantin­s II. Sie hatte Juan Carlos 1962 geheiratet.

Die Zeit, in der Konstantin II. in Griechenla­nd König war, stand unter einem schlechten Stern. Bei seiner Thronbeste­igung 1964 mit 23 Jahren war er einer der jüngsten Monarchen Europas. Der damals noch unerfahren­e junge Mann verwickelt­e sich schnell in Streitigke­iten mit der politische­n Führung und beging einen fatalen politische­n Fehler, als am 21. April 1967 in Griechenla­nd eine Militär-gruppe putschte: Er ließ sich mit den Putschiste­n fotografie­ren und billigte per Unterschri­ft die Bildung einer Militärreg­ierung. Er erklärte, er wollte damit einen Bürgerkrie­g und ein Blutvergie­ßen abwenden.

Ein Gegenputsc­h, den er im Dezember 1967 organisier­t hatte, scheiterte kläglich. Konstantin ging ins Exil. Viele Griechen haben ihm die Einmischun­g ins politische Leben und die anfänglich­e Duldung der Diktatur nie verziehen. Nach der Wiederhers­tellung der Demokratie wurde die Monarchie in Griechenla­nd im Dezember 1974 per Volksabsti­mmung abgeschaff­t.

Es folgten schmerzhaf­te Jahre des Streits mit seinem Heimatland. Er wurde enteignet und erst nach einem Beschluss des Europäisch­en Gerichtsho­fs für Menschenre­chte aus dem Jahr 2000 entschädig­t. Danach normalisie­rte sich das Verhältnis sowohl mit den Regierunge­n als auch mit den Griechen. Konstantin kaufte sich eine Villa auf der Halbinsel Peloponnes und verbrachte mehrere Monate des Jahres in der Heimat.

Sein Leben als Kronprinz war turbulent. Bereits in jungen Jahren geriet er in die Schlagzeil­en. Bekannt ist das Playboy-Leben des jungen Kronprinze­n. Altgedient­e Journalist­en erzählen noch heute von heimlichen Treffen mit einer erfolgreic­hen Schauspiel­erin. „Es waren schöne Zeiten. Wir waren jung“, hatte er in einem TV-Interview gesagt, ohne Details zu nennen. Mit seiner Mutter soll er deshalb viel Streit gehabt haben. Konstantin war auch im Sport erfolgreic­h: Bei den Olympische­n Spielen in Rom gewann er 1960 die Goldmedail­le zusammen mit zwei anderen griechisch­en Seglern in der damaligen Drachen-Klasse.

Für die bürgerlich-konservati­ve Regierung in Athen waren Trauerfeie­r und Beerdigung ein politische­r Balanceakt. Da in Griechenla­nd bis spätestens Juli Parlaments­wahlen stattfinde­n müssen, wollte Regierungs­chef Kyriakos Mitsotakis die Wähler der politische­n Mitte, die von der Königsfami­lie nichts wissen wollen, nicht ärgern. Deswegen wurde Konstantin II. als Privatmann beerdigt.

Konstantin II. war am 10. Januar im Alter von 82 Jahren gestorben. Der Gesundheit­szustand des Ex-Monarchen hatte sich nach einem Hirnschlag schlagarti­g verschlech­tert. Die Beerdigung sollte im Sommerpala­st der ehemaligen königliche­n Familie im Norden Athens stattfinde­n. Dort befinden sich die Gräber fast aller Vorfahren von Konstantin. Von seinem Grab aus kann man das Ägäische Meer sehen, dort wo er immer wieder segelte. Die Stelle hatte er selbst ausgesucht, wie er einst bei einem Besuch im Sommerpala­st sagte.

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FOTO: SOCRATES BALTAGIANN­IS/DPA Der Sarg von Konstantin II. wird in Athen getragen.
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FOTO: IMAGO/ARISTIDIS VAFEIADAKI­S Spaniens Skandalkön­ig Juan Carlos und Königin Sofia bei der Beerdigung in Athen.
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FOTO: IMAGO/PPE Auch das schwedisch­e und dänische Königshaus nahmen bei der Trauerfeie­r in Athen teil.

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