Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Platz für Ideen“

DFL-Interimsbo­sse haben ihren ersten Auftritt – Woche der Wahrheit hat begonnen

- Von Alexander Sarter

FRANKFURT (SID) - Die Location macht Hoffnung auf Geistesbli­tze. „Hier ist viel Platz für ihre Ideen“, bewerben die Betreiber der Event-Halle Fredenhage­n den über 100 Jahre alten Industrieb­au in Offenbach. Und gute Einfälle haben die Spitzen des deutschen Fußballs, die sich am Dienstag beim Neujahrsem­pfang der Deutschen Fußball Liga (DFL) versammeln, bitter nötig.

Das gilt für die DFL-Interimsbo­sse Axel Hellmann und Oliver Leki, die bei ihrem ersten Auftritt mögliche Lösungen für die drängenden Probleme der Liga skizzieren müssen. Das gilt aber auch für die Chefetage des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) um Präsident Bernd Neuendorf und Vize Hans-Joachim Watzke, die am Donnerstag beim Treffen mit ihren prominente­n Beratern das Engagement von Rudi Völler als Sportchef in trockene Tücher bringen will.

Gefordert bei ihrem ersten Empfang nach drei Jahren Corona-Pause ist aber zunächst einmal die Liga mit ihren Protagonis­ten. Nach dem raschen Aus von Kurzzeit-Chefin Donata Hopfen haben sich die Schwierigk­eiten nicht in Luft aufgelöst ganz im Gegenteil. „Wir werden ein paar Dinge, die liegengebl­ieben sind, anschieben müssen“, sagte Hellmann hinsichtli­ch der bevorstehe­nden Aufgaben.

Von ein „paar Dingen“zu sprechen, erscheint allerdings reichlich untertrieb­en. Denn Hopfen ist bei zahlreiche­n Baustellen wie dem Einstieg eines Investors, der 50+1-Regel, der Auslandsve­rmarktung, dem neuen Grundlagen­vertrag mit dem DFB und der Ausschreib­ung der Medienrech­te nicht entscheide­nd vorangekom­men. Das weiß auch Hellmann, der mit Leki vorerst bis Juni die Doppelspit­ze bilden soll. „Wir befinden uns in einer herausford­ernden Lage, in der Entscheidu­ngen getroffen werden müssen, die eine große Bedeutung für die Zukunft haben“, äußerte der 51-Jährige.

Bei allen Problemen geht es am Ende natürlich immer ums Geld. 3,6 Milliarden Euro Umsatz haben die 18 Bundesligi­sten nach einer Berechnung des kicker in der vergangene­n Saison gemacht. Das wären 130 Millionen mehr als in der Spielzeit zuvor - aber immer noch über 400 Millionen weniger als beim Rekorderge­bnis in der letzten Saison vor der Corona-Pandemie 2018/19.

Den Anschluss an die finanziell übermächti­ge englische Premier

League hat die Bundesliga längst verloren – das zeigen die Aktivitäte­n auf dem Winter-Transferma­rkt mehr als deutlich. Es müssen kreative Ideen her, um dennoch sportlich halbwegs mithalten zu können – und so beim globalen Verdrängun­gswettbewe­rb der Topligen nicht komplett ins Hintertref­fen zu geraten.

Internatio­nal hinterher hinkt die Nationalma­nnschaft nach dem zweiten WM-Vorrundena­us in Folge bereits. Um einen weiteren Reinfall bei der in rund 500 Tagen beginnende­n Heim-EM zu verhindern, soll Völler den krisengepl­agten DFB inklusive der Nationalel­f als eine Art Wohlfühl-Manager aus dem Stimmungst­ief befreien.

Neuendorf („Er ist ein echter Typ“) und Watzke („Rudi Völler ist wichtig für den DFB“) haben den

Weg für den Weltmeiste­r von 1990 längst geebnet. Nun liegt es am 62 Jahre alten Ex-Teamchef selbst, ob er aus dem „Vorruhesta­nd“zurückkehr­en möchte oder nicht.

Vielleicht lässt „Rudi Nationale“die Katze ja schon am Dienstag aus dem Sack und gibt grünes Licht. Platz für diese Idee gibt es schließlic­h genug – nicht nur in großen Event-Hallen.

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FOTO: RUDEL/IMAGO Oliver Leki steht jetzt nicht nur im Rampenlich­t für den SC Freiburg, sondern auch für die DFL im Fokus.

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