Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Platz für Ideen“
DFL-Interimsbosse haben ihren ersten Auftritt – Woche der Wahrheit hat begonnen
FRANKFURT (SID) - Die Location macht Hoffnung auf Geistesblitze. „Hier ist viel Platz für ihre Ideen“, bewerben die Betreiber der Event-Halle Fredenhagen den über 100 Jahre alten Industriebau in Offenbach. Und gute Einfälle haben die Spitzen des deutschen Fußballs, die sich am Dienstag beim Neujahrsempfang der Deutschen Fußball Liga (DFL) versammeln, bitter nötig.
Das gilt für die DFL-Interimsbosse Axel Hellmann und Oliver Leki, die bei ihrem ersten Auftritt mögliche Lösungen für die drängenden Probleme der Liga skizzieren müssen. Das gilt aber auch für die Chefetage des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) um Präsident Bernd Neuendorf und Vize Hans-Joachim Watzke, die am Donnerstag beim Treffen mit ihren prominenten Beratern das Engagement von Rudi Völler als Sportchef in trockene Tücher bringen will.
Gefordert bei ihrem ersten Empfang nach drei Jahren Corona-Pause ist aber zunächst einmal die Liga mit ihren Protagonisten. Nach dem raschen Aus von Kurzzeit-Chefin Donata Hopfen haben sich die Schwierigkeiten nicht in Luft aufgelöst ganz im Gegenteil. „Wir werden ein paar Dinge, die liegengeblieben sind, anschieben müssen“, sagte Hellmann hinsichtlich der bevorstehenden Aufgaben.
Von ein „paar Dingen“zu sprechen, erscheint allerdings reichlich untertrieben. Denn Hopfen ist bei zahlreichen Baustellen wie dem Einstieg eines Investors, der 50+1-Regel, der Auslandsvermarktung, dem neuen Grundlagenvertrag mit dem DFB und der Ausschreibung der Medienrechte nicht entscheidend vorangekommen. Das weiß auch Hellmann, der mit Leki vorerst bis Juni die Doppelspitze bilden soll. „Wir befinden uns in einer herausfordernden Lage, in der Entscheidungen getroffen werden müssen, die eine große Bedeutung für die Zukunft haben“, äußerte der 51-Jährige.
Bei allen Problemen geht es am Ende natürlich immer ums Geld. 3,6 Milliarden Euro Umsatz haben die 18 Bundesligisten nach einer Berechnung des kicker in der vergangenen Saison gemacht. Das wären 130 Millionen mehr als in der Spielzeit zuvor - aber immer noch über 400 Millionen weniger als beim Rekordergebnis in der letzten Saison vor der Corona-Pandemie 2018/19.
Den Anschluss an die finanziell übermächtige englische Premier
League hat die Bundesliga längst verloren – das zeigen die Aktivitäten auf dem Winter-Transfermarkt mehr als deutlich. Es müssen kreative Ideen her, um dennoch sportlich halbwegs mithalten zu können – und so beim globalen Verdrängungswettbewerb der Topligen nicht komplett ins Hintertreffen zu geraten.
International hinterher hinkt die Nationalmannschaft nach dem zweiten WM-Vorrundenaus in Folge bereits. Um einen weiteren Reinfall bei der in rund 500 Tagen beginnenden Heim-EM zu verhindern, soll Völler den krisengeplagten DFB inklusive der Nationalelf als eine Art Wohlfühl-Manager aus dem Stimmungstief befreien.
Neuendorf („Er ist ein echter Typ“) und Watzke („Rudi Völler ist wichtig für den DFB“) haben den
Weg für den Weltmeister von 1990 längst geebnet. Nun liegt es am 62 Jahre alten Ex-Teamchef selbst, ob er aus dem „Vorruhestand“zurückkehren möchte oder nicht.
Vielleicht lässt „Rudi Nationale“die Katze ja schon am Dienstag aus dem Sack und gibt grünes Licht. Platz für diese Idee gibt es schließlich genug – nicht nur in großen Event-Hallen.