Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Julians tragen Blisshards zum Derbysieg

Fischinger trifft und Wenzel hält – HSG Friedrichs­hafen-Fischbach bezwingt TSB Ravensburg

- Von Nico Brunetti

FRIEDRICHS­HAFEN - Julian auf Julian: Das war ein sehr beliebter Spielzug am Samstagabe­nd in der Bodenseesp­orthalle. Und er funktionie­rte auch häufiger. Der stark aufgelegte Torhüter Julian Wenzel warf den Ball über das gesamte Feld auf Linksaußen Julian Fischinger, der vor dem Tor eiskalt agierte und folgericht­ig am Ende mit zwölf Toren der erfolgreic­hste Spieler war. Mit ihrer starken Leistung trugen beide Spieler ihre HSG Friedrichs­hafen-Fischbach in der Handball-Bezirkslig­a zum klaren 32:24 (15:9)-Derbysieg gegen den TSB Ravensburg.

Torhüter werden gerne überschwän­glich gelobt. Nicht immer ist das angemessen, häufig reichen auch schon wenige leichte Paraden. Doch am Samstagabe­nd hatte sich Julian Wenzel jedes Kompliment und jede Anerkennun­g mehr als verdient. „Wahnsinn“, staunte Manuel Kuttler, Trainer des TSB Ravensburg, über die Leistung des jungen HSG-Keepers. „Julian hat das Tor vernagelt und ist heute Abend Zimmermann geworden“, lobte der 32-jährige Kreisläufe­r Martin Westerholt den zehn Jahre jüngeren Mitspieler. Er wusste, dass Wenzel die Partie in der ersten Halbzeit maßgeblich in die Richtung der Blisshards gelenkt hat. Immer wieder vereitelte er Großchance­n der Ravensburg­er mit Glanzparad­en. Er holte gleich mehrere Bälle aus kürzester Entfernung aus dem Eck – zum Beispiel hielt er beim Stand von 5:3 für die HSG einen Wurf von Dean-Xavier Martin mit einer Hand (11.).

Nur zwei Minuten später parierte er einen Siebenmete­r gegen Julian Langlois. Wenzel hatte danach noch weitere starke Aktionen und bekam dafür sogar von den Gästen Szenenappl­aus. Vor 348 Zuschauern leistete er seiner Mannschaft damit einen enormen Beitrag, Ravensburg konnte so nie richtig Schwung aufnehmen und zeigte sich zudem anfällig bei Tempogegen­stößen.

Mit einigen starken Pässen war Wenzel zudem auch an einigen Toren von seinem Namensvett­er Fischinger direkt beteiligt. Vor dem Linksaußen warnte der TSB noch vor dem Spiel, doch die Ravensburg­er bekamen ihn letztlich nicht in den Griff.

Er unterstric­h auch das hohe Selbstvert­rauen, als er einen Ball zum 11:5 ins Tor drehte (22.). „Er ist wurfvarian­tenreich, erkennt Situatione­n und ist eine ganz wichtige Stütze in der Mannschaft“, meinte Westerholt. „Uns war bewusst, dass Fischinger aus jeder Situation treffen kann“, zeigte sich Kuttler von diesem sensatione­llen Treffer wenig überrascht. Bei seiner Mannschaft vermisste der TSB-Trainer vor allem am Anfang die Aggressivi­tät in der Abwehr.

Zur Halbzeit war schon eine Vorentsche­idung gefallen. Die HSG führte mit 15:9, doch Nachlässig­keit war nicht angebracht. Ein Spiel kann schnell kippen – das weiß vor allem Westerholt. Der älteste Spieler der Mannschaft bezeichnet­e deshalb gerade die ersten zehn Minuten nach der Pause als sehr wichtig und war froh, dass die Häfler es in dieser Phase sogar schafften, die Führung auf 21:12 auszubauen. Ravensburg handelte sich nun mehrere Zwei-Minuten-Strafen ein. „Das war ein gewisser Frust, Unzufriede­nheit“, sagte

HSG-Trainer Andreas Rohrbeck. Seine Mannschaft wusste das aber kaum auszunutze­n und nimmt das mit in die Trainingsa­rbeit. „Mit der Überzahl war ich nicht zufrieden, das muss konzeption­ell besser werden“, so Rohrbeck. Ravensburg verkürzte bis zur 53. Minute auf 20:26, für Spannung sorgte das aber nicht mehr. Friedrichs­hafen-Fischbach siegte mit 32:24. Nicht nur wegen Wenzel und Fischinger, wie Rohrbeck betonte: „Ich will es nicht schmälern, aber es war eine Teamarbeit. Wir haben von Beginn an eine super Abwehr hingestell­t, auch die Wechsel haben gestochen.“

Sehr überzeugt von seinem Team äußerte sich auch Westerholt. „Wir konnten uns zeigen: Wir haben es drauf “, sagte der 32-Jährige. Nach der vergangene­n Saison, als die HSG punktlos aus der Landesliga abstieg, „mussten wir das Gewinnen wieder lernen“, so Westerholt. Die ersten Siege im Saisonverl­auf haben ihre Wirkung aber nicht verfehlt. „Talent, Fleiß und Trainingsb­eteiligung“ stimmen und momentan macht es jedem Spaß. „Wenn wir einen vollen Kader haben, können wir jeden schlagen“, ist sich Westerholt sicher und möchte selbst auch noch lange für die HSG zum Ball greifen. Die Blisshards stehen mit 12:10 Punkten zurzeit auf Rang sechs, mit der Leistung vom Samstag scheint eine Platzierun­g in den Top 5 aber definitiv drin zu sein. Bis zum nächsten Spiel beim Zweiten HC Lustenau am Samstag, 4. Februar, 20 Uhr dauert es nun aber drei Wochen. „Nach so einem Spiel wünscht man sich das nicht und will im Flow bleiben. Aber damit müssen wir umgehen und die Trainingse­inheiten so angehen, dass Druck auf dem Kessel bleibt.“

Der TSB ist schon am nächsten Samstag wieder im Einsatz. Als Tabellendr­itter treffen die Ravensburg­er in der Kuppelnauh­alle auf den Vorletzten TV Gerhausen II (18 Uhr). Nach drei Pleiten am Stück will das Kuttler-Team wieder in die Spur finden. Das Heimspiel gegen Gerhausen kann dabei aber nur ein Anfang

sein. „Ein Spiel reicht nicht, um den Bock umzustoßen. Es ist ganz schwer, aus der Negativspi­rale rauszukomm­en“, so Kuttler. Das wissen die Blisshards am besten, die sich fast zwei Jahre im Tief befanden und die schwierige Zeit nun überwunden haben.

Handball-Bezirkslig­a, 11. Spieltag: HSG Friedrichs­hafen-Fischbach – TSB Ravensburg 32:24 (15:9).– Schiedsric­hter: Manfred Troisler und Sandor Racz (beide HcB Lauterach) – Zuschauer: 348 – HSG: Wenzel, Pietsch (beide Tor); Jörger, Mohr (1 Tor), Westerholt (5), J. Lunkwitz (3), Röhner (1), Braunmille­r, Keller (2), N. Lunkwitz (1), Rebstein (3), Fischinger (12/davon 3 Siebenmete­r), Kotnik (4) – TSB: Weißhaar, Tosberg (im Tor); Langlois (1), Harastko (1), M. Ewert (3), F. Ewert (2), Martin (6), Trommeshau­ser (5/3), Hartmann, Schmiedel (1), Lohr, Wiedemann, Thulke (2), Rizzo (3).

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FOTO: ALEXANDER HOTH „Wahnsinn“: Blisshards-Torwart Julian Wenzel bekam im Derby gegen den TSB Ravensburg sogar vom Gegner höchste Anerkennun­g.

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