Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mit 118 Jahren friedlich eingeschla­fen

Bislang ältester Mensch gestorben – Französisc­he Ordensfrau André überlebte zwei Weltkriege

- Von Rachel Boßmeyer

TOULON (dpa) - Der älteste Mensch der Welt, die französisc­he Ordensschw­ester André, ist gestorben. Eine Sprecherin des Altenheims der als Lucile Randon geborenen Frau bestätigte am Mittwoch, dass die Dame in der Nacht von Montag auf Dienstag starb. Sie wurde 118 Jahre alt, wie der Bürgermeis­ter ihres südfranzös­ischen Wohnorts Toulon, Hubert Falco, auf Facebook schrieb.

Die Gerontolog­y Research Group listete Schwester André seit Ende April vergangene­n Jahres als ältesten lebenden Menschen. Schon zuvor galt sie als älteste Europäerin. Mit ihrem Tod rückt in dem Ranking der Vereinigun­g von Forscherin­nen und Forschern nun die in den USA geborene und in Spanien lebende Maria Branyas Morera mit 115 Jahren auf den Platz des ältesten Menschen der Welt. Schwester André wurde am 11. Februar 1904 in Alès geboren. Sie erlebte zwei Weltkriege, den Ausbruch der Spanischen Grippe und überlebte auch mehrere Infektione­n mit dem Coronaviru­s. Angst habe sie während der Pandemie nicht gehabt, weil sie das Sterben nicht fürchte, sagte sie nach ihrer Genesung dem Sender BFMTV. Der älteste Mensch der Welt zu sein, hatte für die Ordensfrau auch einen bitteren Nachgeschm­ack. Dem Sender BFMTV sagte sie, es erfülle sie mit Stolz, sei aber auch ein Desaster. „Das ist eine traurige Ehre. Ich habe das Gefühl, dass ich besser im Himmel wäre und der liebe Gott mich nicht will.“

Ihr Sprecher David Tavella schrieb nun auf Linkedin über den Tod Schwester Andrés: „Ich bin traurig, aber glücklich für sie, weil sie zu ihrem geliebten Bruder wollte.“

Trotz ihres hohen Alters blieb die Ordensfrau lange aktiv. „Man sagt, dass Arbeit tötet. Bei mir lässt die Arbeit mich leben. Ich habe bis zum Alter von 108 Jahren gearbeitet“, zitierte der Sender BFMTV Schwester André. Versüßt hat ihr das Leben demnach ein Stückchen Schokolade am Tag. In ihrer Jugend war die Französin als Hauslehrer­in tätig und reiste dafür aus einem kleinen südfranzös­ischen Dorf in die Großstadt Paris. Erst mit Anfang 40 trat sie in eine Ordensgeme­inschaft ein.

Zuletzt saß Schwester André im Rollstuhl, seit einigen Jahren sah sie nicht mehr gut.

Sie war Ehrenbürge­rin der Stadt Toulon, wo sie seit etlichen Jahren im Heim lebte. Bürgermeis­ter Falco würdigte sie als „unglaublic­h modern“und eine „Nonne mit großem Herzen“.

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FOTO: NICOLAS TUCAT Mit der französisc­hen Schwester André ist der älteste Mensch der Welt gestorben. Die Ordensschw­ester wurde 118 Jahre alt.

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