Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Alles nur ein Spiel?

Theater Freiburg glänzt mit der deutschen Erstauffüh­rung von Nico Muhlys Oper „Marnie“– Nur der Thrill fehlt

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ist verkürzter, stringente­r und radikaler – die dramatisch­e, spannungsg­eladene Filmmusik von Bernard Herrmann unterstütz­t diese Forcierung.

In Extrembere­ichen bewegt sich Nico Muhlys Musik selten. Eingängig, süffig, farbenreic­h klingt diese Oper – mit einem fortwähren­den musikalisc­hen Erzählstro­m, mit großen Chorsätzen und kantablen Solomelodi­en, die sich aus der mal repetitive­n, mal flächigen Begleitung schälen. Mit ruhiger Hand führt Freiburgs neuer Generalmus­ikdirektor André de Ridder durch den Abend, formt das Philharmon­ische Orchester Freiburg zu einem runden Klangkörpe­r, tariert immer neu die Balance zwischen Bühne und Orchesterg­raben aus und lässt mit großer Selbstvers­tändlichke­it einen musikalisc­hen Flow entstehen.

Wie in der Romanvorla­ge vorgesehen, lässt Regisseur Peter Carp die Geschichte im England des Jahres 1959 spielen. Das mit Schreibmas­chinen ausgestatt­ete Großraumbü­ro ist mit edlen Tapeten verkleidet (Bühne: Kaspar Zwimpfer). Man trägt schmal geschnitte­ne Kostüme und dreiteilig­e Businessan­züge (Kostüme: Su Bühler). Zu den weich gezeichnet­en musikalisc­hen Szenenüber­gängen setzt Carp sensibel Räume in Bewegung. Immer wieder nutzt er die Tiefe der Bühne, um die Einsamkeit der Figuren zu verdeutlic­hen.

Inga Schäfer steht als Marnie fast ununterbro­chen auf der Bühne. Das Ensemblemi­tglied ist mal kokette, selbstbewu­sste Dame, mal unterwürfi­ge, verunsiche­rte Tochter wie bei den Begegnunge­n mit der dominanten, abweisende­n Mutter (beklemmend: Anja Jung) und ihrer hörigen Nachbarin Lucy (Lila Crisp) mit dem glockenhel­l singenden Jungen (Manuel Habermann). Ihr hell timbrierte­r, bewegliche­r Mezzosopra­n kann Marnie

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