Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Schwäbisch g’schwätzt
Stirbt unser Dialekt aus? Denn wer traut sich noch, sich schwäbelnd outend in der Öffentlichkeit aufzutreten? Also einfach schwätzen, wie einem der Schnabel gewachsen ist? Selbst die Enkel, durchaus mit schwäbisch sprechenden Eltern aufwachsend, sprechen astreines Hochdeutsch – immerhin verstehen sie wenigstens die schwäbisch schwätzende Oma noch. Bis vor hundert Jahren etwa gab es in Deutschland noch keine gemeinsame Sprache. Dialekte unterschieden sich damals so sehr, dass sich Menschen in Nord und Süd kaum verstanden. Manchmal könnte man freilich meinen, dass sich das trotz Standardsprache Hochdeutsch bis in die heutigen Tage fortgesetzt hat. Hoffnung für unsere Mundart gibt es aber doch, nämlich wenn sich die Obrigkeit aus dem verbalen Schatzkästchen des Dialekts bedient. So wie kürzlich, als Tübingens OB Palmer einen nicht ganz unbekannten Mitbürger als „Lällebäbbel“bezeichnete. Wer jetzt, in Unkenntnis dieses Wortes, denkt, es handle sich dabei um eine spontane Erfindung – weit gefehlt! Es ist, mit kurzer Erläuterung, im schwäbischen Handwörterbuch nachzuschlagen. Aber bedarf ein so lautmalerischer Begriff einer Erläuterung? Dass Dialekte häufig eine eigene Grammatik und eigene Regeln haben, ist hinlänglich bekannt. Steigerungen zum Beispiel. Man denke nur an den schwäbischen Dackel, der wenn er halbiert, also zum Halbdackel wird, eine viel schlimmere Beschimpfung darstellt. Steigern lässt sich auch anders – so wie im vorliegenden Fall, als während Rede und Gegenrede aus dem Lällebäbbel ein Oberlällebäbbel wurde. Wie oder ob sich der so Angesprochene dazu äußerte, ist leider nicht bekannt.