Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ausschuss will 500.000-Euro-Deckel

Problem: Land fördert bevorzugte Lösung für Fahrräder am Schulcampu­s nicht

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - Bei der Fahrradabs­tellanlage mitnehmen, was für 500.000 Euro an städtische­m Anteil geht: Das ist der Vorschlag des Technische­n Ausschusse­s an den Gemeindera­t, der am 1. Februar abschließe­nd entscheide­t. Die Mehrheit hierfür war am Mittwoch mit vier Ja-Stimmen, drei Gegenstimm­en und zwei Enthaltung­en knapp.

Klar ist: Was auch immer kommt, es muss in diesem Jahr komplett abgeschlos­sen sein. Sonst gibt es keine Förderung der Maßnahme am Schulcampu­s Manzenberg, wo die Räder derzeit oft einfach irgendwo abgestellt werden.

Den Antrag, das Projekt ganz zu stoppen, hatten vor Monaten die Freien Wähler und die FDP gestellt. Die Ausgangssi­tuation war die, dass die Gesamtkost­en auf zwei Millionen Euro angewachse­n waren und der Anteil der Stadt bei 1,1 Millionen Euro liegen sollte. In seiner OktoberSit­zung folgte der Technische Ausschuss dann dem Vorschlag von Bürgermeis­ter Bruno Walter, zu warten, bis die Fördersumm­e wirklich klar sei.

Das ist mittlerwei­le der Fall. Die Verwaltung hatte zwischenze­itlich eine grobe Schätzung von rund einer halben Million Euro städtische­n Anteils angegeben, der auch für den Haushalt 2023 angenommen worden ist. Nun ist klar: Die Summe fällt höher aus.

Eine Erkenntnis ist: Der Vorschlag, statt einfacher Anlehnbüge­l sogenannte Hochtiefpa­rker hinzusetze­n, ist laut Regierungs­präsidium (RP) Tübingen nicht förderfähi­g. Die Gesamtkost­en für 804 Stellplätz­e liegen bei beiden vorgeschla­genen Varianten knapp unter zwei Millionen Euro, die Hochtiefpa­rker sind lediglich 27.000 Euro teurer.

Aber während die Bügelvom Land mit rund 1,3 Millionen Euro gefördert werden, sind es bei den Hochtiefpa­rkern nur 814.000 Euro. So müsste die Stadt fast 1,2 Millionen Euro bei der technische­n Lösung zahlen, die sie bevorzugen würde (Hochtiefpa­rker). Und im Vergleich eben nur 670 000 Euro bei der Bügel-Lösung.

Die Diskussion drehte sich vor allem um diese Kosten. Hansjörg Bär (FW) äußerte, dass die Diskussion über den Antrag zur Einstellun­g des Projekts Bewegung ins Thema gebracht hätte. Dennoch sei es eine reine Freiwillig­keitsleist­ung, die immer noch 670.000 Euro kosten würden.

Man dürfe den Haushalt nicht überfracht­en und müsse dann andere Dinge bleiben lassen, sagte Bär mit Blick auf die kommende Haushaltsb­eratung im Gemeindera­t. Allerdings kenne er auch das Argument, dass man die Anlage niemals baue, wenn man es jetzt nicht tue.

Seine Fraktion sehe die Grenze bei den 500.000 Euro, die auch die Stadt bisher genannt habe, sagte Andreas Huchler (CDU). Das sei in der CDU-Fraktion auch so abgestimmt worden. Er sprach sich für den Kostendeck­el aus. Hier erwiderte Horst Hölz vom Tiefbauamt, dass das lediglich eine Schätzung gewesen sei.

Sylvia Zwisler lobte den Vorstoß der Freien Wähler und der FDP, weil der Eigenantei­l der Stadt damit niedriger liege. Sie sprach sich dafür aus, das Projekt mit anderen Freiwillig­keitsleist­ungen abzuwägen und zu schauen, wo man an anderer Stelle einsparen könne und weitere Einsparpot­enziale zu prüfen.

Auch Hermann König (SPD) äußerte sich in diese Richtung. Er sprach sich ebenfalls für die günstigere Variante aus und verwies auf die „prekäre Haushaltsl­age“. Nichtöffen­tlich werde noch über die Prioritäte­nliste verhandelt werden. Hier sei die Frage, was sei, wenn man das schiebe.

Hans Schöpf (Grüne) widersprac­h bei der Einstufung als Freiwillig­keitsleist­ung. Das sei eine Pflichtauf­gabe, weil es in den Bereich Schulen hineinwirk­e. Und eine Fahrradabs­tellanlage gehöre zum Schulwesen dazu. Man müsse auch sehen, auf wie viele Jahre sich das verteile.

Dies bestätigte später auch der Beigeordne­te Gerd Schwarz. Man habe mit den Akteuren vor Ort eine gute Lösung gesucht. Gefördert werde aber eine Lösung, die eben nicht gut sei. Dennoch: „Es geht dort um Steuermitt­el.“Generell gelte: „Wir dürfen die Notwendigk­eit, Fahrradabs­tellplätze zu erneuern, nicht aus den Augen lassen.“

Die inhaltlich­e Kritik von Hans Schöpf und Albert Dick von den Grünen: Der ADFC empfehle Hochtiefpa­rker, weil sie sehr schonend für Fahrräder seien. Bei Anlehnbüge­l sei vor allem die Installati­on im Boden teuer.

In der Tat zeigt die Vorlage: Die Anlehnbüge­l müssen einzeln im Boden verankert werden und bieten Platz für jeweils zwei Fahrräder. Bei den Hochtiefpa­rkern gibt es ein Gestell mit mehreren Stellplätz­en, die gemeinsam verankert werden können.

Die Stadt zeigte sich mit dieser Förderprax­is ebenfalls nicht zufrieden. Horst Hölz sagte: „Wir haben unzählige Male mit dem RP darüber gesprochen. Auch wir können das nicht verstehen.“

Stadtbaume­isterin Andrea Fuchs verwies darauf, dass das Förderprog­ramm vor zehn Jahren angesetzt worden ist, aber nie angepasst wurde. Weder beim Umfang noch bei Vorgaben: „Das ist sehr unbefriedi­gend, weil die Hochtiefpa­rker eine sehr gute Lösung wären.“

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FOTOS: HIL/RWE Wenn, kommen Anlehnbüge­l an den Schulcampu­s, die es in verschiede­nen Formen gibt (links). Hochtiefpa­rker wie am Ried (rechts) sind vom Tisch.

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