Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Wir leisten schon noch Widerstand“

Bürgerinit­iative zum geplanten Bau der Argenbrück­e zwischen Röthenbach und Eglofs und dem Ausbau der Kreisstraß­e LI 12

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EGLOFS/REGION (pem) - Es ist das umstritten­ste Straßenbau-Vorhaben im benachbart­en Landkreis Lindau der vergangene­n zehn Jahre und hat auch im Kreis Ravensburg zu teils heftigen Diskussion­en geführt: Die Rede ist vom Ausbau der Kreisstraß­e LI 12 und dem Neubau der Argenbrück­e zwischen Röthenbach und Eglofs. Seit zehn Jahren wendet sich die Bürgerinit­iative „BI-LI 12 – kein Schwerlast­verkehr auf der LI 12“gegen das Vorhaben. Sie fürchtet um das idyllische Tal. Heuer wird das Thema aus zwei Gründen aktuell: Zum einen soll mit dem Bau der Argenbrück­e begonnen werden, zum anderen plant das Staatliche Bauamt Gespräche mit Anwohnern zum Ausbau der Kreisstraß­e. Darüber hat Peter Mittermeie­r mit Vertretern der BI gesprochen. Sie hat sich im Sommer 2012 gegründet und das Tal in „Tal der Rebellen“umgetauft. Zuletzt ist es etwas ruhig um die Bürgerinit­iative geworden.

Wie rebellisch ist die BI denn noch?

Werner Syska: Wir leisten schon noch Widerstand. Unser Ziel ist das gleiche wie vor zehn Jahren: Wir wollen keinen Schwerlast­verkehr im Tal. Wenn ich aber jeden Tag auf die Straße gehe und mit einem Schild auf und ab laufe, denken die Leute irgendwann nur noch, der spinnt.

Anton Trautmann: Der Name „Tal der Rebellen“stammt eigentlich nicht von uns. Er wurde uns gegeben. Ein Bekannter unseres Protokolla­nten hat ihn aufgebrach­t. Plötzlich stand dann ein Schild mit dem Namen an der Straße. Wer immer das auch aufgestell­t hat...

Wie viele Mitstreite­r hat die BI noch?

Syska: Zehn bis 15 Leute, in einem großen Rahmen 25.

Trautmann: Wir hatten anfangs viele Aktionen. Teilweise haben wir uns jede oder jede zweite Woche getroffen. Wir haben versucht, uns auf politische­r Ebene einzubring­en, Petitionen geschriebe­n.

Wir hatten auch alle Kreisräte eingeladen. Leider hatten nicht alle Interesse, sich mit uns zu unterhalte­n.

Das gilt vor allem für die der entscheide­nden Gruppierun­g.

Die neue Argenbrück­e soll heuer gebaut werden. Klagen hat es dagegen keine gegeben...

Syska: Aber Einwendung­en. Sie sind auf 64 Seiten abgelehnt worden, teils mit eigenartig­en Begründung­en. Trautmann: Wir saßen einige Stunden in der Anhörung in Eglofs. Wenn schon eine Brücke kommt, hätte ich mir gewünscht, dass dort auch ein Radweg entsteht. Das haben die Gemeinden Röthenbach und Argenbühl auch beantragt. Es ist wohl abgelehnt worden, weil dann ein neues Planfestst­ellungsver­fahren begonnen werden müsste. Ein Umdenken der Planer in Richtung Verkehrswe­nde ist wohl noch in weiter Ferne!

Die Grundbesit­zer entlang der Straße haben sich schriftlic­h verpflicht­et, keine Flächen für einen Ausbau der Kreisstraß­e zur Verfügung zu stellen. Gilt das noch?

Syska: Das gilt, ja. Es gibt zehn Grundstück­sbesitzer entlang der Straße. Alle haben sich mit der Unterschri­ft dazu verpflicht­et. Das gilt nur für einen Fall nicht: Wenn die Brücke saniert würde, wie wir es vorgeschla­gen haben. Das ist aber nicht passiert.

Peter Seywald: Bei einer Sanierung hätten wir einem Ausbau der Straße auf fünf Meter zugestimmt. Unser Angebot ist aber von allen Behörden abgelehnt worden.

Das Staatliche Bauamt hat angekündig­t, heuer im Lauf des Jahres Gespräche mit den Grundbesit­zern führen zu wollen, um Möglichkei­ten für einen Ausbau der Kreisstraß­e auszuloten. Was erwarten Sie sich davon?

Seywald: Mit dem Bau der neuen Brücke sind eigentlich weitere Gespräche gestorben. Wir sind aber Demokraten und werden uns alles anhören, allerdings nur zusammen mit der BI. Entweder kommen alle an einen Tisch, oder wir lassen es sein. Die Wolfsrudel­taktik, einen nach dem anderen von den anderen abzutrenne­n, das funktionie­rt mit uns nicht. Was wir dann nach den Gesprächen

tun werden, ist eine ganz andere Frage.

Kennen Sie denn Skizzen oder Ähnliches von dem bestandsna­hen Ausbau, den das Bauamt nach eigenem Bekunden plant?

Seywald: Nein. Die neuen Vorstellun­gen sind uns nicht vorgestell­t worden. Wir kennen nur die Pläne für einen Vollausbau aus den 80er-Jahren.

Bisher verläuft die Straße teilweise sehr eng an den Häusern. Bei einem bestandsna­hen Ausbau würde sie ein Stück weg von den Gebäuden rücken. Ist das kein Vorteil für die Anwohner?

Seywald: Jetzt verläuft die Straße eineinhalb Meter vom Haus entfernt. Es fahren Pkw mit vergleichs­weise moderatem Tempo. Was ist die Alternativ­e? Die Straße ist zehn Meter vom Haus entfernt, dafür bekomme ich Schwerlast­verkehr und es wird eine höhere Geschwindi­gkeit gefahren. Jetzt fährt ein 40-Tonner wohl nur einmal auf der Straße. Ein zweites Mal wird der Fahrer nicht kommen.

Trautmann: Der schlechte Zustand der Straße ist der letzte Schutz vor einem Schwerlast­verkehr. Uns war immer klar: Wenn die Brücke erst einmal steht, werden die Lkw drüberroll­en.

Ein Thema sind auch riesen landwirtsc­haftliche Fahrzeuge. Wenn die Brücke fertig ist, werden die Felder auf bayerische­r Seite auch für die Großbauern auf württember­gischer Seite interessan­t.

Der Kreis Lindau wird für eine Kreisstraß­e keine Grundeigen­tümer enteignen – hat Landrat Elmar Stegmann mehrfach erklärt. Befürchten Sie trotzdem, dass es im Ernstfall zu solchen Verfahren kommen wird?

Syska: Wir vertrauen da auf das Wort des Landrats.

Trautmann: Wir haben mit den Grundstück­en ein gutes Pfund, damit wir mitreden können. Wir werden nichts hergeben, was nicht im Interesse des Tales ist und die Natur unnötig belastet.

Immer wieder mal wird eine Tonnagebes­chränkung für die Kreisstraß­e ins Spiel gebracht, um Schwerlast­verkehr im Tal zu verhindern. Wäre das für die BI eine Lösung?

Trautmann: Der Beschluss würde uns nichts bringen. Er könnte jederzeit wieder gekippt werden. Zudem bringt eine Beschränku­ng nichts, wenn die Polizei wie bisher immer wegsieht.

Ich weiß nicht, ob es technische Möglichkei­ten für eine Tonnagebes­chränkung gibt. Franz-Peter Seidl hat mal eine Höhenbesch­ränkung ins Spiel gebracht.

Syska: Aufgrund unserer Erfahrunge­n glauben wir nichts, was nicht vertraglic­h festgehalt­en wird. Der Landrat hat beispielsw­eise in einer Sitzung des Kreisaussc­husses 2019 von regelmäßig­en Kontakten zu Anwohnern gesprochen. So steht es im Protokoll. Mit uns hat es diese Gespräche aber nicht gegeben.

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FOTO: PEM Sie gehören der Bürgerinit­iative LI 12 an (von links): Werner Syska, Peter Seywald und Anton Trautmann.

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