Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Zauderköni­g Scholz

- Von Ludger Möllers l.moellers@schwaebisc­he.de

Schon am zweiten Arbeitstag muss der neue Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius eine weitere deutsche Blamage eingestehe­n: Die Bundeswehr werde prüfen, wie viele Leopard-2-Panzer überhaupt für eine Lieferung in die Ukraine zur Verfügung stehen könnten. Belastbare Zahlen gebe es nicht. Elf Monate nach Kriegsbegi­nn! Ein schlechter­es Bild beim ersten Treffen mit den Kollegen aus den Wehrressor­ts der Verbündete­n hätte Deutschlan­d nicht abgeben können.

Aber dieses Image hat Olaf Scholz (SPD), der Zauderköni­g im Kanzleramt, sehr bewusst aufgebaut. Auf der einen Seite hat Deutschlan­d für 3,3 Milliarden Euro Waffen geliefert und ist damit nach den USA und dem Vereinigte­n Königreich drittgrößt­er Lieferstaa­t. Anderersei­ts bleibt der Eindruck, dass Scholz zunächst lange und laut „Nein“sagt, um dann doch mit einem schnellen und leisen „Ja“zuzustimme­n. Damit isoliert der Kanzler Deutschlan­d im Kreis der Verbündete­n, die sich immer stärker irritiert zeigen. Klare Positionen und verantwort­ungsvolle Führung sehen anders aus.

in die Ukraine schicken. Auch andere europäisch­e Länder wie Schweden oder Spanien sympathisi­eren damit. Spätestens jetzt zeigt sich, dass für Scholz nur ein Verbündete­r entscheide­nd ist: die USA. Immer wenn es darum ging, bei den Waffenlief­erungen etwas qualitativ Neues zu machen, entschied Scholz nicht ohne die USA.

In der Frage der Kampfpanze­r ist US-Präsident Joe Biden ähnlich zögerlich wie Scholz. Die Amerikaner haben zwar grundsätzl­ich nichts gegen die Lieferung einzuwende­n, halten aber die Bereitstel­lung ihrer eigenen M1 Abrams aus praktische­n Gründen nicht für sinnvoll. Die USPanzer müssten erst über den Atlantik transporti­ert werden, die Instandhal­tung sei aufwendige­r und sie verbraucht­en zu viel Treibstoff.

Auch US-Verteidigu­ngsministe­r Lloyd Austin kündigte in Ramstein deswegen keine Kampfpanze­r-Lieferung an. Die Entscheidu­ng werden nun wohl Scholz und Biden unter sich ausmachen.

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