Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Theater Ravensburg: Mittel vom Land bleiben aus
Förderantrag nicht bewilligt – Immerhin kommen die Besucher wieder zurück
RAVENSBURG - Schlechte Nachrichten für das Theater Ravensburg: Die beantragten und erhofften Fördermittel des Landes in Höhe von 200.000 Euro wird es in diesem Jahr nicht geben. Und das jetzt, wo die Schauspielstätte vor einem großen Umbruch steht. Theater-Chef Albert Bauer bläst dennoch nicht Trübsal. Denn: Nach dem Corona-Loch kommen die Besucher wieder.
Albert Bauer, 1985 Mitgründer des Ravensburger Theaters, seit 1987 dessen Geschäftsführer, hatte im Laufe der Jahrzehnte viele schwierige Klippen zu umschiffen und bleibt daher auch heute gelassen. Das Ausbleiben der Förderung aus Stuttgart bedeute nicht, dass die Spielstätte in die Miesen gerate. „Wir stehen gut da“, sagt Bauer, „und seit Herbst haben wir einen massiven Anstieg bei den Zuschauerzahlen.“Doch davor geschah viel, was Probleme machte. Kurz vor Corona drohte dem Theater die Kündigung seiner Räumlichkeiten in der Ravensburger Zeppelinstraße. Als dieses Szenario abgewendet werden konnte, folgte die Pandemie. Kultur gab es dann zunächst gar nicht mehr, nach den ersten Lockerungen der Schutzmaßnahmen lediglich auf Sparflamme. Und nach rund zwei Jahren mussten sich viele Menschen erst wieder daran erinnern: Da gab es doch früher so etwas wie Theater. Da könnte man doch mal wieder hingehen. Albert Bauer hat dennoch gute Nachrichten: „Wir erreichen bei unseren Publikumszahlen inzwischen eine Belegung von fast 100 Prozent.“Gegenüber der Zeit vor Corona sei das eine Steigerung um rund 20 Prozent. Auch wenn sich das zunächst gut anhört, so bleiben natürlich die Schwierigkeiten. Auf der einen Seite die gestiegenen Energiepreise. Auf der anderen Seite die Einsicht, dass diese nicht durch teurere Eintrittspreise kompensiert werden können, da sonst vielleicht die Besucher wegbleiben.
Indessen tut sich beim Theater Ravensburg gerade sehr viel. Albert Bauer wird in diesem Jahr abgelöst durch den neuen Intendanten Till Rickelt, der für seinen neuen Job 20 Mitbewerber aus dem Feld schlug. Er kommt vom Landestheater Oberpfalz, wo er zuletzt acht Jahre lang als künstlerischer Leiter verantwortlich war. Zudem werden zwischen dem städtischen Kulturamt und dem Theater Aufgaben und Geld verschoben. Das private Theater übernimmt in diesem Jahr die Zuständigkeit für das Sprechtheater im Konzerthaus, von Herbst an wird es auch für die inhaltliche Konzeption voll verantwortlich. In dem Bau an der Ravensburger Wilhelmstraße sinken allerdings derzeit die Zahlen der Theaterabonnenten. Hier will Albert Bauer ansetzen: „Wir müssen mehr jüngeres Publikum anziehen.“
Als Manko fürs Theater Ravensburg sieht Bauer, der in Heilbronn aufgewachsen ist, vor allem zwei Dinge. Erstens fehle dem Ensemble ein Proberaum. Alles dafür müsse auf der Bühne geschehen, was nicht nur Zeiten blockiere, sondern vor allem unnötige Energie koste. Zweitens: Die Spielstätte habe keinen Haupt- oder Premiumsponsor wie andere kulturelle Einrichtungen.
Zwar gebe es manchmal hier und da eine Zuwendung, so Bauer, doch im Förderkreis des Theaters gebe es unter 170 Mitgliedern lediglich acht Unternehmen: „Ein größerer Sponsor, gerne im fünfstelligen Bereich, mit dem wir dauerhaft rechnen können, wäre eine große Hilfe.“
„Wir brauchen die Gelder“, sagt Geschäftsführer Albert Bauer. Er betont aber auch: „Die Stadt Ravensburg steht hinter uns.“