Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Der ewige Feuerwehrmann
Rückkehrer Bruno Labbadia startet mit dem VfB Stuttgart in die Mission Klassenerhalt – Was er verändert hat
STUTTGART - Als Bruno Labbadia im Dezember zum zweiten Mal in seinem Leben als Trainer des VfB Stuttgart präsentiert wurde, verzichtete der 54-Jährige auf Scherze. Anders als bei seiner letzten Vorstellung als Coach von Hertha BSC, als er beim obligatorischen Gruppenfoto mit der Clubführung witzelte, dass die Journalisten dieses Bild bei seiner Entlassung ja wieder herausholen könnten, blieb Labbadia auf dem Podium des Veranstaltungsraums an der Mercedes-Benz-Arena bierernst. Strenger Blick, klare Ansagen: Labbadia hat was vor beim VfB – und zwar längerfristig.
Nicht umsonst hat der TrainerRoutinier, der bei seinen acht vorherigen Trainerstationen durchschnittlich nur 17 Monate im Amt war, mit den VfB-Bossen um Vorstandschef Alexander Wehrle und Sportdirektor Fabian Wohlgemuth einen Vertrag bis Juni 2025 ausgehandelt. Er wolle mit dem Club „einen Schritt nach vorne machen“, kündigte Labaddia bei seiner Vorstellung an. Doch zunächst gibt es nur ein Ziel: den Klassenerhalt.
Genau dafür wurde Labaddia geholt. Wohl kein anderer Trainer kann im Abstiegskampf solche Erfolge vorweisen wie er. Als Feuerwehrmann rettete er den Hamburger SV, den VfL Wolfsburg und Hertha BSC vor dem Gang in die zweite Liga – und natürlich den VfB Stuttgart, als er diesen in der Winterpause 2010/ 2011 zum ersten Mal übernommen hatte. „Eigentlich hat es hier angefangen. Bevor ich nach Stuttgart ging, stand ich immer auf der Sonnenseite“, erinnert sich der Coach – und fügt dann selbstbewusst an: „Der Abstiegskampf mit dem VfB hat mich als Trainer komplett gemacht.“
Trotz aller Erfolge, die er anschließend als Retter feierte, habe sich seine Einstellung zur schwierigen Situation im Tabellenkeller nie verändert. „Der Respekt vor dem Abstiegskampf ist immer noch groß“, betont Labbadia. „Es spielen einfach so viele Dinge eine Rolle, die du nicht beeinflussen kannst. Und ich bin ein Mensch, der gerne die Kontrolle hat.“
Deshalb hat er in den fünf Wochen seit seinem Amtsantritt alles unternommen, um zumindest bestmöglich auf alle Unwägbarkeiten vorbereitet zu sein. Seine bewährten
Erfolgsrezepte, wie etwa ein Fokus auf Routiniers (auch wenn die erhofften Verstärkungen bislang ausblieben) und eine deutliche Kommunikation (komplett auf deutsch) hat er zum VfB mitgebracht.
Auch das Spielsystem hat der neue Trainer umgestellt. Anders als sein Vorgänger Pellegrino Matarazzo, der vor allem auf eine Dreierkette gesetzt hatte, präferiert Labbadia ein 4-3-3. Obwohl die Erfolge in den Testspielen ausblieben, gibt es dafür Lob von der Mannschaft. „Das neue System passt gut zu uns, weil wir im Zentrum laufstarke Spieler haben“, sagte Abwehrchef Waldemar Anton in der „Sportbild“.
Vor allem aber setzt Labbadia für den „Marathon“im Kampf gegen den
Abstieg aber auf körperliche Fitness. Deshalb hat er unter anderem Athletikcoach Günter Kern, der bereits das Meisterteam von Armin Veh 2007 fitmachte, zurück an den Wasen geholt und die Intensität im Training erhöht – teilweise zum Unmut der vielen jungen Spieler. Täglich bis zu drei Einheiten, oft schon um 7.30 Uhr morgens, sollen dafür sorgen, dass seine Mannschaft aufwacht und möglichst rasch den Relegationsplatz 16 verlässt. „Wir müssen die Lust daran wecken, den Kampf anzunehmen“, sagt Labbadia. Dass das nicht immer mit Spaß verbunden ist, mussten die VfB-Profis in den vergangenen Wochen schmerzhaft erfahren. Die Vorbereitung, unter anderem mit einem zweiwöchigen Traingslager in Marbella, sei „sehr hart aber nötig“gewesen, gesteht Torhüter Florian Müller.
Ob sie allerdings auch erfolgreich war, wird sich ab diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) zeigen, wenn der FSV Mainz 05 zum ersten Pflichtspiel des Jahres in der MercedesBenz-Arena gastiert. „Die Vorfreude auf den Start wäre viel größer, wenn wir besser positioniert wären“, gibt Labbadia zu. Auch, dass die Stuttgarter inklusive der dritten Runde im DFB-Pokal fünf Spiele in den nächsten 16 Tagen bestreiten müssen, sei keine optimale Startvoraussetzung. „Aber wir nehmen die Situation an.“
Immerhin die Geschichte macht Labbadia Mut: Auch bei seiner ersten Amtszeit als VfB-Trainer ging es im Januar 2011 in seinem ersten Spiel gegen Mainz – Ergebnis: 1:0 für die Schwaben und vier Monate später der Klassenerhalt.