Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Nur mehr Lehrer sind die Lösung Ü
berraschung? Sicher nicht! Wer sich von der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz erhofft hatte, sie würde die Bildungsmisere Deutschlands durch kluge, neue Vorschläge beheben, wurde enttäuscht. Die Forscher konnten auch gar nicht das sprichwörtliche weiße Kaninchen aus dem Hut zaubern. Denn – Achtung, Entzauberung – das gibt es gar nicht.
Seit Jahren liegen die dramatischen Fakten auf dem Tisch: Überall in Deutschland fehlen massiv Lehrer – in fast allen Schularten. Die Politik hat es verpasst, sich auf starke Geburtenjahrgänge, viel Zuzug und massiven Lehrkräfteverlust vorzubereiten. Die Babyboomer scheiden aus dem Schuldienst aus und können meist nur hilfsweise oder gar nicht nachbesetzt werden. Die Konsequenzen sind schon sichtbar. Laut Bildungsstudien sinken die Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen kontinuierlich – gerade auch in Baden-Württemberg.
Pensionierte Lehrkräfte sollen nun helfen, zudem Quereinsteiger und überschüssige Gymnasiallehrer an anderen Schularten. Viele Länder wie Baden-Württemberg setzen längst auf sie. Auch das heikle Thema Teilzeit ist im Südwesten lange schon Praxis: Schon Kultusministerin Susanne Eisenmann hat ihre Schulbehörden angewiesen, Lehrern nur noch mit gutem Grund weniger Stunden einzuräumen.
Das Einzige, das dem Unterrichtsausfall und der sinkenden Bildungsqualität zumindest mittelfristig ein Ende setzen kann, sind mehr gut ausgebildete Lehrkräfte. Es ist unbegreiflich, warum nicht längst deutlich mehr Studienplätze geschaffen worden sind und die hohe Abbrecherquote der Lehramtsstudierenden durch stärkere Begleitung der jungen Menschen gesenkt wird. Das wirkt sich zwar erst in einigen Jahren aus, wenn die neuen Lehrkräfte an den Schulen ankommen. Aber zumindest würde dies einen Horizont definieren, den es zu überbrücken gilt. Mit einer solchen Perspektive hätte es die Politik sicher auch leichter, die derzeitigen Lehrkräfte zu noch mehr Engagement zu motivieren. Denn schon heute leisten viele mehr, als sie müssten.