Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Pendler sollen beim Deutschlan­dticket profitiere­n

Bund und Länder setzen neue Anreize für den Umstieg auf Bus und Bahn – Start am 1. Mai

- Von Andreas Hoenig und Matthias Arnold

BERLIN/DÜSSELDORF (dpa) - Bund und Länder haben sich auf einen Start des 49-Euro-Monatstick­ets im Nahverkehr zum 1. Mai geeinigt. Das sagte NRW-Verkehrsmi­nister Oliver Krischer (Grüne) als Vorsitzend­er der Verkehrsmi­nisterkonf­erenz am Freitag nach der Sitzung einer BundLänder-Arbeitsgru­ppe. Es steht noch die Zustimmung der EU-Kommission aus. Auf Jobtickets könnte es zusätzlich einen Rabatt geben. Firmen könnten ihren Mitarbeite­rn das Ticket dann vergünstig­t anbieten, wenn sie sich an den Kosten beteiligen.

„Das wäre hochattrak­tiv für Firmen und ihre Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r“, sagte Krischer. „Über weitere Rabatte etwa für Studierend­e und Azubis beim Deutschlan­dticket

entscheide­n allein die Länder, die die Kosten dann auch selbst übernehmen müssen.“

Der Verband Deutscher Verkehrsun­ternehmen (VDV) befürworte­te einen Rabatt auf das 49-Euro-Ticket für Arbeitgebe­r beim Kauf bestimmter Kontingent­e. „Das Jobticket gehört im ÖPNV zu den am meisten verkauften Tickets, aktuell haben wir mehrere Millionen Abonnentin­nen und Abonnenten in diesem Segment“, teilte VDV-Hauptgesch­äftsführer Oliver Wolff auf Anfrage mit. „Aber es gibt noch großes Potenzial, um neue Fahrgäste beziehungs­weise Arbeitgebe­r dafür zu gewinnen.“Alles, was das Deutschlan­dticket als Jobticket attraktive­r mache, helfe.

Konkret könnte es einen Rabatt je nach Anzahl der bestellten Jobtickets für Arbeitgebe­r geben. Diese könnten den Rabatt dann an ihre Beschäftig­ten weitergebe­n. Die Hoffnung

ist, dass durch die Vergünstig­ung die Nachfrage steigt und die Einnahmeau­sfälle dadurch zumindest zum Teil kompensier­t werden. Offen ist, wer das finanziert. Bund und Länder wollen darüber am Freitag in einer gemeinsame­n Arbeitsgru­ppe beraten.

Im vergangene­n Sommer hatten Millionen Fahrgäste während einer dreimonati­gen Rabattakti­on das Neun-Euro-Ticket genutzt. Als dauerhafte­r Nachfolger ist ein bundesweit gültiges Ticket für 49 Euro im Monat für Busse und Bahnen im Nah- und Regionalve­rkehr geplant.

„Ich hätte mir einen Start des Deutschlan­dtickets zum 1. April gewünscht“, sagte Krischer. „Das wird aber nicht klappen, weil das Gesetzgebu­ngsverfahr­en und die EU-Genehmigun­gsfrage Zeit brauchen.“Daher werde es nun der 1. Mai. „Es deutet sich an, dass Fragen zur technische­n Umsetzung in den kommenden Tagen geklärt werden können“, sagte der NRW-Minister weiter. „Ich nehme bei allen Beteiligte­n – Bund, Ländern und Verbänden – den Willen wahr, zu einem Ergebnis zu kommen. Wir sind in einem Marathon bei Kilometer 40.“

Krischer sagte weiter: „Wir sind alle einig, dass es ein digitales Ticket werden soll.“In einer kurzen Übergangsz­eit sei aber ein Papiertick­et nötig. „Die Systeme zur Kontrolle sind oft unterschie­dlich, da muss die Technik noch synchronis­iert werden. Ich kann mich auf ein Papiertick­et für den Übergang einlassen.“Er hoffe, dass dies Bundesmini­ster Volker Wissing (FDP) auch könne.

Ein anderes Thema sei die Frage der Tarifgeneh­migungen. Das Deutschlan­dticket müsste eigentlich in den Verkehrsve­rbünden von den Aufsichtsb­ehörden jeweils als neuer

Tarif genehmigt werden. „Das wären Hunderte von Genehmigun­gen, so ist das geltende Recht“, so Krischer. „Ich erwarte da vom Bund Flexibilit­ät, dass man die gesetzlich­e Möglichkei­t schafft, dass das Deutschlan­dticket einmal oder mindestens auf Ländereben­e genehmigt wird und dann überall gilt.“

Krischer sagte mit Blick auf das 49-Euro-Ticket: „Die Zäsur wird absolut tief sein. Das Deutschlan­dticket ist eine kleine Revolution, es wird die kompletten Tarifstruk­turen überall in Deutschlan­d verändern. Das, was wir bisher gesehen haben, wird es in der Form nicht mehr geben. Der ÖPNV wird für viele Menschen attraktive­r, die ihn bisher wegen zu komplexer Tarifstruk­turen und hohen Preisen nicht nutzen. Eine zweistelli­ge Millionenz­ahl verkaufter Deutschlan­dtickets wäre sicher ein Erfolg.“

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FOTO: MONIKA SKOLIMOWSK­A/DPA Mit dem 49-Euro-Monatstick­et soll das Bus- und Bahnfahren für alle attraktive­r und einfacher werden. Für Pendler mit Jobtickets könnte es zudem einen Rabatt geben.

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