Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Laut eines Berichts sind 90 Prozent aller CO2-Zertifikate manipuliert
Nach einem Bericht der Wochenzeitung „Zeit“über fragwürdige CO2-Zertifikate, mit denen Unternehmen ihre Emissionen kompensieren, haben mehrere Firmen eine Überprüfung angekündigt. Der Chef der Drogeriemarktkette Rossmann, Raoul Roßmann, kündigte an, künftig die Eigenmarken nicht mehr als „klimaneutral“zu bewerben. Eine Recherche der „Zeit“mit der britischen Tageszeitung „The Guardian“und einem Reporterpool hat große Zweifel an der Glaubwürdigkeit solcher Zertifikate offengelegt. Diese sollen demnach häufig manipuliert sein. Den Berichten zufolge will der Kaffeehersteller Lavazza die Vorwürfe überprüfen lassen. Auch der Softwarehersteller SAP plant demnach eine Überprüfung der Kompensationsprojekte. Der Autokonzern Volkswagen erklärte, der Konzern sei „selbst abhängig von den am Markt etablierten Standards und darauf angewiesen, dass diese kritisch betrachtet werden“. Offenbar wurden über Jahre Millionen CO2-Zertifikate verkauft, die es nicht hätte geben dürfen. Die Recherchen legen nahe, dass zahlreiche Waldschutzprojekte ihre Kompensation um ein Vielfaches überbewerten, weil die Regeln des wichtigsten Zertifizierers auf dem Markt das zulassen – und die Aufsicht versagt. Ein weltweites Forschungsteam hat 29 der 87 Waldschutzprojekte untersucht, die aktuell von dem Zertfizierer Verra bewertet und zertifiziert sind. Die Auswertung legt nahe, dass über 90 Prozent aller Zertifikate daraus wertlos sind. Rossmann will künftig stärker in eigene Klima- und Naturschutzprojekte investieren. (sz)