Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Leserbriefe
Den Vorstoß der FDP kann ich mir nur so erklären: Kleine Parteien kümmern sich um kleine, große Parteien um große Probleme. Dass sich der Kormoran von Fischen ernährt ist unbestritten. Was jetzt aber der Biber in Oberschwaben mit dem Kormoran oder mit der Fischerei im Bodensee zu tun haben soll, erschließt sich mir absolut nicht. Da werden Thesen aufgestellt, die jeglicher Logik entbehren. Seit Magnus von Lauingen (1193-1280) glaubt fast kein Mensch mehr, dass der Biber Fische frisst. Den Biber nun für zurückgehende Fischbestände verantwortlich zu machen, zeugt von nahezu grenzenloser Ahnungslosigkeit. In 15 Millionen Jahren hat sich die Natur den vom Biber geschaffenen Strukturen angepasst. Unzählige Arten bevorzugen genau diese Lebensräume und sind in ihrer Existenz auf diese Muster angewiesen. Jungfische finden in vom Biber gefälltem Geäst hervorragende und vor Fressfeinden geschützte Entwicklungs- und Rückzugsräume. Die Ursachen heutiger Probleme liegen lange zurück: Trockenlegungen von Feuchtgebieten und Mooren, Flussbegradigungen und Entwässerungen. Vom Biber neu geschaffene Systeme dagegen bringen Wasser in die Landschaft zurück und damit Artenvielfalt. Sie halten das Wasser in der Landschaft und reduzieren dadurch die Hochwassergefahr, tragen durch Versickerung zur Grundwasserbildung und durch Verdunstung zu einem angenehmeren Klima im Sommer bei. Diese Ressourcen des Bibers als kostenlosen Ökoingenieur nicht zu nutzen wäre schlicht dümmlich. Ich möchte nicht verhehlen, dass es vereinzelt Problembereiche gibt, in denen die Ergreifung von (Sicherungs-) Maßnahmen erforderlich ist. Peter Holl, Ingoldingen
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Vielleicht verbreitet sich eines Tages die Erkenntnis, dass wir über Kulturlandschaften reden. Natur sieht aus wie in Teilen Sibiriens oder Kanadas. Deutschlands Südwesten kann mit dem Begriff Natur jedenfalls nicht gemeint sein. In dieser Kulturlandschaft fehlen alle Nachwuchsbremsen. Weder Feuer noch Fressfeinde bedrohen Biber, Kormoran oder Wolf. Seit 100 Jahren gibt es dazu Jäger als Naturschutzprofis. Es sind die einzigen, die eine staatliche Prüfung absolviert und über geprüftes und lokales Wissen zu den Zusammenhängen der Fauna unserer Kulturlandschaft besitzen. Sobald Biber, Kormoran oder Wolf aus dem Naturschutz- ins Jagdrecht überführt sind, werden wir sie nicht mehr zum Nachbarn vertreiben müssen. Probleme werden vor Ort gelöst und die Tiere werden von den Jägern im eigenem Interesse vor der Ausrottung bewahrt. Umsonst wird auch kein Tier erlegt, denn Jäger wissen sogar, wie man Tiere verwerten kann. Der köstliche Rehbraten ist ein gutes Beispiel. Hanno Wolfram, Biberach