Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Tod in der dritten Halbzeit
„Tatort: Die Kälte der Erde“(So., ARD, 20.15 Uhr) - Dieser packende vierte Fall des jungen „Tatort“-Teams aus Saarbrücken bietet die Gelegenheit, in die Welt der FußballHooligans einzutauchen.
Man sollte sich als Zuschauer allerdings wappnen, denn Hass und Gewalt dominieren, wenn sich die verfeindeten Fußballfans aus Saarbrücken und Kaiserslautern nach dem Lokalderby zur sogenannten dritten Halbzeit unter einer Eisenbahnbrücke treffen. Bei diesem „Ackermatch“ist alles erlaubt, außer Waffen.
Hier trifft man auch auf die einzige Frau in dieser Prügelmannschaft: Alina, gespielt von Bineta Hansen, ehemalige deutsche Meisterin im Boxen der Juniorinnen und heute Ensemblemitglied des Stadttheaters Konstanz. Alina kann ihre Gefühle nur ausdrücken wenn sie schreit oder mit Fäusten auf Gegner und Freunde gleichermaßen eindrischt. Diese tickende Zeitbombe, Mutter einer kleinen Tochter, ist Drehund Angelpunkt des Krimis. Zu diesem entwickelt sich die Hooligan-Geschichte nämlich, als ein Student nach dem Prügelexzess im Krankenhaus stirbt – an einem Messerstich.
Die vier Saarbrücker Ermittler tun sich schwer, die Mauer des Schweigens bei den Fußballfans beider Lager zu durchdringen. Denn bei aller Feindschaft: Der eigentliche Gegner ist immer noch die Polizei. Da hilft, dass Esther (Brigitte Urhausen), eine der vier Ermittlerinnen, selbst leidenschaftlicher Fußballfan ist. Überhaupt gesteht Regisseurin Kerstin Polte Esther und ihrer Kollegin Pia (Ines Marie Westernströer) eine größere Rolle zu als in den vorigen Folgen.
Ein anderes Thema spielt bereits seit der ersten Folge dieses Teams eine zentrale Rolle: Die toxische Beziehung zwischen den männlichen Ermittlern Adam Schürk (Daniel Sträßer) und seinem Jugendfreund Leo Hölzer (Vladimir Burlokov). Man erinnere sich: Adams Vater hat eine Bank überfallen, die Beute ist verschwunden. Nun suchen dunkle Gestalten auch bei dem Kommissar. Man darf gespannt sein, auf welche Seite der sich künftig schlägt. Schade nur, dass gerade so ein junges, dynamisches Team wie das Saarbrücker nur eine „Tatort“-Folge im Jahr spendiert bekommt. So fällt es schwer, dem übergeordneten Erzählstrang zu folgen.