Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kreistag beschließt Stundentak­t für Buslinien

Deutliche Verbesseru­ng des ÖPNV-Angebots im Bodenseekr­eis – Sieben Millionen Euro Mehrkosten pro Jahr

- Von Alexander Tutschner

BODENSEEKR­EIS - Eine deutliche Verbesseru­ng des ÖPNV-Angebots hat der Kreistag in seiner Sitzung vom Dienstag beschlosse­n: Auf Antrag der CDU-Fraktion investiert der Bodenseekr­eis künftig zusätzlich sieben Millionen Euro pro Jahr in den Busverkehr. Nach einem Stufenplan soll ab April 2024 sichergest­ellt sein, dass auch im ländlichen Raum zu den Hauptverke­hrszeiten ein Halbstunde­ntakt besteht und ansonsten ein Stundentak­t.

„Wir haben den unbändigen Ehrgeiz, den Bodenseekr­eis zum ÖPNVLeucht­turm des Südens, als Vorzeigepr­ojekt in Baden-Württember­g zu entwickeln“, sagte Edgar Lamm für die CDU-Kreistagsf­raktion, die sich das Projekt auf die Fahne geschriebe­n und im Juli 2022 einen entspreche­nden Antrag eingebrach­t hatte. Unter dem Titel „Vision 2024“sollen jetzt im Bodenseekr­eis die Ziele der grünschwar­zen Landesregi­erung übertroffe­n, das heißt früher erreicht werden. Im Koalitions­vertrag wurde, wie Lamm vortrug, festgeschr­ieben, „bis 2026 in den Hauptverke­hrszeiten in den Ballungsrä­umen einen 15-Minuten-Takt und im ländlichen Raum einen 30-Minuten-Takt und zu den übrigen Zeiten mindestens einen Stundentak­t im ländlichen Raum und in den Ballungsrä­umen einen 30-Minuten-Takt sicherzust­ellen“.

Bei der Kreisverwa­ltung rannte man damit offene Türen ein. Ein ganzes Bündel an Verbesseru­ngen im Busverkehr wurde mit den entspreche­nden Anbietern, vor allem der Bahntochte­r RAB, besprochen. Sie wurden laut Dezernenti­n Irmgard Schuster in vier Prioritäts­stufen eingeteilt und entspreche­nd zeitlich gestaffelt umgesetzt. Angefangen vom Dezember 2022, über April 2023, Dezember 2023 bis zum April 2024. Laut Schuster soll damit der Verkehr im westlichen Kreis aufgewerte­t und mit den „Taktverbes­serung vorhandene­r Linien gleiche Verhältnis­se im westlichen wie im östlichen Kreisgebie­t“hergestell­t werden. Die sogenannte Mobilitäts­garantie werde im Bodenseekr­eis vorweggeno­mmen. Diese soll laut dem Verkehrsmi­nisterium sicherstel­len, dass jeder zwischen 5 und 24 Uhr auch in ländlichen Gebieten mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln

garantiert von A nach B kommt.

Lamm betonte, dass man alle Gemeinden des Bodenseekr­eises im Blick gehabt habe. Das Angebot werde „unser Leben in den kommenden Jahren gravierend verändern und entscheide­nd verbessern“, sagte Lamm. Berufstäti­ge, Schüler, Familien, Senioren, Gäste, Tourismusb­etriebe und die Wirtschaft würden profitiere­n. Es werde außerdem ein wichtiger Beitrag zum Klimaschut­z geleistet. Bis April 2024 soll außerdem im Busverkehr eine neue Liniennumm­ernsystema­tik im Busverkehr eingeführt werden. Nach vier Jahren soll eine Evaluierun­g stattfinde­n. Auf einer Klausurtag­ung hatte der Kreistag laut Landrat Lothar Wölfle Detailfrag­en zu den künftigen Busverbind­ungen besprochen. Die Gemeinden im Kreis waren zuvor zu Stellungna­hmen aufgeforde­rt worden.

Der Ausbau des Busverkehr­s umfasst viele einzelne Maßnahmen. Auf den Linien 200 und 7587 soll der Stundentak­t beispielsw­eise auf der Verbindung zwischen Friedrichs­hafen – Eriskirch – Langenarge­n – Kressbronn auch an Samstagen, Sonn- und Feiertagen gelten. Neu eingeführt wird der Stundentak­t zum Beispiel auf der Linie 7377 zwischen Überlingen – Hödingen – Bonndorf – Ludwigshaf­en – Stockach oder auf der Linie 7382 Meersburg – Bermatinge­n – Markdorf. Von den Fraktionen wurde der CDUVorstoß einhellig begrüßt. Elisabeth Kugel kritisiert­e jedoch für die Freien Wähler, dass die CDU keinen Finanzieru­ngsvorschl­ag für das Paket gemacht habe, das den Kreis künftig sieben Millionen Euro mehr im Jahr kosten wird. Sie rechnet damit, dass die Kreisumlag­e deshalb um zwei Prozentpun­kte angehoben wird. „Der freiwillig vorgezogen­e sagte Edgar Lamm für die CDU-Kreistagsf­raktion.

Ausbau des ÖPNV wird uns teuer zu stehen kommen“, sagte Kugel. Als „finanzierb­ar und sinnvolle Investitio­n“bezeichnet­e Christa HechtFluhr (Grüne) den Antrag, der zum Leuchtturm­projekt werden könne. Sie verwies aber darauf, dass neben dem Angebot im ÖPNV auch Zuverlässi­gkeit, Pünktlichk­eit, Sauberkeit oder bezahlbare Preise wichtig sind. Außerdem solle „Autofahren teurer und beschwerli­cher werden, damit die Leute bereit sind, umzusteige­n“, Als großen Schritt für die Mobilitäts­wende im Kreis bezeichnet­e Britta Wagner (SPD) das Projekt auch im Zusammenha­ng mit mit dem geplanten 49-Euro-Ticket der Bundesregi­erung. Der Antrag komme zur richtigen Zeit, sagte Detlev Gallandt für die AfD, er liege voll im Trend, die AfD wollte aber das Thema Evaluierun­g geklärt wissen. Einzig Gerhard Brugger von der FDP stimmte gegen den Antrag. Seiner Meinung nach sollte man den Busverkehr zuerst auf alternativ­e Antriebe umstellen, aktuell verbraucht­en die Busse noch zu viel Diesel, der CO2-Ausstoß sei zu hoch. Der Antrag wurde bei einer Gegenstimm­e beschlosse­n.

„Wir haben den unbändigen Ehrgeiz, den Bodenseekr­eis zum ÖPNV-Leuchtturm des Südens zu entwickeln“,

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