Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kreistag beschließt Stundentakt für Buslinien
Deutliche Verbesserung des ÖPNV-Angebots im Bodenseekreis – Sieben Millionen Euro Mehrkosten pro Jahr
BODENSEEKREIS - Eine deutliche Verbesserung des ÖPNV-Angebots hat der Kreistag in seiner Sitzung vom Dienstag beschlossen: Auf Antrag der CDU-Fraktion investiert der Bodenseekreis künftig zusätzlich sieben Millionen Euro pro Jahr in den Busverkehr. Nach einem Stufenplan soll ab April 2024 sichergestellt sein, dass auch im ländlichen Raum zu den Hauptverkehrszeiten ein Halbstundentakt besteht und ansonsten ein Stundentakt.
„Wir haben den unbändigen Ehrgeiz, den Bodenseekreis zum ÖPNVLeuchtturm des Südens, als Vorzeigeprojekt in Baden-Württemberg zu entwickeln“, sagte Edgar Lamm für die CDU-Kreistagsfraktion, die sich das Projekt auf die Fahne geschrieben und im Juli 2022 einen entsprechenden Antrag eingebracht hatte. Unter dem Titel „Vision 2024“sollen jetzt im Bodenseekreis die Ziele der grünschwarzen Landesregierung übertroffen, das heißt früher erreicht werden. Im Koalitionsvertrag wurde, wie Lamm vortrug, festgeschrieben, „bis 2026 in den Hauptverkehrszeiten in den Ballungsräumen einen 15-Minuten-Takt und im ländlichen Raum einen 30-Minuten-Takt und zu den übrigen Zeiten mindestens einen Stundentakt im ländlichen Raum und in den Ballungsräumen einen 30-Minuten-Takt sicherzustellen“.
Bei der Kreisverwaltung rannte man damit offene Türen ein. Ein ganzes Bündel an Verbesserungen im Busverkehr wurde mit den entsprechenden Anbietern, vor allem der Bahntochter RAB, besprochen. Sie wurden laut Dezernentin Irmgard Schuster in vier Prioritätsstufen eingeteilt und entsprechend zeitlich gestaffelt umgesetzt. Angefangen vom Dezember 2022, über April 2023, Dezember 2023 bis zum April 2024. Laut Schuster soll damit der Verkehr im westlichen Kreis aufgewertet und mit den „Taktverbesserung vorhandener Linien gleiche Verhältnisse im westlichen wie im östlichen Kreisgebiet“hergestellt werden. Die sogenannte Mobilitätsgarantie werde im Bodenseekreis vorweggenommen. Diese soll laut dem Verkehrsministerium sicherstellen, dass jeder zwischen 5 und 24 Uhr auch in ländlichen Gebieten mit öffentlichen Verkehrsmitteln
garantiert von A nach B kommt.
Lamm betonte, dass man alle Gemeinden des Bodenseekreises im Blick gehabt habe. Das Angebot werde „unser Leben in den kommenden Jahren gravierend verändern und entscheidend verbessern“, sagte Lamm. Berufstätige, Schüler, Familien, Senioren, Gäste, Tourismusbetriebe und die Wirtschaft würden profitieren. Es werde außerdem ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet. Bis April 2024 soll außerdem im Busverkehr eine neue Liniennummernsystematik im Busverkehr eingeführt werden. Nach vier Jahren soll eine Evaluierung stattfinden. Auf einer Klausurtagung hatte der Kreistag laut Landrat Lothar Wölfle Detailfragen zu den künftigen Busverbindungen besprochen. Die Gemeinden im Kreis waren zuvor zu Stellungnahmen aufgefordert worden.
Der Ausbau des Busverkehrs umfasst viele einzelne Maßnahmen. Auf den Linien 200 und 7587 soll der Stundentakt beispielsweise auf der Verbindung zwischen Friedrichshafen – Eriskirch – Langenargen – Kressbronn auch an Samstagen, Sonn- und Feiertagen gelten. Neu eingeführt wird der Stundentakt zum Beispiel auf der Linie 7377 zwischen Überlingen – Hödingen – Bonndorf – Ludwigshafen – Stockach oder auf der Linie 7382 Meersburg – Bermatingen – Markdorf. Von den Fraktionen wurde der CDUVorstoß einhellig begrüßt. Elisabeth Kugel kritisierte jedoch für die Freien Wähler, dass die CDU keinen Finanzierungsvorschlag für das Paket gemacht habe, das den Kreis künftig sieben Millionen Euro mehr im Jahr kosten wird. Sie rechnet damit, dass die Kreisumlage deshalb um zwei Prozentpunkte angehoben wird. „Der freiwillig vorgezogene sagte Edgar Lamm für die CDU-Kreistagsfraktion.
Ausbau des ÖPNV wird uns teuer zu stehen kommen“, sagte Kugel. Als „finanzierbar und sinnvolle Investition“bezeichnete Christa HechtFluhr (Grüne) den Antrag, der zum Leuchtturmprojekt werden könne. Sie verwies aber darauf, dass neben dem Angebot im ÖPNV auch Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Sauberkeit oder bezahlbare Preise wichtig sind. Außerdem solle „Autofahren teurer und beschwerlicher werden, damit die Leute bereit sind, umzusteigen“, Als großen Schritt für die Mobilitätswende im Kreis bezeichnete Britta Wagner (SPD) das Projekt auch im Zusammenhang mit mit dem geplanten 49-Euro-Ticket der Bundesregierung. Der Antrag komme zur richtigen Zeit, sagte Detlev Gallandt für die AfD, er liege voll im Trend, die AfD wollte aber das Thema Evaluierung geklärt wissen. Einzig Gerhard Brugger von der FDP stimmte gegen den Antrag. Seiner Meinung nach sollte man den Busverkehr zuerst auf alternative Antriebe umstellen, aktuell verbrauchten die Busse noch zu viel Diesel, der CO2-Ausstoß sei zu hoch. Der Antrag wurde bei einer Gegenstimme beschlossen.
„Wir haben den unbändigen Ehrgeiz, den Bodenseekreis zum ÖPNV-Leuchtturm des Südens zu entwickeln“,