Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Als in Tettnang erstmals Flugzeuge landeten
Im Jahr 1977 gründet die Narrenzunft die „TTWA – Tettnang Trans World Airways“– Die Karten sind damals heiß begehrt
TETTNANG - An diesem Wochenende ist Tettnang Weltverkehrsstadt – zumindest wenn es nach den Tettnanger Narren geht. Zum großen Landschaftstreffen der VSAN (Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte) greift die Narrenzunft Tettnang als Gastgeberin ein Motto auf, das in Tettnang bereits eine längere Geschichte hat. Sogar Tettnangs eigene Fluggesellschaft soll wieder aktiviert werden: Die „TTWA – Tettnang Trans World Airways“. Die wurde nämlich bereits im Jahr 1977 gegründet, damals ebenfalls unter närrischen Umständen, versteht sich.
Hansjörg „Hase“Bär und Richard Locher erinnern sich noch gut daran, als in der Tettnanger Stadthalle zur Fasnet 1977 Gäste aus aller Welt am Terminal des TTWA-Flughafens begrüßt wurden. Ins Leben gerufen wurde das Ganze damals von einer engagierten Gruppe aus den Reihen der Narrenzunft. In stundenlanger Arbeit wurden Texte geschrieben, Kostüme zusammengestellt und sogar ein Flugzeug – zumindest Teile davon – wurde auf der Bühne der Stadthalle gebaut. „Wir haben da tolle Stunden erlebt“, sagt Hansjörg Bär. Oft sei die Vorbereitungszeit ja die schönste, meint er.
Als das aufwändige Bühnenbild fertig war, führten die Narren das Programm erstmals beim GalaAbend
im Zuge der ersten VSANHauptversammlung in Tettnang auf. Die TTWA-Fluglinie brachte Abordnungen aus verschiedenen Ländern der Welt direkt in die Stadthalle. Nachdem sie durch die Flugzeugtür die Treppe heruntergekommen waren, erzählten sie Geschichten und Gedichte – allesamt geschrieben von Sieger Locher, der ein Händchen für närrische Gedichte hatte, wie Richard Locher erzählt. Auch er stand damals mit auf der Bühne. Seine Texte in der Rolle eines Scheichs, der im Übrigen mitsamt eines Kamels aus dem Flugzeug gestiegen kam, kann er heute noch auswendig. Und die Beiträge wären heute teils aktueller denn je: Denn ist es heute die Energiekrise, die die Menschen umtreibt, war es damals die Ölkrise, die thematisiert wurde. Sieger Locher
kam in seiner Paraderolle als „Clown Isidor“auf die Bühne und weitere Gäste aus aller Welt entstiegen dem Flugzeug und erheiterten die Gäste.
Wenn auch der Zeitpunkt des Ausstiegs nicht immer ganz nach Plan verlaufen sei, wie sich Hansjörg Bär und Richard Locher schmunzelnd erinnern. „Derjenige, der hinter den Kulissen für das Öffnen der
Flugzeugtür zuständig war, hat das regelmäßig verschlafen“, verrät Richard Locher. So habe man letztlich ein kleines Loch in das Flugzeug gebohrt, damit dieser von hinten mehr vom Geschehen mitbekam.
Weil das Programm rund um die TTWA bei der Hauptversammlung so gut ankam, führten die Tettnanger Narren es beim Zunftball gleich nochmal auf. Und die Karten waren heiß begehrt. Als der Vorverkauf startete, habe es lange Schlangen vor dem ehemaligen Spielwarengeschäft Locher in der Montfortstraße gegeben, wo die Tickets erhältlich waren. „Es gab damals sogar Gerüchte, dass Karten unter der Hand verkauft worden seien, und empörte Leserbriefe deswegen“, sagt Hansjörg Bär.
Am Ende sei natürlich auch die zweite Vorführung ein voller Erfolg gewesen. Die TTWA wurde danach erstmal wieder stillgelegt – bis zum diesjährigen Landschaftstreffen. Im Zuge des Mottos „Weltverkehrsstadt Tettnang“wird natürlich auch die TTWA samt zugehörigem Flughafen in der Karlstraße wieder aufgegriffen.
Schwäbische.de überträgt den Umzug vom Landschaftstreffen per Livestream, dieser ist am Sonntag ab etwa 13.15 Uhr zu finden unter www.schwäbische.de/ landschaft-tt